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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Im Moment müssen wir einfach die Ruhe bewahren. Wir dürfen uns nicht sehen, und du darfst auf keinen Fall etwas überstürzen.«
    »Aber das schaffe ich nicht«, wimmerte sie.
    Sie klang nun so jämmerlich. Der fremde Mann atmete heftig.
    »Jetzt hör mir mal zu! Du schaffst das! Du bleibst hier und verlierst nicht die Nerven. Du hast nichts falsch gemacht.«
    Seine Stimme klang nicht annähernd so ermutigend wie seine Worte. Sie war hart, entschlossen und beinahe streng. Ricky ballte die Fäuste.
    »Nein! Ich glaube, man kann mir keinen Vorwurf machen, oder? Wer würde mich denn verurteilen, oder?«
    »Hör auf!«, befahl die fremde Stimme. »Es nützt nichts …«
    »Ich glaube nicht, dass mich viele verurteilen würden«, fiel ihm seine Mutter ins Wort.
    »Schluss jetzt, Kristina!«
    Rickys Herz klopfte heftig. Er spürte das Blut in den Schläfen pulsieren. Sein Kopf war heiß. Es waren ruhelose Schritte zwischen Wohn- und Esszimmer zu hören. Während sie sprach, war sie ununterbrochen in Bewegung.
    »Es ist furchtbar, so etwas zu sagen, aber er war selbst schuld … am Ende, da … wurde er sich selbst zum Verhängnis. Ich höre mich vielleicht an wie ein Ungeheuer, aber er war selbst schuld.«
    »Genau, er war selbst schuld, und du bist kein Ungeheuer.«
    Nun klang die Stimme begeistert, fast froh. Endlich hatte sie einen Anhaltspunkt gefunden, dem sie zustimmen konnte.
    »Du hast dich befreit. Du warst eine Gefangene. Er hatte es schon lange verdient. Er war kein Mann, er war ein feiges, gewalttätiges Arschloch, er …«
    Offenbar suchte die Stimme nach Worten, fand aber nicht die Ausdrücke, die niederträchtig genug waren. Eine Weile hörte Ricky lediglich aufgeregte Atemzüge.
    »Soll ich zur Polizei gehen?«
    »Nein!«, brüllte der Fremde. »Was redest du da, hast du mir denn gar nicht zugehört? Es ist doch so, wie du sagst. Er ist sich selbst zum Verhängnis geworden. Er hat es verdient zu sterben. Nicht du bist das Ungeheuer, sondern er.«
    Rickard lauschte. Er hatte die Gartenhandschuhe an. In seiner fest geballten Faust steckte die neue, scharfe Rasenmäherklinge.

58
     
    Er hatte gesehen, wie das Fischerboot in Herrvik ablegte und sich durch die Wellen kämpfte. Am Anfang hatte es direkt auf ihn zugehalten. Wer immer das Steuer in der Hand hatte, nutzte offenbar den alten Leuchtturm als Richtmarke. Als das Boot dann einen südlicheren Kurs einschlug, dachte er zunächst, es würde vorbeifahren, doch dann steuerte es auf den Steg zu. Er stieg ein Stockwerk höher, um besser sehen zu können.
    Er achtete darauf, nicht zu nahe ans Fenster zu kommen, und musste sich seitwärts durch den Raum bewegen, um den Mann und die Frau nicht aus dem Blick zu verlieren, die beim Steg an Land gegangen waren. Da sie auf den Leuchtturm zugingen, nahm er an, dass ihr Besuch dem Turm galt. Sie verschwanden für eine Weile aus seinem Blickfeld, tauchten aber plötzlich auf dem Weg zum Strand wieder auf.
    Nun begriff er, dass sie gekommen waren, um ihn zu suchen. Irgendjemand musste ihn während der Überfahrt beobachtet haben. Wie hätten sie sonst auf die Idee kommen sollen, dass er sich auf der Insel befinden könnte. Hatte Elin ihnen etwas gesagt? Hatte sie es geahnt oder erraten?
    Sobald sie unten am Strand ankamen, würde ihnen alles klar werden. Kam nun das Ende? Es gab keine Rettung. Das Ende wurde wie ein schwarzer Schaum aus den Tiefen des Meeres an die Wasseroberfläche gespült. Er sah blutende Augen vor sich. Er sah den Blick seiner Mutter. Hatte sie ihn vorwurfsvoll angesehen? Nein, es war viel einfacher. In ihrem Blick lag Verzweiflung. Sie war vernichtet, sie lag im Sterben. Aus der langen Wunde in ihrer Brust quoll stoßweise Blut. Und er ertrank genau wie sie in diesem vielen Blut.
    Er hob den Kopf und hielt Ausschau nach den beiden, die sich da unten näherten. Jetzt erkannte er sie wieder.

59
     
    Durch die immer dunkler werdende Wolkendecke drangen nicht mehr viele Sonnenstrahlen. Mit Rückenwind kämpften sie sich die Steilküste hinauf. Unter Fredriks Schuhen knackte es. Er sah nach und entdeckte ein kleines zertrampeltes Vogelskelett.
    Oben auf der Klippe waren sie dem Wind vollkommen ungeschützt ausgesetzt. Sara wurde das glatte schwarze Haar ins Gesicht gepeitscht. Sie hielt es mit der linken Hand zusammen, während sie mit der anderen ein Haargummi aus ihrer Jackentasche wühlte.
    Sie eilten zum Leuchtturm. Sara ging voran, und Fredrik folgte ihr mit wachsam nach oben gerichtetem

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