Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
erst, das Schicksal vorauszukalkulieren. Das ist nicht einmal Morygor gelungen, sonst wärst du jetzt tot.«
    Hatte er diesen Rat nicht schon einmal gehört? Vielleicht entsprach er tatsächlich der Wahrheit.
    Beliak legte ihm eine seiner mächtigen Pranken auf die Schulter. »Ob du diesen Gargoyle wieder aus seinem Grab holst, weil er dir zu helfen verspricht, oder nicht, ist ganz allein deine Entscheidung. Ich weiß nicht allzu viel über Gargoyles, aber ich halte es für gut möglich, dass er froh ist, Morygor nicht mehr dienen zu müssen. Er wäre jedenfalls nicht das erste Wesen, dass der Herr der Frostfeste auf die eine oder andere Weise unter seinen Willen presste. Doch das sind alles Dinge, die wir an einem Ort besprechen sollten, wo wir nicht jederzeit von einem Trupp Frostkrieger überrascht werden können.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Jetzt komm mir nicht damit, dass ich vielleicht auch auf magische Weise beeinflusst werde und nun nichts anderes im Sinn habe, als dich ins Verderben zu führen«, sagte Beliak streng.
    Gorian lächelte matt. »Die Ordnung des Polyversums ist offenbar gegen mich.«
    »Für Trübsinn ist jetzt keine Zeit. Tut mir leid, aber solche Gedanken können eine Nebenwirkung sein, wenn sich ein Nicht-Adh zu lange im Untererdreich aufhält. Ich hoffe nur, dass sich das bei dir wieder verflüchtigt, sonst wird es schwer für dich werden, deine großen Ziele weiterzuverfolgen.«

9
     
    Steine
     
    Es war bereits Nacht, und der Mond stand hoch am Himmel, als sie die Lichtung mit dem Tempel der Alten Götter erreichten.
    »Ich sehe keinen Tempel«, gestand Beliak.
    »Das geht jedem so«, erwiderte Gorian. »Genau aus diesem Grund wählte mein Vater diesen Platz als Versteck für Sternenklinge und Schattenstich.«
    »Ein eigenartiger Ort …«
    »Du musst lernen, auf besondere Weise zu sehen, dann wirst du auch den Tempel erblicken.«
    »Und was ist mit den Frostkriegern? Können sie nicht auch lernen, auf diese besondere Weise zu sehen?«
    »Mein Vater hätte die Schwerter hier nicht aufbewahrt, wären sie an diesem Ort nicht absolut sicher gewesen«, widersprach Gorian. »Schließlich wusste er, dass diese Waffen auf keinen Fall Morygor in die Hände fallen dürfen.«
    Der Adh feixte. »Ich erkenne mein eigenes Argument, mit dem ich dich hierher gelockt habe. Jetzt benutzt du es gegen mich.«
    »Weil du auf einmal ebenjene Zweifel äußerst, die du zuvor bei mir zerstreut hast.« Gorian grinste zurück. »Konzentrier dich einfach, dann wirst du den Tempel sehen.«
    »Umgekehrt hast du die Wassergeister auch nicht sehen können«, gab Beliak zu bedenken. »Vielleicht unterscheiden sich Menschen und Adhe gar nicht so sehr durch ihre Magie voneinander, sondern durch die grundverschiedene Natur ihrer Augen.«
    Gorian winkte ab, dann ging er ein paar Schritte vor. Für ihn war das Säulenportal des Tempels deutlich zu sehen. Auf der unbewachsenen, zuvor leeren Fläche inmitten der Lichtung war vor seinen Augen längst die Ruine dieser uralten heiligen Stätte aufgetaucht, und Gorian fröstelte bei dem Gedanken, wie nahe er auch dem Grab des Gargoyle war.
    »Führe mich«, sagte Beliak. »Ich werde wie ein Blinder neben dir herlaufen müssen, und du musst mir den Weg weisen.«
    »Vielleicht hilft dir dies.« Gorian bedeckte mit den Händen die Augen des Adh und sagte jene Worte in alt-nemorischer Sprache zu ihm, die sein Vater gesprochen hatte, als er ihn zum ersten Mal an diesen Ort mitgenommen hatte. Aber entweder war Gorians Magie nicht stark genug, um die Formel wirken zu lassen, oder der Zauber, mit dem dieser Ort belegt war, hatte sich verändert. Oder die Formel wirkte einfach nicht bei einem Adh. Die Magie der Menschen und des gnomenhaften Volkes, dessen Angehörige aus der Tiefe der Erde geboren wurden, unterschied sich tatsächlich sehr voneinander.
    »Siehst du wenigstens die freie Fläche auf der Lichtung, wo kein Gras wächst?«, fragte Gorian.
    »Tut mir leid, ich sehe nur eine feuchte Wiese, auf der man wahrscheinlich genau darauf achten muss, nicht in die Hinterlassenschaften von Großelchen zu treten.«
    »Die Magie von Menschen und Adhen scheint noch unterschiedlicher zu sein, als ich dachte«, murmelte Gorian.
    »Also, ich habe mich über diesen Punkt niemals irgendwelchen Illusionen hingegeben …«
    Großelche waren zum ersten Mal in Thisilien gesichtet worden, als Gorians Großvater das hundertste Jahr erreichte. Meister Erian hatte darin ein Zeichen des Unheils gesehen,

Weitere Kostenlose Bücher