Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Wunder versagt geblieben? Ich verstehe es nicht. Als hätte sich der Verborgene Gott von uns abgewandt!«
    »Kaiser Corach hat sich nach Arabur in Laramont zurückgezogen«, mischte sich nun der Jüngere Prinz ein.
    »Es soll dort ein Bündnis aller Mächte geschmiedet werden«, erklärte Thondaril. »Der neu eingesetzte Herrscher des Basilisken-Reichs ist auf unserer Seite, und auch die Könige von Melagosien, Westreich und Mitulien haben ihre Gesandten geschickt.«
    »Man hört aber auch, dass sie alle zögern, sich diesem Bündnis anzuschließen«, fuhr der Jüngere Prinz fort. »Könnt Ihr mir den Grund dafür nennen, wenn doch die Gefahr so groß ist, wie Ihr sagt?«
    »Es ist die Furcht«, antwortete Thondaril. »Und vielleicht die vage Hoffnung auf ein gnädiges Schicksal, wenn man sich dem Feind unterwirft. Aber diese Hoffnung ist trügerisch.
Wenn sich Morygors Reich erst von Hemisphäre zu Hemisphäre erstreckt und der Schattenbringer das wärmende Licht der Sonne vollends raubt, wird die Welt zu einem Ort, an dem unsereins nicht mehr existieren kann. Nur wenn wir gemeinsam handeln, besteht noch die Aussicht, das Unheil abzuwenden. Wir brauchen die Hilfe Gryphlands so dringend wie auch jene der Caladran. Alte Feindschaften werden wir schlichtweg vergessen müssen, oder wir werden alle untergehen und zu untoten Sklaven in einem Reich kalter Totenschatten werden.«
    Der Ältere Prinz wollte das Wort ergreifen, doch König Demris Gon gebot ihm mit erhobener Hand zu schweigen, was dieser zwar hinnahm, aber seine Verärgerung darüber und die Eifersucht auf seinen Bruder, der vor ihm hatte sprechen dürfen, konnte er nicht verbergen. Seinem Bruder war die Gelegenheit gegeben worden, sich zu äußern, ihm nicht. Das ärgerte ihn zutiefst. Offenbar versuchte jeder der beiden Prinzen ständig unter Beweis zu stellen, besser für die königliche Nachfolge geeignet zu sein als der andere.
    »Ich werde meinen jüngeren Sohn als Gesandten nach Arabur schicken und dann erwägen, dem Bündnis beizutreten«, entschied der König. »Dass ich mir als Gryphländer ein Bündnis mit den Caladran kaum vorzustellen vermag, ist eine andere Sache. Aber vielleicht habt Ihr recht, und es ist an der Zeit, alte Feindschaften zu begraben.«
    »Heißt das, Ihr gestattet uns auch die Reise nach Felsenburg?«, hakte Thondaril sofort nach.
    »Ihr seid ein berühmter Mann, und Aarad hat mir geschildert, wie außerordentlich Eure Bedeutung im Moment für den Orden ist, also sei Euch Eure Forschheit verziehen«, gab Demris Gon zurück. »Ich werde darüber nachdenken und zu gegebener Zeit entscheiden.«

    »Aber …«
    »So lautet mein Wort, und das ist in diesem Land Gesetz«, erklärte Demris Gon, dann glitt sein Blick ins Nichts, und seine Gedanken schienen in abgelegene Sphären andauernder Verzweiflung und vorweggenommener Trauer abzudriften.
    »Dem Herzen dieses Mannes ist es gleichgültig geworden, ob alles zugrunde geht«, erreichte Gorian ein Gedanke von Sheera. »Wer weiß, vielleicht wünscht er es sich sogar insgeheim, weil er glaubt, dass dann seine eigene Qual ein Ende hätte.«
    Gorian hatte den gleichen Eindruck, aber es von einer angehenden Heilerin bestätigt zu bekommen, der man die Fähigkeit nachsagte, tiefer als die Angehörigen anderer Ordenshäuser in die Seelen von Menschen blicken zu können, war ernüchternd.
    Und wieder spürte Gorian für einen kurzen Moment die Anwesenheit von sehr dunkler Magie. Da war ein Gedanke, der so bösartig und gleichzeitig so fremd war, dass man ihn unmöglich in menschliche Sprache übertragen konnte. Er hatte etwas von einem höhnischen, vor Zynismus triefenden Gelächter und der dunklen Freude eines Folterers an seinem Handwerk.
    Doch schon einen Lidschlag später war nichts mehr davon zu spüren, so als hätte sich derjenige oder dieses Etwas, von dem der Gedanke stammte, abgeschirmt.
    Ein Ruck ging durch den Körper des Königs, als hätte auch er diese dunkle Wesenheit bemerkt. Suchend blickte er im Raum umher. »Manchmal glaube ich schon, die Schatten des Todes zu sehen, wie sie diesen Palast durchstreifen, wie sie sich an die Öllampen hängen, mich verlachen und sich an meiner Furcht weiden…« Auf einmal fixierte sein Blick Gorian, auf eine Weise, die diesem sehr unangenehm war.
»Gorian … Der Ordensgesandte Aarad hat mir viel über dich erzählt. Darüber, dass du ein besonderes magisches Talent hättest, und auch davon, dass du derjenige bist, der Morygors Schicksalslinie

Weitere Kostenlose Bücher