Gott oder Zufall?
Brahes Schüler, entwickelte bekennendermaßen aus religiösem Antrieb ein Modell des Kosmos. Sein späteres, bekannteres wissenschaftliches Werk, die »Keplerschen Gesetze« zu den Umlaufbahnen der Planeten und seine Entdeckung der Ellipsenbahnen, beruhte auf sorgfältigen empirischen Beobachtungen Tycho Brahes.
Galileo Galilei (1564–1642) geriet mehrfach mit der Inquisition in Konflikt, weil er in der stürmischen Zeit der Reformation und Gegenreformation ein heliozentrisches Weltbild vertrat. Bei der Auslegung der Bibel schloss er sich Augustinus’ Sicht an, wonach nicht jede Passage wörtlich zu nehmen sei, vor allem nicht in den Büchern, die anstatt Lehren oder Historisches Lyrik oder Gesänge enthielten. Sein
Dialog über die zwei Weltsysteme
(1632) trug ihm einen Prozess wegen Ketzerei ein. Über mehr als ein Jahrhundert blieb sein Buch verboten, weshalb der Kirche auf lange Zeit der Vorwurf der Wissenschaftsfeindlichkeit anhaftete.
William Harvey (1578–1657), Verfasser von
De Motu Cordis
(1628), entdeckte den Blutkreislauf mit dem Herzen als Pumpe und setzte auf eine mechanistische Sichtweise vom Körper.
Pierre Gassendi (1592–1655), katholischer Priester, versuchte, den Atomismus mit dem Christentum auszusöhnen. Er veröffentlichte das erste Werk über den Merkurtransit und berichtigte die geographischen Koordinaten des Mittelmeers.
René Descartes (1596–1650), ein Vordenker der modernen Wissenschaft im Abendland, verfasste die
Meditationen über die Erste Philosophie,
die auch theologische Anschauungen behandeln. Descartes zielte auf eine Aussöhnung seiner Gedanken mit den Dogmen des katholischen Glaubens, dem er treu blieb. Den Kosmos betrachtete er aus einem streng mechanistischen Blickwinkel. Für ihn wurde der menschliche Körper von einer unabhängigen Seele beherrscht.
Blaise Pascal (1623–1662) ist für das Pascalsche Gesetz (Physik), den Pascalschen Satz (Mathematik) und die Pascalsche Wette (Theologie) bekannt.
Robert Boyle (1627–1691), ein bahnbrechender Chemiker, für den wissenschaftliche Forschung dem Ruhm Gottes diente, sah das Universum als eine verzahnte Mechanik an.
Nicolas Steno (1638–1686) leistet Bahnbrechendes für Anatomie und Geologie und vertrat als einer der Ersten die Hypothese, wonach Fossilien die Überbleibsel lebender Organismen seien. Nach einer religiösen Bekehrung wandte er sich von der Wissenschaft weitgehend ab und wurde zu einem Verfechter der Gegenreformation.
John Ray (1627–1705), der »Vater der Naturgeschichte«, verfasste
The Wisdom of God Manifested in the Works of the Creation
(1691). Ray wandte auf die Bibel den werkkritischen Ansatz an, den die protestantischen Reformer vertraten, um Mythen aus der Wissenschaft zu verbannen.
Thomas Burnet (1635–1715) beeindruckte mit seiner
Heiligen Theorie der Erde
(im Original 1681) Newton und beeinflusste die Kosmogonie des 18. Jahrhunderts.
Isaac Newton (1643–1727) verfasste die
Philosophiae Naturalis Principia Mathematica
(1687), die eine mechanistische Sichtweise vom Universum stärkte. Newton befasste sich in seinen Schriften mehr mit biblischer Hermeneutik und okkulten Forschungen als mit Wissenschaft und Mathematik.
Gottfried Leibniz (1646–1716), Newtons Rivale und Universalgelehrter, forschte an Determinanten und erfand eine Rechenmaschine. Selbst Lutheraner, arbeitete er mit dem katholischen Konvertiten Johann Friedrich, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, in der Hoffnung zusammen, dass Katholizismus und Lutheranertum wiedervereinigt werden könnten. Bedeutend ist zudem sein
Versuch der Theodizee.
18. Jahrhundert
Zeitalter der Aufklärung: Siegeszug des Rationalismus und »Entgöttlichung« der natürlichen Welt.
Stephen Hales (1677–1761), bahnbrechender Physiologe und Erfinder, konstruierte ein Ventilationssystem, schlug eine Methode zur Destillation von Meereswasser vor und erfand Mittel, um Fleisch zu konservieren. Als anglikanischer Pfarrer arbeitete er für die Society for the Promotion of Christian Knowledge und ein Missionswerk zur Bekehrung schwarzer Sklaven in der Karibik.
Thomas Bayes (1701–1761), presbyterianischer Prediger, verfasste
Divine Benevolence, or an Attempt to Prove That the Principal End of the Divine Providence and Government is the Happiness of His Creatures.
Besser bekannt ist er allerdings als Mathematiker und Schöpfer des Bayes-Theorems.
Carl von Linné (1707–1783), schwedischer Taxonom
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