Gorian 3
basiliskischen Königshauses, das zurzeit hier in Nelbar weilt. Er will dich in seine Pläne einweihen. Pläne, mit deren Hilfe wir vielleicht das Vorrücken des Frostreichs noch einmal aufhalten können. Wir brauchen Zeit, Gorian, um den entscheidenden Schlag vorzubereiten, von dem ich ausgehe, dass du ihn führen wirst.«
Gorian überlegte kurz. »Wann soll dieses Treffen stattfinden?«
»Gleich. Das ist einer der Gründe, weshalb ich so darauf gedrängt habe, dass du bereits jetzt im zweiten Haus des Ordens die Prüfung ablegst.«
Warum wollte Thondaril diesen Basilisken so beeindrucken? Gorian stellte sich diese Frage, schirmte den Gedanken jedoch vor seinem Mentor ab, so wie auch dieser ihn in letzter Zeit noch weniger an seinen Gedanken teilhaben ließ, als dies ohnehin schon immer der Fall gewesen war.
»Du wirst inzwischen von dem Maladran-Krieger gehört haben, der in den Nächten mordend durch die Stadt schlich und es leider über längere Zeit verstanden hat, seine abscheulichen Taten vor uns zu verbergen«, brachte Thondaril endlich das Thema zur Sprache, das Gorian so sehr beschäftigte. »Wir müssen darauf achten, dass diese blutrünstigen Kreaturen nicht unserer Kontrolle entgleiten. Der Herzog von Eldosien ist auf dem Weg hierher. Und der König von Gryphland hat einen hohen Emissär geschickt. Es geht darum, wer den Widerstand gegen Morygor anführen wird
und ob der Basilisken-Fürst aus Naraig freie Hand bekommt bei dem, was er vorhat. Aber darüber wirst du später mehr erfahren.«
»Alles, was ich brauche, ist ein Himmelsschiff, um damit zur Frostfeste zu gelangen«, sagte Gorian. »Wie steht es damit?«
»Hab Geduld, Gorian. Du wirst dieses Himmelsschiff bekommen, sobald du selbst so weit bist, dich Morygor stellen zu können.«
Ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit legte sich auf Gorians Gesicht. »Vielleicht bin ich schon sehr viel weiter, als Ihr ahnt, Meister – und es mag sogar sein, dass ich schon bald in der Lage sein werde, auch ohne Himmelsschiff zur Frostfeste zu gelangen, wenn es sein muss!«
Thondaril nickte. »Meister Shabran hat mir von deinem Kampf gegen den Eisdrachen erzählt.«
»Dann wisst Ihr ja, wie gut ich inzwischen die Schattenpfadgängerei beherrsche.«
»Du schätzt deine Fähigkeiten und Möglichkeiten abermals falsch und viel zu optimistisch ein, Gorian. Auf dich allein gestellt wirst du nichts erreichen. Glaub mir, wenn es so leicht wäre, durch die Schattenpfade zu reisen, in Morygors Feste zu verstofflichen und ihm mit einem Hieb oder einem gelungenen Schadenszauber den Garaus zu machen, hätte sich längst jemand gefunden, der diese Aufgabe erledigt hätte.« Meister Thondaril blieb stehen und sah Gorian direkt an. »Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis, das ich genauso wenig an die große Glocke gehängt haben möchte wie die Angelegenheit mit dem mordenden Maladran.«
»Ich höre.«
»Es gab sogar eine ganze Reihe von Schattenmeistern, die genau das versucht haben, was du dir so einfach vorstellst,
Gorian. Sie drangen tief ins Frostreich vor, in dem irrigen Glauben, der Aura Morygors widerstehen zu können. Schließlich dauert eine Reise über die Schattenpfade nur Augenblicke, wenn man diese Kunst richtig beherrscht, selbst wenn man Tausende von Meilen zurücklegt. Lass es dir eine Warnung sein: Sie alle sind nun Morygors treue Diener. Er hat sie alle zu seinen Sklaven gemacht, nicht ein Einziger konnte seiner Aura widerstehen. Es war kein Zufall, dass unter den Verrätern innerhalb des Ordens besonders viele Meister aus dem Haus der Schatten waren.«
18
Der Fürst von Naraig
Im Hof der Siebten Burg von Nelbar bestiegen Meister Thondaril und Gorian eine von Riesenlibellen getragene Gondel, in der sie von einem Schlangenmenschen in einem langen Gewand empfangen wurden. Viele seiner Art dienten dem Basilisken-Reich als Krieger, aber die Aufgabe dieses echsenköpfigen, sehr breitschultrigen Mannes schien eher die eines Emissärs zu sein.
Er sprach kein Heiligreichisch, benutzte aber einen basiliskischen Sprechstein, sodass Thondaril und Gorian ihn trotz seiner wie ein permanentes Wispern klingenden Sprache verstehen konnten.
»Der Fürst von Naraig erwartet Euch, werte Herren aus dem Orden der Alten Kraft und der erwiesenen Weisheit«, sagte er zu den beiden Ordensmeistern.
Auch Gorian und Meister Thondaril trugen Sprechsteine bei sich. Sie hatten sie während ihres Aufenthalts am Hof des Basilisken-Königs erhalten, und diese Errungenschaften
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