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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Caladrania offensichtlich erobern, ohne ihn zu zerstören. Er wollte ihn stattdessen für seine eigenen Zwecke benutzen. Und das ist ihm zeitweilig sogar gelungen.«
    »Nur mit knapper Not ist uns die Flucht gelungen«, berichtete Zog Yaal. Er deutete zu den anderen Caladran-Himmelsschiffen, die zusammen mit der Hoffnung des Himmels hergekommen waren. »Die meisten stammen nicht aus Caladrania, sondern aus Segell, und flohen nach dem Fall des dortigen Stadtbaums in einem weiten Bogen über das Meer nach Süden, wie mir die Caladran berichteten.«
    »Unsere Flotte ist grausam zusammengeschrumpft«, erklärte König Abrandir. »So wie unser Volk als Ganzes. Die Überlebenden sammeln sich im Süden, aber es sind nicht mehr viele. Und schwach sind wir außerdem.« Die letzten Worte hatte Abrandir auf Caladranisch gesprochen; offenbar hatte er sie an sich selbst gerichtet, nicht an einen der Anwesenden. Desto mehr aber bewiesen sie Gorian, wie verzweifelt die Lage der Caladran war.
    Unterdessen sammelten sich die Schamanen und bildeten einen Kreis. Sie hoben die Hände zum halbdunklen Himmel. Grünlich schimmernde Blitze zuckten lautlos aus ihren Fingerspitzen und sprangen von einem zum anderen. Sie stimmten eine Art Singsang an, der aus einer sich ständig wiederholenden magischen Formel bestand. Gorian spürte den sehr intensiven Gedanken, der mit dieser Formel verbunden war. Sie suchten, aber sie fanden nicht das, was ihnen so wichtig war.
    Eine ganze Weile standen sie da und verstärkten ihren Zauber noch. Zum Schluss trafen sich die Blitze aus ihren
Fingerspitzen an einem Punkt in der Mitte des Kreises, den sie gebildet hatten. Dort entstand eine Kugel aus purem, sehr grellem Licht, die dann mit einem Zischen in die Tiefe drang und im nächsten Moment völlig verschwunden war.
    Die Schamanen murmelten noch eine Weile ihren Singsang vor sich hin und versuchten mithilfe ihrer geistigen Kräfte, die noch erhaltenen unteren Bereiche des Stadtbaums von Caladrania zu durchforschen.
    Doch dann machte einer von ihnen, der offenbar die Führung dieser Gruppe innehatte, eine Handbewegung, woraufhin das Ritual abgebrochen wurde, und er trat auf König Abrandir zu, wobei er resignierend den Kopf schüttelte.
    »Andirs Kristall des Geistes ist nicht mehr hier.«
    »Das war zu befürchten, Brass Telir«, murmelte der König.
    »Die geistigen Spuren weisen nach Nordosten, mein König.«
    »Ja – zur Frostfeste, wie unschwer zu vermuten ist.«
    König Abrandir drängte auf einen raschen Aufbruch. »Man muss damit rechnen, dass Morygor bereits zum Schlag gegen uns ausholt. Wir sind tief ins Reich der Kälte eingedrungen.« Er wandte sich an Gorian. »Es war ein großes Wagnis, das wir Euretwegen eingegangen sind. Aber Meister Thondaril überzeugte uns davon, dass Ihr nach wie vor in der Lage seid, uns allen die Rettung zu bringen, werter Gorian.« Mit Blick auf den Ring des Schwertmeisters, den Gorian trug, verbesserte er sich: » Meister Gorian.«
    »Und der Kristall des Geistes?«
    »Wir hatten wenig Hoffnung, ihn noch zu finden, und all unsere Befürchtungen haben sich leider bewahrheitet. Morygor hat den Kristall in seine Frostfeste schaffen lassen. Er
erleichtert ihm den Zugang zum Reich des Geistes – und erschwert ihn für uns.«
    »Eine Schwächung für uns«, murmelte Gorian düster. »Und ein Machtzuwachs für ihn.«
    »Ihr sagt es, werter Schwertmeister. Ohne den Kristall des Geistes haben wir vermutlich nicht einmal die Möglichkeit, unseren alten Plan noch in die Tat umzusetzen, mit den Resten unseres Volkes zu den Sternen zu flüchten.«
    »Ich verstehe.«
    König Abrandir wandte sich Beliak und den Maladran zu. Die Scheu, die der Caladran-König insbesondere vor dem Blinden Schlächter und seinem Gefolge empfand, war ihm deutlich anzusehen.
    Eldamir trat dem König entgegen. Seine Hand umfasste den Schwertgriff. »Wir haben Pela verteidigt und dienen dem Fürsten, von dem Ihr die Rettung vor Euren Feinden erwartet! «, erklärte er in einem altertümlichen Dialekt der Vorfahren. »Also nehmt uns mit, wenn Ihr davonzieht!«
    »Ihr seid Maladran!«, betonte König Abrandir; er sagte dies auf eine Weise, als würde allein dieses eine Wort alles erklären, und seine sonst so kontrollierten Gesichtszüge entglitten zu einem widerwilligen Ausdruck.
    Maladran ...
    Die Verkörperung des schlimmsten Schreckens und der größten Niedertracht. Die Seelen derer, die so schlimme Verbrechen begangen hatten, dass man sie auf ewig

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