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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der fortgeschrittenen basiliskischen Magierkunst hatten ihnen bereits gute Dienste erwiesen. Während Gorian es zumeist vorzog, die betreffende Sprache des Landes, in dem er sich aufhielt, möglichst schnell zu erlernen, sodass er den Sprechstein zuletzt kaum noch benutzt hatte, war der von Meister Thondaril immer wieder in Gebrauch.

    Nun, da ihr Treffen mit dem Fürsten von Naraig bevorstand, hatten beide ihre Sprechsteine an Lederbändern vor der Brust hängen und die Magie dieser kleinen Artefakte mit einer einfachen Formel aktiviert, damit es keine Verständigungsprobleme gab.
    »Wir freuen uns auf das Treffen mit Eurem Herrn«, erwiderte Meister Thondaril.
    Der Schlangenmensch ließ daraufhin einen zischenden Laut hören, wobei eine gespaltene Zunge aus dem lippenlosen Maul seines Echsenkopfes schnellte, der insgesamt etwas größer als ein menschlicher Schädel war. Seine kalten, glasig und blicklos wirkenden Augen musterten sowohl Gorian als auch Meister Thondaril vollkommen ungeniert. Der Körper des Schlangenmenschen war zwar menschenähnlich, aber die Haut an den Händen leicht geschuppt und erinnerte an die einer Schlange.
    Der Fürst von Naraig residierte in der Dritten Burg von Nelbar, auf deren Hof Platz für mehrere Libellengondeln war. Gorian wusste, dass einige weitaus größere Gondeln auf dem Landeplatz der Greifenreiter niedergegangen waren. Dass der Magistrat es hatte durchsetzen können, dass die Dritte Burg für die verbündeten Gäste geräumt worden war, unterstrich die Bedeutung des Fürsten von Naraig.
    Gorian blickte aus einem der Gondelfenster, dessen Verglasung auf die Kunst westreichischer Handwerker schließen ließ. Überall brannten in Nelbar Lichter, und Gorian kam es vor, dass die Bewohner der Stadt umso mehr entzündeten, je länger die Finsternis anhielt.
    Das galt auch für den vollkommen überfüllten Hafen mit seinen zahllosen Schiffen, der auf Gorian wie ein Sternenmeer wirkte. Ein Gedanke, der ihn daran erinnerte, dass die Sterne seit einiger Zeit gar nicht mehr zu sehen waren.

    Die Riesenlibellen setzt die Gondel behutsam im Burghof ab. An das Surren ihrer Flügel hatte sich Gorian den ganzen Flug über nicht gewöhnen können.
    Der Schlangenmensch öffnete die Gondeltür. »Bitte folgt mir.«
    »Dürfen wir erfahren, mit wem wir die Ehre haben?«, fragte Gorian.
    Der Schlangenmensch drehte sich zu ihm um und bedachte Gorian mit einem Blick, der für ein menschliches Wesen undeutbar war. »Mit einem treuen Diener seines Herrn«, antwortete er. Seinen Namen wollte er offenbar nicht preisgeben, und es war zu vermuten, dass dahinter die Anordnung seines Meisters stand. »Folgt mir nun bitte.«
    Der Basilisken-Fürst residierte im Palas der Dritten Burg. Vor dem Portal standen bewaffnete Wachen, allesamt Schlangenmenschen. Sie gelangten in einen Vorraum, in dem ebenfalls Wachen standen, doch diesmal befanden sich unter ihnen auch muskelbepackte grünhäutige Oger.
    Eine Menschenschlange rutschte ihnen auf ihrem reptitilienhaften Körper entgegen.
    »Ich bringe die Gäste des Fürsten«, sagte der Schlangenmensch zu der Menschenschlange, die den Kopf eines kahlköpfigen Mannes hatte.
    »Mein Name ist Zosaar, und ich bin der ergebene Berater des Fürsten«, stellte sich die Menschenschlange auf Heiligreichisch vor und wandte sich dann an den Schlangenmenschen, der Gorian und Thondaril hergebracht hatte. »Die Gäste müssen ihre Waffen ablegen.«
    Es war nichts anderes zu erwarten gewesen, schließlich entsprach es dem, was Gorian und Thondaril vom basiliskischen Hof in Basaleia kannten. Dennoch war Gorian diesmal
nicht so einfach bereit, sich zu beugen. Der neue Hochmeister wollte sein Wehrgehänge bereits ablegen, aber Gorian schüttelte den Kopf.
    »Der Fürst von Naraig ist ein Mitglied des Königshauses, und ich weiß um seine Furcht«, erklärte er.
    »Er teilte mit unserem neuen König ein Eigelege«, erklärte die Menschenschlange. »Darum verfügt er über die Fähigkeit des besonderen Blicks, der seine Feinde erstarren lässt …«
    »… und ihm selbst zum Verhängnis wird, sollte sein Blick gespiegelt werden, und sei es nur von der schmalen Klinge eines Schwertes«, ergänzte Gorian. »Deshalb tragen seine Wächter auch Schwerter aus Obsidian und nicht aus Metall. Ich werde dennoch meine Waffe nicht ablegen. Wenn mich der Fürst sprechen will, so muss er darauf vertrauen, dass ich ihn nicht angreifen werde, so wie auch ich darauf vertraue, dass er mich nicht

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