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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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äußerlich perfekt und unberührt wie eine Braut, ihre Schönheit blieb für die Ewigkeit. Er war froh darüber – froh ihretwegen und auch wegen seiner Mutter, die jetzt ihren Tod akzeptieren konnte.
    Er beugte sich vor, um Lauras kalte Wange zu küssen, doch als er es tat, verwandelte sich ihr Gesicht vor seinen Augen – in das von Kathy Azarian. Angst schloss sich wie eine eiserne Faust um sein Herz und drückte ihm die Luft ab. Er sank auf die Knie, während blankes Entsetzen von ihm Besitz ergriff, sodass all seine Sinne abstarben. Mit aller Kraft versuchte er zu sehen, zu hören, zu fühlen. Er wollte schreien, doch seine Stimmbänder waren so ausgedörrt wie die toten Blumen rund um den Altar.

    Er erwachte umgeben von der Stille der Nacht. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, wo er war. Die Telefone im Schwesternzimmer hatten aufgehört zu klingeln, und er konnte die Geräte der Intensivstation nebenan summen hören. Er spürte eine überwältigende Erleichterung, weil sein Traum nichts anderes als das gewesen war – nur ein Traum.
    Das Zimmer war dunkel – es drang nur das Licht herein, das fahl durch die Milchglasscheibe in der Tür schien. Die Jalousie am Fenster neben seinem Bett war geschlossen und sperrte alles Licht von den Straßenlaternen aus. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, überkam ihn das starke Gefühl, dass er nicht allein im Zimmer war. Er spähte in die gegenüberliegende Ecke, an deren Wand ein Stuhl stand. Auf den ersten Blick dachte Lee, jemand hätte einen Mantel über die Lehne geworfen, doch dann erkannte er, dass der dunkle Umriss dort drüben ein Mensch war.
    Lee wusste sofort, wer das war.
    Seine Hand zuckte, und er hätte beinahe nach der Klingel gegriffen, um die Krankenschwester zu rufen, doch etwas hielt ihn zurück. Neugier vielleicht – oder möglicherweise ein Instinkt, sich in alles zu fügen, was das Schicksal für ihn bereithielt. Die Gestalt in der Ecke saß ganz still da. Lee streckte die Hand aus und zog an der Schnur der Jalousie, ließ Licht von der Straße draußen herein. Als er es tat, wurde ein Mondstrahl schimmernd von einer hohen, bleichen Stirn reflektiert. Im Zimmer blieb es dennoch zu dunkel, um einen guten Blick auf das Gesicht des Besuchers zu werfen, aber Lee glaubte zumindest zu erkennen, dass der Mann dünn und blass war.
    Lee fuhr sich mit der Zunge über seine ausgetrockneten Lippen. »Wie sind Sie hier hereingekommen?«, krächzte er.
    Sein Besucher lachte nervös. »Ich verstehe es eben, mir unauffällig Zutritt zu verschaffen – das sollten Sie mittlerweile wissen.« Die Stimme war jung, hoch und krächzend, und wenn der Mann atmete, konnte man ein leises Keuchen hören, so als ob seine Lungenflügel abgenutzte, zerschlissene Blasebälge wären, steif und ausgetrocknet vom Alter. Lee konnte sich eines Gefühls des Triumphs nicht erwehren. Dann hatte ich mit dem Asthma also recht . Er hatte auch das Gefühl, dass er die Stimme schon einmal gehört hatte, doch wo? Bei ihrer kurzen Begegnung in Hastings war kein Wort zwischen ihnen gefallen.
    »Was wollen Sie?«
    »Was wollen die Menschen schon? Geld, Macht, Unsterblichkeit – aber ich bin an all dem nicht interessiert.«
    »Woran sind Sie interessiert?«
    »An Liebe. Wie der Liebe, die ich für Gott empfinde – bedingungslose Liebe und Hingabe.«
    »Gibt es da einen Unterschied? Zwischen Liebe und Hingabe, meine ich?«
    »Ich schätze, das hängt davon ab, wer man ist. Aber grundsätzlich gibt es so etwas wie bedingungslose Liebe nicht – nicht in diesem Leben jedenfalls.«
    »Warum sind Sie dann hier?«
    Der Besucher beugte sich auf dem Stuhl vor. »Um Sie wissen zu lassen, dass er mir sagt, was ich tun soll.«
    »Sie meinen Gott?«
    »Ja. Ich tue sein Werk.«
    »Haben Sie denn keine Angst, gefasst zu werden?«
    »Die Gerechten können es sich nicht leisten, Furcht zu empfinden.«
    »Aber fürchten Sie sich nicht trotzdem? Macht es Ihnen keine Angst zu wissen, dass all diese Leute nach Ihnen fahnden?«
    Der Jäger wird zum Gejagten .
    »Gott wird mich beschützen.«
    »Das glauben Sie? Dass er Sie davor bewahrt, gefasst zu werden?«
    »Bis sein Werk vollendet ist, ja.«
    »Was ist mit den Frauen? Tun die Ihnen denn gar nicht leid?«
    Seine Atmung wurde keuchender. Lee hörte das Pfeifen tief in seiner Brust, während seine Lunge sich abmühte, genügend Luft einzusaugen.
    »Ich muss sie retten.«
    »Wovor?«
    »Vor der ewigen Verdammnis. Ich bitte immer um ihre

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