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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald F Currie
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der Luke. »Wer hat die Brücke in die Luft gejagt?«
    »Da ist ein Schild«, sagte Arnold und zeigte darauf.
    So war es. Am Uferrand war eine große weiße Tafel in die Erde getrieben, auf der auf Englisch, Spanisch, Vietnamesisch und Chinesisch zu lesen stand:

LIEBE EVOLUTIONSPSYCHOLOGEN, LIEBE SONSTIGE BETROFFENE!
    Wir entschuldigen uns in aller Form für diesen Krieg, für die Menschenleben, die er gefordert hat, und das ganze übrige Ausmaß an Leid und Zerstörung. Wir als Nation sind, wenngleich verspätet, zu dem Schluss gelangt, dass solche philosophischen Querelen kindisch und unnötig sind. Wir haben darum beschlossen, uns
aus dem Konflikt herauszuziehen und breitenwirksame, klinisch erprobte Maßnahmen zu treffen, um jegliche Erinnerung daran auszulöschen. In diesem Sinne appellieren wir an die Großherzigkeit Ihres edlen Volkes und bitten Sie, darauf zu verzichten, in unser Land einzufallen, unsere Städte dem Erdboden gleichzumachen und unsere Familien niederzumetzeln. Nochmals mit aufrichtigem Bedauern und den allerbesten Wünschen.
     
    Die Regierung und Bevölkerung
der Vereinigten Staaten
    »Was zum Henker ?«, knurrte Crispy.
    »Allerdings«, sagte Arnold. »Ganz meine Meinung.«
    Crispy versetzte der Luft einen wütenden Schwinger. »Wie kommen wir jetzt verfickt noch mal rüber?«
    »He, keine Panik«, sagte Arnold. »Uns fällt schon was ein.«
    Crispy packte ihn beim Hemd. »Erzähl du mir nichts von keine Panik«, sagte er. »Du hast die Bomben doch gehört heute Morgen. Sie sind direkt hinter uns . Wir haben keine Zeit für diese Scheiße.«
    »Okay.« Arnold hob beschwichtigend die Hände. »Okay. Dann schwimmen wir eben.«
    Crispy entließ ihn mit einem Schubser aus seinem Griff. »Nein«, sagte er. »Kommt nicht in die Tüte. Die Tiere. Wir nehmen den Panzer.«
    »Was? Der Panzer geht unter, Crispy.«
    »So tief ist das nicht. Da stehen doch überall Steine raus. Da. Und da auch.«
    Die »Steine«, machte Arnold sich klar, waren in Wahrheit die abgebrochenen Brückenpfeiler, und kein Mensch konnte
ermessen, wie tief sie unter das Wasser reichten. Aber Crispy war gefährlich und obendrein in Panik, also schwieg er.
    Crispy verschwand wieder durch die Luke. »Steig auf, wenn du mitwillst.«
    Das gefiel Arnold nicht sonderlich, aber die Aussicht, mit einem kaputten Bein durch den Fluss schwimmen zu müssen, gefiel ihm noch weniger. Er kletterte auf den Turm zurück, während Crispy den Panzer vorwärtssteuerte, über die Uferböschung. Als das Wasser näher kam, konnte Arnold ein Felssims gleich unter der Oberfläche ausmachen, das sich etwa zehn Meter weit in den Fluss erstreckte; dahinter war nichts zu sehen als die dunkle Strömung.
    Am Fuß der Böschung wurde der Boden so abrupt wieder eben, dass der Räumschild ein Trumm Lehm von der Größe eines Volkswagens heraushebelte. Der Panzer bäumte sich auf und platschte vorwärts in den Fluss, schäumend-braune Wellen vor sich hertreibend. Auf dem Felssims stieg das Wasser nur bis zur Mitte der Ketten.
    »Siehst du?«, rief Crispy zu ihm hoch. »Ha! Ich hab dir doch gesagt, so tief ist das nicht.«
    Und beherzt beschleunigte er. Arnold kauerte auf den Fußballen, sprungbereit.
    An der Kante des Simses stockte der Panzer, kippte dann mit einem tiefen, mechanischen Seufzer vornüber, und sechzig Tonnen Stahl versanken in der Tiefe.
    Arnold stieß sich mit seinem gesunden Bein ab, aber ganz entkam er dem Sog des Wassers nicht. Die Sonne verschwand. In völliger Schwärze, eingehüllt in eine Wolke wirbelnder Bläschen, verlor er jedes Gefühl für oben und unten. Er hörte das dumpfe Poltern des Antriebs, der immer noch vor sich hinächzte, aber im Wasser war das Geräusch diffus, tönte von allen Seiten gleichzeitig und ließ ihn im
Dunkeln darüber, wo sein nächster Atemzug herkommen sollte.
    Er zwang sich zur Ruhe, während es in seiner Lunge erst schwelte, dann lichterloh brannte. Ganz still wartete er, zuversichtlich, dass der natürliche Auftrieb ihm den Weg weisen würde, wo seine Sinne versagten. Nach einem Weilchen spürte er, wie es seinen Körper in eine Richtung zu ziehen begann, und als er sich sicher war, half er mit Strampeln und Armerudern nach; jeden Moment, dachte er, musste er jetzt aus dem Wasser tauchen und Luft schöpfen können, aber es dauerte viel länger, als er gehofft oder erwartet hatte, und nun zerbarsten kleine Silvesterraketen in Zeitlupe vor seinen Augen, und er wurde zu ruhig. Atem zu holen schien plötzlich

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