Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Rickard suchen?«
»Ja.«
»Hast du die Stelle im Tagebuch im Sinn?«
»Einen Versuch wäre es wert.«
»Glaubst du, dass Rickard es getan hat?«
»Ich glaube, dass er etwas weiß. Er schützt jemanden oder ist auf irgendeine Weise mitschuldig. Vielleicht brauchte er Geld, oder stell dir vor, er hat mit Ringvall einen Deal gemacht. Aber dann geht alles schief, Ringvall dreht durch und bringt sie alle drei um. Oder Rickard tut es selbst, aber das kann ich mir kaum vorstellen.«
»Ich auch nicht. Der Junge ist doch nicht verrückt. Aber er ist bestimmt nicht ohne Grund verschwunden«, sagte Sara.
»Rickard ist die Lösung. Da bin ich mir ganz sicher.«
Sara legte eine Hand auf das Dach des Volvos und blickte hinüber zu dem Fischerboot.
»Tja«, seufzte sie, »warum nicht? Wir fahren einfach hin und gucken. Rufst du Göran an?«
Während der Überfahrt saßen Sara und Fredrik ganz vorn im Boot, das offenbar schon lange nicht mehr zum Fischen benutzt wurde. Die Netzwinde war zwar noch vorhanden, aber das Innere des Bootes war sauber geschrubbt und frisch gestrichen, und es waren zusätzliche Ruderbänke als Sitzplätze eingebaut worden.
Als sie die schützende Bucht verließen, klatschte das Boot auf die Wellen, die direkt von vorn kamen. Hin und wieder schwappte das Wasser über sie.
Evert Söderman streckte den Kopf aus dem Fenster seines kleinen Steuerstands und rief ihnen zu: »Wenn Ihnen kalt wird, müssen Sie sich bei mir mit hineinquetschen.«
»Kein Problem«, brüllte Sara zurück, »wir sitzen im Windschatten.«
»Aber es schaukelt ganz schön«, sagte Fredrik leise zu Sara.
Wenn der Bug in die Wellentäler fiel, wurden sie von der Sitzbank gehoben und landeten kurz darauf wieder krachend auf dem Hintern.
Als sie sich der Insel näherten, legten sich die Wellen, und die Fahrt wurde angenehmer. Evert Söderman hielt Kurs auf die schmale Landspitze, die direkt nach Süden ging. Ungefähr in der Mitte ließ sich ein Steg erahnen, der vermutlich gebaut worden war, um den Betrieb des Leuchtturms zu erleichtern.
Wieder streckte er den Kopf aus dem Seitenfenster.
»Normalerweise bringe ich die Touristen zu den Klippen dort drüben, aber bei diesem Wetter machen wir besser am Steg fest.«
Söderman wollte für die Überfahrt eigentlich keine Bezahlung annehmen, weil es sich um eine polizeiliche Angelegenheit handelte. Außerdem habe er sowieso nichts vor, sagte er. Doch Fredrik konnte ihn schließlich überreden, das Geld anzunehmen, da ja nicht Sara und er persönlich, sondern die Polizeiverwaltung die Überfahrt bezahlte.
Göran hatte keine Einwände gegen die Ausgabe gehabt, ermahnte die beiden aber, vorsichtig zu sein. »Seht euch nur um. Wenn ihr ihn tatsächlich findet, ruft Verstärkung!«
Die Anita war kein schnelles Boot, und durch den Gegenwind wurde sie noch langsamer. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie am Steg ankamen. Evert Söderman schaltete den tuckernden Dieselmotor auf Leerlauf, hängte die Fender hinaus und sprang mit einem Tampen in der Hand so rasch und geschickt auf den Steg, dass Sara und Fredrik gar keine Zeit hatten, ihm ihre Hilfe anzubieten.
Dafür reichte Evert Söderman Sara die Hand, während Fredrik alleine hinausklettern musste. Der Steg war offenbar erst kürzlich überholt worden.
»Ich warte auf Sie«, sagte Evert Söderman, »aber wenn der Wind auf südliche Richtung dreht, muss ich hier weg. Ich fahre dann rüber zu den Klippen, aber das merken Sie ja.«
Ein schmaler Pfad führte vom Steg nach Norden, in seiner Verlängerung ragte der östliche Leuchtturm von Östergarnsholm in die Höhe.
»Wo würden Sie anlegen, wenn Sie mit einem kleinen Schlauchboot mit Außenbordmotor hier ankämen?«, fragte Fredrik.
»An der Nordseite gibt es einen Strand. Ich würde es dort versuchen. Da kann man das Boot hochziehen und an einem Baum festmachen.« Während er sprach, drehte sich Evert Söderman langsam um, als würde ihm das helfen, seine innere Landkarte der Insel zu lesen.
»Oder vielleicht am Steinstrand an der Westseite«, fuhr er fort, »aber dort müsste man den Motor hochklappen, durch das Wasser waten und das Boot ziehen. Da liegen jede Menge Steine, scharfkantig wie Riffe, aber man würde bestimmt einen Weg finden.«
Sie ließen Evert Söderman bei seinem Kutter zurück und gingen auf den Leuchtturm zu. Eine Karte hatten sie nicht dabei, aber vor der Abfahrt hatten sie in Herrvik gründlich Södermans Seekarte studiert. Es erschien ihnen
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