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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald F Currie
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Fleisch schon durch war, riss es entzwei und reichte die eine Hälfte Arnold. »So verschieden sind wir gar nicht, du und ich.«
    »Ich hatte eh was andres gemeint«, sagte Arnold. »Falls ich auch mal ein Wort dazwischenschieben darf.«
    »Nämlich was?«
    »Kein Mensch sagt, dass du keinen Knall hast, Crispy. Ich
verstehe bloß nicht, warum das plötzlich anders sein soll, nur weil du es über die Grenze schaffst.«
    Crispy musterte ihn, als wäre er sich nicht sicher, ob er nicht auf den Arm genommen wurde. »Das weißt du nicht?«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Wie lange bist du jetzt schon bei diesem Verein?«
    »Acht Jahre.«
    »Redest du nie mit Leuten von daheim?«
    »Meine Eltern leben für sich allein auf einer Insel«, sagte Arnold. »Sie sind nicht unbedingt auf dem Laufenden.«
    »Tja, shit, hombre«, sagte Crispy, »ein Wort, zwei Silben: Nanotechnik.«
    »Das sind vier Silben«, sagte Arnold.
    »Egal. Ich rede von Robotern von der Größe eines Atoms. So programmiert, dass sie alles heilen, was dir grade fehlt. Wenn du Krebs hast, suchen sie den Tumor und zerstören ihn. Wenn du schlimme Erinnerungen hast, die du gern loswärst, kundschaften sie die Hirnzellen aus, wo sie sitzen, und wischen sie blank. Und wenn du verrückt bist, nehmen sie ein paar kleine Anpassungen vor - flicken einen schadhaften DNS-Strang, schrubben die Neurotransmitter sauber -, löschen hier und da was aus deinem Gedächtnis -, und schwupp bist du ein neuer Mensch. Die Anwendungsmöglichkeiten sind praktisch unendlich, aber vom Prinzip her weißt du’s jetzt.«
    Arnold lachte. »Du bist noch verrückter, als ich dachte.«
    »Das sagt dein Mund. Aber deine Augen sagen etwas anderes. Du bist fasziniert. Du denkst schon an all die Dinge, die du gern repariert haben möchtest. Und warum auch nicht? Du wärst verrückt, wenn du es nicht wollen würdest.«
    Arnold schwieg einen Moment. Dann fragte er: »Können sie Erinnerungen auch wiederherstellen?«

    »Keine Ahnung«, sagte Crispy. »Ich bin kein Experte. Aber um zu wissen, dass etwas funktioniert, muss man nicht verstehen, wie es geht.«
    Er wischte das Messer am Hosenbein sauber, steckte es in seine Hülle und legte es neben sich auf die Erde. »Okay, Buddy. Langer Tag und so. Ich hau mich hin. Also sag ab jetzt nichts mehr, in Ordnung?«
    Innerhalb von zwei Minuten schnarchte er. Die Hunde, die einsahen, dass keine Happen mehr für sie abfallen würden, betteten die Köpfe auf die Vorderpfoten und schlossen die Augen. Arnold schob sich seine Stiefel zu einem behelfsmäßigen Kopfkissen zurecht. Sein Hirn, erschöpft und überreizt, wollte nicht recht ablassen von dieser Nanotech-Idee, und er hatte gerade noch Zeit zu denken, dass er auf diese Weise nie würde einschlafen können, ehe er wegsackte wie ausgeknipst.
    Noch vor Sonnenaufgang stieß Crispy ihn mit dem Fuß an. »Morgenstund hat Gold im Mund, Amigo«, sagte er. Seine Augen waren weit aufgerissen, er lächelte nervös. »Hörst du die Detonationen? Diese EvoP-Schweine sind schnell.«
    Arnold drehte ein Ohr in Richtung Süden und lauschte. Er hörte nur den Beifuß im Wind rascheln.
    Crispy lud schon die Tiere ein. »Hast du die Ziege gesehen?«, wollte er wissen.
    »Ich habe überhaupt nichts gesehen. Ich habe die ganze Zeit nur geschlafen.«
    Crispy fasste ihn scharf ins Auge. »Sicher?«
    Arnold hütete sich, seine Entnervtheit offen zu zeigen. »Ich habe keine Ahnung, wo die Ziege stecken könnte«, sagte er ruhig.
    »Macht bestimmt einen Spaziergang, die Kleine«, sagte Crispy. Er kletterte zur Luke hoch und ließ sich durch sie hinunter.
»Tja. Keine Zeit. Schauen wir, dass wir hier wegkommen.«
    Crispy setzte den Panzer in Bewegung, noch ehe sich Arnold ganz an seinen Platz oben auf dem Turm gehievt hatte. Viele Stunden rumpelten sie auf der Straße dahin, mit heulenden Turbinen, ohne einmal zu bremsen oder anzuhalten. Der Panzer buckelte und krängte; Arnold wurden die Hände taub, so fest musste er sie um den Rand der Luke gekrampft halten, um nicht abgeworfen zu werden.
    Am späten Nachmittag erreichten sie die Solidaridad-Colombia-Brücke, doch die gab es nicht mehr. Nichts war von ihr übrig als die Betonpfeiler, auch sie bis auf halbe Höhe weggesprengt; wie abgebrochene Stalagmiten ragten sie aus den Fluten des Rio Grande empor. Am anderen Ufer war die texanische Grenzstadt Boca Buitre erkennbar, niedrige, ockerfarbene Häuser und dazwischen Lehmstraßen.
    »Verdammte Scheiße«, sagte Crispy und kroch aus

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