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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Trampelpfad, denn der alten Straße nach Segantia folgten sie schon lange nicht mehr, und den Weg zum Tempel kannte nur Gorian. Beliak sah ihn fragend an. »Und nun?«
    Gorian atmete tief durch.
    »Es ist noch nicht zu spät, Gorian. Lass dir helfen«, wisperte Ar-Dons Stimme wieder in Gorians Gedanken. Der Gargoyle schien seine Versuche, ihn zu beeinflussen, einfach nicht aufgeben zu wollen. »Du brauchst mich, um zu überleben. Deine Verfolger werden bald aus ihrer Erstarrung erwachen und sich dann wieder an deine Fersen heften …«
    Dass Ar-Don offenbar durch seine Augen sehen und alles wahrnehmen konnte, was ihm widerfuhr, beunruhigte Gorian zunehmend. Achte darauf, wessen Gedanken du Einlass in deine Seele gewährst! So lautete eines der Axiome des Ordens der Alten Kraft, das sich auf spezielle Übungen bezog, die eine geistige Beeinflussung durch Magie verhindern sollten.
    Als Gorian diese Zeilen zum ersten Mal gelesen hatte, waren sie ihm rätselhaft erschienen, kryptische Weisheiten aus einer vergangenen Zeit, deren Bedeutung niemandem mehr wirklich klar zu sein schien. Nun aber glaubte Gorian zu begreifen, was damit gemeint war.
    Er selbst war es, der es zugelassen hatte, dass der Geist des Gargoyle zu ihm sprach. Vielleicht, weil er zu schwach gewesen war, um diesen Einfluss von Anfang an abzuwehren. Vielleicht aber auch, weil er dieser Stimme insgeheim recht geben musste. Zumindest zu einem Teil.
    Es war, als würde der Gargoyle auch all seine Gedanken lesen, denn wie um Gorians letzte Überlegungen zu bestätigen, sagte er: » Ohne mich wirst du es nicht schaffen, Gorian. Das weißt du im Grunde selbst, und deswegen schenkst du mir dein inneres Ohr, deswegen lauschst du aufmerksam jedem einzelnen meiner Gedanken, und deswegen sind wir uns inzwischen so nahe, dass ich alles sehe, alles empfinde, alles erleide, was dir geschieht und zustößt. Ich führe dich. Und ich rette dich. Aber du musst es zulassen!«
    Gorian streckte den Arm aus. »In diese Richtung!«, bestimmte er.
    »Meine Güte, wenn du jedes Mal so lange brauchst, um dich bei einer Weggabelung an die richtige Richtung zu erinnern, werden uns die aufgetauten Eiskrähen zerhackt haben, lange bevor wir diesen verfluchten Tempel erreichen«, maulte Beliak.
     
    Sie liefen durch den Wald, und Gorian achtete nun darauf, die Führung zu behalten. Er spürte seine Beine und Füße kaum noch, und zeitweilig hatte er das Gefühl, nur noch zu den allernötigsten Gedanken fähig zu sein, denn eine bleierne Schwere machte sich schleichend in ihm breit. Er wurde immer müder, aber sie konnten sich allenfalls kurze Pausen erlauben, zu dicht waren ihnen die Verfolger auf den Fersen. Und davon abgesehen mussten sie damit rechnen, auf weitere Patrouillen der Frostkrieger zu stoßen.
    Während einer der kurzen Pausen, die sie einlegten und in denen Beliak von den Wassergeistern eines anderen Bachs Neuigkeiten zu erfahren versuchte, was sie ihm allerdings verweigerten, versuchte sich Gorian mit Magie zu kräftigen. Sein Vater hatte ihm ein paar entsprechende Übungen beigebracht und ihm Zauberformeln gelehrt, welche die Müdigkeit zumindest für eine Weile zurückdrängten. Aber auch hinsichtlich dieser Disziplin war Gorian noch weit von einer bescheidenen Meisterschaft entfernt.
    Seit der Orden der Alten Kraft gegen Morygors Schergen kämpfte, sannen die Schwertmeister verstärkt nach Möglichkeiten, die Macht des Schlafes über den Menschen zu brechen. Schließlich bestand einer der entscheidenden Vorteile, welche die untoten Frostkrieger auf dem Schlachtfeld hatten, darin, dass sie nie ermüdeten. Und so hatten die Ordensmeister in diese Richtung Experimente mit verschiedenen Formen der Magie angestellt. Einige hatten Substanzen zu sich genommen, die das Bedürfnis nach Schlaf zurückdrängen sollten, während andere dieses Ziel mit geistigen Konzentrationsübungen erreichen wollten. Auch waren beide Methoden miteinander kombiniert worden, allerdings ohne einen wirklich durchschlagenden Erfolg zu erzielen.
    Zumindest keinen Erfolg, der ohne teils fatale Nebenwirkungen gewesen wäre. Gorian erinnerte sich daran, was ihm sein Vater darüber erzählt hatte, dass etwa diejenigen, die diese Substanzen zu sich genommen hatten, sich allmählich verändert hatten. Die Betreffenden waren geradezu bösartig geworden und gleichgültig gegenüber den hohen Idealen des Ordens. Als man die Gefahr erkannt hatte, waren die Versuche zwar eingeschränkt worden, man hatte sie

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