Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
steckte. Immer dann, wenn ein Tropfen den Erdboden berührte, stiegen von dieser Stelle äußerst übel riechende Dämpfe auf, deren Geruch mit nichts zu vergleichen war, was Gorian bis dahin kennengelernt hatte.
    Die ganze Zeit über verharrte er in der Gewalt des schwarzen Lichts, das ihn vollkommen lähmte. Er vermochte nicht einmal mehr die Augen zu bewegen, sodass sein Blick starr und tot wirkte. Wie dunkler Rauch umgab dieses schwarze Licht seinen Körper.
    Dann brach der Strahl aus dem Schädel am Ende des Elfenbeinstabs plötzlich ab. Doch das bedeutete nicht, dass Gorian wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war und sich etwa hätte aufrichten können.
    Er versuchte die Muskeln und Sehnen seines Körpers anzuspannen und gleichzeitig all das an magischer Kraft, das noch in ihm sein mochte, zu sammeln. Doch er fühlte sich auf eine seltsame Weise leer und kraftlos. Nie zuvor war ihm so elend gewesen.
    Ein Gedanke erreichte ihn, so bedrängend, dass Gorian am liebsten laut aufgeschrien hätte, wäre er dazu in der Lage gewesen.
    »Da liegst du also, du verfluchtes Menschenkind!«, vernahm er den Gedanken des Frostgottes, und Gorian glaubte, dass ihm der Kopf zerspringen müsste.
    Der Frostgott fasste sich mit einer seiner Pranken an die Augenhöhle, aus der noch immer der Griff von Sternenklinge ragte. Bläuliches Blitzfeuer umflorte den Griff, und Frogyrr brüllte auf. Noch schrecklicher war der Gedanke, den er im selben Moment aussandte und an dem er Gorian in seiner vollen Wucht teilhaben ließ.
    Dann zog er Sternenklinge aus der Augenhöhle. Ein Schwall von schwarzem Blut folgte, und Frogyrr überschüttete Gorian mit Gedanken des Schmerzes. Er wollte, dass Nhorichs Sohn daran wenigstens auf geistiger Ebene teilhatte. Es war seine Rache für das, was Gorian ihm angetan hatte.
    Gorian glaubte für einen Augenblick schier wahnsinnig zu werden, als ihn die Wellen des Schmerzes durchfluteten. Und es gab im Moment nichts, womit er sich dagegen schützen konnte.
    Frogyrr fasste Sternenklinge mit zwei Fingern seiner Tatze und schleuderte das Schwert, das kaum die Größe seiner Reißzähne hatte, wie angewidert von sich.
    Mehrere der Eiskrähen stürzten sich augenblicklich darauf und fingen es aus der Luft, ehe es den Boden berührt hätte. Sie trugen es zur Eisscholle, wie es schon mit Schattenstich geschehen war. Morygor wollte offenbar die aus dem Bruchstück des Schattenbringers geschmiedeten Klingen für sich selbst haben, und Frogyrr sollte sie auf seiner Eisscholle nach Norden bringen.
    Der Bärengott nahm den Orxanier-Schädel von dem Riesenwalrosszahn. Die unzähligen in das Elfenbein geschnitzten fratzenhaften Gesichter veränderten sich und erwachten für Augenblicke zu einem schaurigen Scheinleben.
    Frogyrr rollte den Orxanier-Schädel über den Boden, und er verwandelte sich: Die Form blieb zwar erhalten, aber es bildeten sich acht mehrgliedrige Beine wie bei einer Spinne.
    »Fessle ihn!«, lautete der Gedankenbefehl des achtbeinigen Eisbären. Die Blutung aus seiner Augenhöhle hörte zwar auf, aber selbst er als Frostgott schien nicht über die Macht zu verfügen, das Auge, das Gorian ihm durch seinen Schwertwurf genommen hatte, so einfach wieder entstehen zu lassen. Dem Sternenmetall schienen tatsächlich besondere magische Eigenschaften eigen zu sein. Vielleicht stimmte es ja, dass die Finsternis mit Finsternis und die Macht des Schattenbringers mit seinem Metall zu bekämpfen war.
    Gorian versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Er konzentrierte sich auf die Alte Kraft und auf den Dolch aus Sternenmetall, den er nach wie vor mit seiner Faust umklammert hielt. Auch wenn beides – Faust und Dolch – nicht zu bewegen waren, so war Gorian davon überzeugt, dass diese Waffe im Moment die einzige Option darstellte, die er hatte.
    Er hätte ihr einen Namen geben sollen, ging es ihm durch den Sinn. Es war der erste klare Gedanke seit einer unendlich langen Zeit, wie es ihm schien. Allerdings lag dies wohl eher daran, dass ihm die letzten Momente aufgrund der unglaublichen Schmerzen, mit denen sein Gegner ihn überschüttet hatte, wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen waren.
    Einer Waffe einen Namen zu geben, das bedeutete auch immer, ihre Macht zu erhöhen. Jedenfalls dann, wenn sie voller Magie war, wie es bei den Schwertern Sternenklinge und Schattenstich der Fall war. Die Axiome der Ordensmeister stimmten in diesem Punkt mit den Lehren der Priesterschaft des Verborgenen Gottes überein. Nhorich hatte

Weitere Kostenlose Bücher