Gorian 3
Es war jedenfalls Basilisken-Magie, und auch wenn jeglicher Zauberkunst letztlich dieselben Kräfte zugrunde lagen, unterschied sich die Basilisken-Magie doch in vieler Hinsicht von jener der Caladran oder der Ordensmeister.
»Unseren gemeinsamen Plänen wird meine Wahl nur dienlich sein«, meinte Meister Thondaril, »denn der Orden spricht jetzt wieder mit einer einheitlichen Stimme, was ihn stärkt.«
»Trotz des erheblichen Blutzolls, den Ihr hinnehmen musstet? «
»Nicht die Breite oder die Länge eines Schwertes entscheidet den Kampf, sondern ob es im richtigen Moment das Herz des Gegners trifft.«
»Wie wahr, wie wahr. Und wie gut für mich, dass im Körper eines Basilisken in der Regel mehrere Herzen schlagen.«
»Eure Art ist über die Maßen von der Natur bevorzugt worden«, entgegnete Meister Thondaril auf eine Weise, die ein menschlicher Gesprächspartner vielleicht als Spott aufgefasst hätte. Aber anscheinend traf er damit genau den Ton, den sein Gegenüber gerne hörte.
»Dafür scheint der Verborgene Gott, dessen Glaube auch in unserem Reich eine wachsende Anhängerschaft erfährt, sein besonderes Augenmerk auf die Menschen gerichtet zu haben, denn Eurer Lehre nach erschuf er Eure Rasse unzulänglich und unvollkommen, um ihren Glauben zu prüfen.«
»Es mag so sein, Fürst.«
Eine Pause entstand. »Ist Meister Gorian aus Twixlum in unsere Pläne eingeweiht?«, fragte der Basilisk dann.
»Nicht in vollem Umfang«, antwortete Thondaril
»Dann wird es Zeit, dies nachzuholen«, entschied der Fürst von Naraig. Einige Zischlaute mischten sich mit einem heiseren Röcheln, von dem Gorian nicht wusste, ob es Teil der Sprache dieses Wesens war oder nur ein Schnaufen. »Ihr wisst, ehrenwerter Meister Gorian, dass nur wenige Basilisken mit ihrem Blick ihr Gegenüber erstarren lassen können. Diese Eigenschaft ist so selten, weil wir sie nur bei Angehörigen des Königshauses dulden und alle anderen, bei denen wir diese Gabe erkennen, möglichst bald nach dem Eischlupf töten. Ich verfüge über diese Fähigkeit, und das ist der Grund, warum ich mich im Auftrag meines Herrschers und Familienoberhauptes hierher begeben habe.«
»Ein Basilisken-Blick soll gegen die Horden Morygors eingesetzt werden?«, fragte Gorian erstaunt.
»So ist es. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Schergen des Herrn der Frostfeste ihren erbarmungslosen Eroberungszug nach Süden fortsetzen.«
»Ich verstehe nicht ganz, wie das vor sich gehen soll. Ihr werdet kaum die Gelegenheit bekommen, jedem Geschöpf in Morygors Heer in die Augen zu blicken. Und davon abgesehen bin ich mir nicht sicher, ob diese Eigenschaft, die Euch die Natur geschenkt hat, auch gegen die untoten Frostkrieger wirkt.«
»Ihr scheint sehr praktisch veranlagt zu sein, Meister Gorian. Ganz so, wie es typisch ist für Eure einfache Art, weswegen wir die Dienste von Euresgleichen in unserem Reich auch stets sehr zu schätzen wissen, einmal abgesehen von wirklich wichtigen Dinge wie die Magie oder die Staatskunst.
Da Euch Euer Mentor anscheinend tatsächlich noch nicht in unsere Pläne eingeweiht hat, werde ich sie Euch kurz erläutern.«
»Ich bitte darum.«
»Ihr werdet bemerkt haben, dass zuletzt Libellen-Gondeln in großer Anzahl diese Stadt erreichten. Einige davon transportierten Soldaten unseres Herrschers, aber die weitaus meisten brachten Einzelteile eines gewaltigen Mechanismus, mit dessen Hilfe sich die Kraft eines Basilisken-Blicks vervielfachen und deutlich verstärken lässt. Durch diesen Mechanismus soll mein Blick über eine Anzahl magisch behandelter Spiegel in einen gewaltigen Großspiegel gelenkt werden. Dieser wiederum besteht aus magischem Quecksilber, und seine Ausmaße werden die höchsten Türme von Basaleia klein erscheinen lassen. Wer immer sich im Einflusskegel dieses Spiegels befindet, wird gezwungen sein, seinen Blick und alle anderen Sinne darauf zu konzentrieren, und dann zu Stein erstarren. Und Eure Frage, ob diese Wirkung auch bei Frostkriegern erzielt werden kann, beantworte ich mit Ja. Unsere Magier haben die Beschaffenheit des Spiegels so gewählt, dass die Untoten den Blick nicht einmal darauf richten müssen; die Konzentration irgendeines anderen Sinnes auf den Spiegel reicht. Und nennt mir irgendein Geschöpf, das über keine Sinne verfügt, mit denen es sich orientiert. Das ließe sich von Menschenkriegern sicherlich leicht dahinschlachten, da es gewiss ohne Ziel und Richtung umherirren würde.«
»So hoffe ich,
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