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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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nicht«, widersprach Chuck.
    »Herrgott!«, wütete Nelson. »Man sollte meinen, dass die im Moment schon genug zu tun hätten, bei all den jüngsten Pleiten und Pannen!« Seine Augen waren blutunterlaufen, und seine Wangen waren mit roten geplatzten Äderchen überzogen. Er war offensichtlich nicht ganz nüchtern.
    »Warum gönnst du dir nicht etwas Ruhe?«, fragte Lee. »Du siehst heute gar nicht gut aus.«
    »Ich sehe nicht gut aus? Ich? Du solltest mal in den Spiegel schauen, Bürschchen – du siehst aus wie das Leiden Christi.«
    »Okay, okay«, sagte Chuck und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, »beruhigen Sie sich.«
    »Ich bin völlig ruhig«, erwiderte Nelson.
    »Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns das FBI dabeihaben will«, meldete sich Florette zu Wort. Er trug einen schicken grünen Anzug mit passender Krawatte, und seine Schuhe waren blitzblank poliert. Im Vergleich zu ihm sah Nelson abgerissen und rauflustig aus, wie ein Kneipenschläger, der nur auf seine Gelegenheit wartet.
    »Und warum tut dann niemand was dagegen?«, murrte er. »Was soll denn das elende Herumgerede?«
    Butts nahm die Schultern zurück. »Als Erstes sollten wir Sie mal nach Hause schicken. Sie sind nämlich –«
    Doch er hatte keine Gelegenheit, seinen Satz zu beenden. Nelson stieß einen gepressten Laut aus und schlug zu. Allerdings war er zu betrunken, um einen Treffer zu landen. Stattdessen taumelte er am Ziel vorbei und fand sich rücklings auf dem Boden wieder.
    »Ach, Sie wollen sich mit mir prügeln«, stellte Butts fest. »Na, dann los – zeigen Sie mal, was Sie draufhaben! Ich warte schon.«
    »Schluss jetzt!«, donnerte Chuck. »Das reicht«, fuhr er fort und kniete sich neben Nelson. »Wir machen jetzt eine kleine Pause und reden in ein paar Minuten weiter.« Er zog Nelson auf die Füße. »Was ist denn bloß los mit Ihnen?«
    »Ich sage Ihnen, was los ist«, entgegnete Nelson. »Dieser Psychopath tanzt uns auf der Nase herum – das ist los.«
    »Auszurasten ist auch keine Lösung«, sagte Chuck. »Warum gehen Sie nicht nach Hause und schlafen Ihren Rausch aus?«
    Nelson sah zu Lee, der sagte: »Chuck hat recht.«
    Es brauchte noch einige Überzeugungsarbeit, um Nelson zum Gehen zu bewegen. Nachdem er schließlich weg war, legte sich Totenstille über Chucks Büro.
    »Okay, alle mal herhören«, sagte Chuck schließlich. »Uns bleiben noch zwei Tage, also lasst uns jetzt nicht die Flinte ins Korn werfen.«
    Butts schnaubte verächtlich. »Na toll. Zwei ganze Tage, ja?«
    »Okay«, gab Chuck zurück. »Könnten wir uns jetzt vielleicht mal auf den Fall konzentrieren?«
    »Nicht, dass ich hier den Advocatus Diaboli spielen will«, sagte Florette und rückte seine perfekt sitzende Seidenkrawatte zurecht, »aber an diesem Punkt könnte es doch auch ganz hilfreich sein, wenn noch mal eine neue Perspektive hinzukommt.«
    »Es erstaunt mich, dass das FBI überhaupt jemanden erübrigen kann, bei der ganzen Terrorabwehr, mit der die da im Moment beschäftigt sind«, bemerkte Butts.
    »Hört zu«, sagte Lee. »Ich habe einige von diesen Jungs bei meiner Ausbildung in Quantico kennengelernt, und sie sind super, aber es wird dauern, bis wir sie auf den neuesten Stand gebracht haben, und das kostet uns wertvolle Zeit.« Er sah zu Chuck.
    »Es ist nur natürlich, dass man etwas, an dem man so hart gearbeitet hat, nicht aufgeben will«, sagte Chuck.
    »Unterm Strich geht es doch gerade darum, diesen Kerl so schnell wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen, oder?«, warf Butts ein.
    »Natürlich«, pflichtete Florette bei. »Aber ich bin nicht überzeugt, dass es unbedingt schlecht wäre, wenn das FBI dazukommt. Die kennen die Stadt nicht, die kennen uns nicht, und die haben an diesem Fall nicht von Anfang an gearbeitet wie wir – zugegeben –, aber sie haben eins, was wir nicht haben.«
    »Und das wäre?«, wollte Butts wissen.
    »Einen anderen Blickwinkel.«
    »Selbst wenn ich Ihnen da vollkommen zustimme«, sagte Chuck, »komme ich dadurch vom Regen in die Traufe. Das ist Ihnen doch klar, oder nicht?«
    »Sicher«, sagte Florette. »Wie immer es kommt, wir können nur verlieren.«
    »Ja«, pflichtete Lee bei. Er machte Anstalten, sich hinzusetzen, dann aber wurde ihm schrecklich schwindelig, und er fiel beinahe um.
    »Wie es scheint, gibt es hier noch jemanden, der auf der Stelle nach Hause gehen sollte«, bemerkte Chuck.
    »Mir geht es gut«, erwiderte Lee gepresst.
    Butts musterte ihn durchdringend.

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