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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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In dessen Wänden waren leuchtende Steine eingelassen, die alles in ein diffuses Licht tauchten.
    Überall waren weitere Wachen postiert, und es wurde schnell klar, wie weitläufig die Palastanlage innerhalb des
Felsens war. Welche jener Höhlen, durch die sie geführt wurden, künstlich angelegt und welche natürlichen Ursprungs war, ließ sich oftmals nicht so recht unterscheiden. Manchmal schien man auch natürliche Höhlengänge entsprechend verändert zu haben.
    Schließlich führte man sie in einen Saal, dessen Wände und Deckengewölbe vollkommen mit Mosaiken bedeckt waren. Vereinzelte Leuchtsteine verbreiteten ein kaltes bläuliches Licht. Gorian hatte davon gehört, dass diese Steine das Sonnenlicht in sich aufnahmen und in der Dunkelheit wieder abgaben.
    Außerdem gab es Fackeln und Öllampen, deren flackerndes Licht sehr viel wärmer wirkte. In einigen Schalen brannte Weihrauch, der in großen Mengen mit Schiffen aus Margorea in Port Gryphenklau angeliefert und dann von Greifengondeln hinauf zum Palast geschafft wurde. Gorian hatte das in den letzten Wochen und Monaten oft genug beobachten können. Er hatte im Hafen mal jemanden gefragt, was es denn damit auf sich habe – einer seiner ersten Versuche, eine Unterhaltung in Gryphländisch zu führen und ohne den Sprechstein auszukommen, denn dessen Magie mochte im Basilisken-Reich etwas Alltägliches sein, aber im Reich der Greifenreiter verwirrten die wispernden Steine einen Gesprächspartner.
    Man hatte Gorian auf seine Frage hin geantwortet, dass der Geruch von Weihrauch den Tod fernhielte. Der ungeheure Weihrauchbedarf des Palasts war offenbar auf die Krankheit der Königstochter zurückzuführen. König Demris Gon vertraute wohl nicht allein den Künsten des Heilers Aarad, sondern versuchte jedes Mittel, dessen Wirkung zumindest nicht vollständig widerlegt war.
    Demris Gon saß auf einem Thron, der aus dem Schnabel
eines Greifen errichtet war. Sein Gesicht war so grau wie sein Bart. Seine Gemahlin Temsora Gon hatte ebenfalls einen Greifenschnabelthron, doch der war unbesetzt, und das schon seit Jahren, wie man hörte. Die Königin hatte sich aus Kummer über den Gesundheitszustand ihrer Tochter schon seit langer Zeit nicht mehr bei offiziellen Anlässen gezeigt, sondern sich vollkommen zurückgezogen. Angeblich stand sie unter dem Einfluss eines Predigers, der sie glauben machte, nur stete Bußgebete zum Verborgenen Gott könnten ihre Tochter noch retten und jegliche Heilkunst wäre ansonsten vergebens.
    Rechts und links des Doppelthrons hatten die beiden Söhne des Königs Platz genommen. Demris Gon hatte ihnen beiden seinen eigenen Namen vererbt, was die Unterscheidung bei der Anrede etwas schwierig machte. Deswegen sprachen die meisten auch nur vom Älteren und vom Jüngeren Prinzen. Welcher der beiden einmal König werden würde, war bislang offen, und es war kein Geheimnis, dass beide erbitterte Kontrahenten waren, die sich gegenseitig in Wahrheit den Tod wünschten.
    »Seid gegrüßt, edler Herrscher Gryphlands und Verteidiger des Glaubens an den einzig wahren und wahrhaftigen Gott«, sagte Aarad in fließendem Gryphländisch. »In meiner Begleitung befinden sich jene Gäste, von denen ich schon sprach und die vielleicht unsere letzte Hoffnung sind, dem drohenden Unheil aus dem Norden zu widerstehen.«
    Demris Gon hob die Augenbrauen. »So, sind sie das? Welch größeres Unheil könnte mir noch widerfahren, als mir bereits zuteilwurde.« Er seufzte laut. »Manchmal entsetzt mich selbst das Maß an innerer Gleichgültigkeit, das die Nähe des Todes erzeugt.«
    »Mit Verlaub, angesichts der großen Bedrohung, die ganz
Ost-Erdenrund heimsucht, werden wir uns keine Gleichgültigkeit erlauben können«, ergriff Thondaril das Wort. Er benutzte dabei den Sprechstein der Basilisken, und dessen Gewisper erstaunte offenbar sowohl den Jüngeren als auch den Älteren Prinzen, auch wenn sie sonst vieles trennen mochte.
    »Aarad hat mich ausführlich über die Geschehnisse informiert, die sich im Heiligen Reich zugetragen haben, und ich bin erschüttert über die Zerstörung der Kathedrale von Toque«, erklärte Demris Gon. »Dreimal ist meine Gemahlin mit meiner kranken Tochter dorthin gepilgert in der Hoffnung auf Heilung. Erniedrigt hat sich meine Königin, indem sie ein aschefarbenes Bettlergewand trug und sich unter die Massen mischte, die dort um Wunder flehten. Die hat es dort angeblich auch immer wieder gegeben. Warum ist ausgerechnet uns so ein

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