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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Dorf gegangen und haben gesungen, dafür muss man sich
ja nicht schämen. Und beim Pfarrer, da konnte ich nichts mehr machen, mit
Reanimation und so, und wenn die anderen mehr nachdenken würden, dann würden
sie auch kein Fleisch von Tieren essen.«
    Gott sei Lob und Dank habe ich keine Kinder. Nicht
auszudenken, wenn sie von der in der Grundschule unterrichtet würden.
    Schnell, viel zu schnell
trank ich aus Verzweiflung einen Schluck aus dem Glas und da war wieder das
Gefühl, als hätte mir jemand ein Loch in die Schädeldecke gebohrt und mit einem
Trichter flüssigen Stickstoff eingefüllt.
    »Ich vergaß – Sie stoßen ja mit Frauen nur im Bett an!«
    Mit einem Engelslächeln prostete mir die unverschämte
Blondine zu. Cäci schaute mich fragend an, ich deutete auf meinen schmerzenden
Kopf und ging auf die verbale Unverschämtheit nicht ein.
    »Trink doch nicht so gierig«, fauchte Cäci, die mein Problem
kannte. »Männer sind einfach nicht lernfähig!«
    Die demente Hildegard lachte laut heraus: »Das sehe ich auch
so. Geistig noch immer in der Steinzeit und immer aggressiv durch
Fleischgenuss.«
    »Lieber aggressiv durch Fleischgenuss als doof durch
Vegetarismus.«
    »Wie meinst du das? Hast du ein Problem mit Vegetariern?«
    »Nein, ausschließlich mit Vegetarierinnen.«
    Der Abend gefiel mir mit einem Mal immer weniger.
    Nachdem ich mein Alibi für den Montagabend dem elektronischen
Notizblock der feschen Kommissarin anvertraut hatte, begab diese sich in den
immer noch vollen Biergarten und versuchte, so viel wie möglich Datenfutter in
ihren digitalen Begleiter einzugeben. Mittlerweile ersetzte betrunkenes
Gelächter das dramatische Gebell des aufgebrachten Bürgermeisters.

     
    Über all dem schwebten die Geister zweier
Ermordeter, sie schienen sich in zart mäandernden Nebelfetzen über dem
dunkelnden Ried zu manifestieren. Das Dorf war im Ausnahmezustand: drei Tote in
kurzer Zeit, zwei Menschen, die bei wenigen beliebt waren, und ein Tier, das
brevis post mortem viel Ehre erfuhr und retrospektiv das treueste im Dorfe war.

     
    Im Biergarten, dem neuen Kommunikationszentrum
Riedhagens, wusste es mittlerweile jeder, da Bürgermeister Hallinger und
Hauptkommissar Härmle zusammen Tennis spielten. Und nach dem fünften Bier
konnten die drallen und rotwangigen, aber auch die bleichen und magersüchtigen
Jung-Bäuerinnen aus Bürgermeister Hallinger die letzten Geheimnisse über die
Toten herauskitzeln: Margot, die Haushälterin, berichtete er mit gedämpfter
Stimme, sei ebenso wenig eines natürlichen Todes gestorben wie Pfarrer
Sütterle. Auch die Haushälterin sei den Kreuzestod gestorben, der Mörder habe
ihr ein Kruzifix aus Gusseisen durch das linke Auge und den hinteren
Schädelknochen geschlagen. Jedoch – man dürfe es aber ja nicht weiter erzählen
– sei der Fundort nicht der Tatort. Margot sei aller Wahrscheinlichkeit nach
auf ihren eigenen Trolley gebunden vermutlich vom Dorf her in die Kapelle
transportiert worden, so die Erkenntnisse der Spurensicherung. Der eigentliche
Reiseinhalt des Fahrkoffers sei jedoch immer noch nicht gefunden. All das nicht
zu erzählen, hatte Bürgermeister Hallinger seinem Freund Härmle bei einem
Tennis-Bier versprochen.

9
    Der Mann las im zweiten Buch der Makkabäer:

     
    ›14,41 Schon waren die Truppen dabei,
den Turm zu besetzen; sie versuchten, sich den Eingang durch das Hoftor mit
Gewalt zu erzwingen, und riefen nach Feuer, um die Türen in Brand zu setzen.
Rasi war von allen Seiten umzingelt. Da stürzte er sich in das Schwert;
    14,42 denn er wollte lieber in Ehren
sterben als den Verruchten in die Hände fallen und eine schimpfliche Behandlung
erfahren, die seiner edlen Herkunft unwürdig war.
    14,43 In der Hast aber hatte er sich
nicht sofort tödlich getroffen; die Männer stürmten bereits durch die Türen
herein. Da lief er mutig hinauf auf die Mauer und stürzte sich entschlossen auf
die Menge hinab.
    14,44 Weil diese sofort zurückwich,
entstand ein freier Raum, und er fiel mitten auf den leeren Platz.
    14,45 Doch er lebte immer noch; in
höchster Erregung erhob er sich, während das Blut in Strömen aus seinen
schrecklichen Wunden schoss, durchbrach im Laufschritt die Menge und stellte
sich auf einen steil abfallenden Felsen.
    14,46 Fast schon verblutet, riss er
sich die Eingeweide aus dem Leib, packte sie mit beiden Händen und schleuderte
sie auf die Leute hinunter; dabei rief er den Herrn

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