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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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am
Müller’schen   Gartentisch, vor uns ragte
drohend das neu gesetzte Mahnmal für den zu früh verstorbenen Hund empor. Die
Staatsdienerin fummelte wieder an ihrem elektronischen Notizblock mit ihrem
Plastikstocher herum und jeden Satz mussten wir zehnmal wiederholen, bis er
gespeichert war. Die Hitze war immer noch unerträglich, doch Herr Müller hatte
vom eigenen Most einen Fünf-Liter-Plastikkanister hergestellt, somit wurde die
Vernehmung nach und nach heiterer. Zuerst hatte die Blonde die Annahme eines
Glases Most verweigert, doch bald trank sie tapfer eine Mischung mit
Mineralwasser im Verhältnis 1:1.
    Vielleicht lag es am Mischungsverhältnis, dass sie am Ende
der langatmigen Vernehmung ihren elektronischen Notizblock zwischen all den
Flaschen und Gläsern auf dem Tisch vergaß, vielleicht lag es aber auch daran,
dass das Ding so winzig und so grau war oder eventuell daran, dass die Hitze
selbst abends das Innere des Kopfes dämpfte. Auch ich hätte es beinahe
übersehen, als ich mich vom Tisch durch die Macht des Mostes leicht schwankend
aufmachte, um über den Zaun in mein geerbtes Reich zu kommen. Aber da fühlte
ich das winzige Informationszentrum schon in meiner klebrigen Hand. Hildegard
blieb noch mit Müller sitzen, Lehrer und Frührentner haben eben immer Zeit. Er
erzählte ihr wild gestikulierend eine Geschichte, wie Waldemar ihm beinahe
einmal das Leben gerettet hätte.

     
    Die Sonne
ging rot unter, als ich völlig erschöpft und verschwitzt zum Ochsen lief. Zu
Hause hatte ich es nicht ausgehalten, nachdem ich den Inhalt des polizeilichen
Notizblockes und die Bilder meiner Kamera auf meine Festplatte kopiert hatte,
denn in den Räumen stand die Hitze. Kurz vor dem Ochsen hörte ich Schritte
hinter mir – Frauenschritte – es war die festbrüstige Nervensäge namens Hildegard:
»Hallo. Gehst du auch noch in den Ochsen zur Versammlung? Das ist ja der
Wahnsinn, was in diesem Kaff abgeht, und voll gruselig. Wenn ich das in der
Gruppe erzähle, das glaubt mir niemand. Der Müller ist eigentlich supernett,
ich denke, dem fehlt halt als Frührentner ein bisschen der Ausgleich. Ich hatte
den immer für so einen Chauvi gehalten. Er kann mir auch so ein Hundebaby
besorgen.«
    Das Einzige, was du brauchst, ist ein Menschenbaby, dann
zettelst du keine Gedenkdemos für Köter an und brauchst keine Psycho-Gruppen,
dachte ich, sagte aber: »So ein Hündchen ist wirklich was Nettes. Und die aus
der Gruppe wissen das doch schon längst, so was geht in Sekunden durchs Dorf.«
    »Ich meine die andere Gruppe, die in Ravensburg.«
    Ich fragte lieber nicht nach.

     
    Im Biergarten herrschte Dorf-Krisen-Stimmung. Am
Laternenpfahl hing ein Schild ›Geschlossene Gesellschaft‹. Der Bürgermeister
Hubert Hallinger stand auf einer kleinen unnatürlichen Erhebung, einer
umgedrehten hölzernen Bierkiste direkt unter dem größten Kastanienbaum, an dem
schon die bunten 25-Watt-Glühbirnen mediterrane Stimmung verbreiteten. Er
fuchtelte aufgeregt mit dem rechten Arm und hielt seinen Mitbürgern eine
Ansprache. In der Linken hielt er einen frisch gefüllten Maßkrug. Wortfetzen
drangen zu uns, ich stand mit Hildegard am geöffneten Fenster des
gastwirtschaftlichen Nebenzimmers und versuchte, das Gehörte aus dieser
sicheren Distanz in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
    »Unser schönes Dorf. Mord und Totschlag … von
außerhalb … Zusammenhalt. Schwere Stunden … alle
zusammen … das glaubt ja wohl
niemand … Polizei … schlecht für den Tourismus … im
Schweiße unseres Angesichtes … früher der Kommunismus, heute Mord und
Totschlag … Auswirkungen der Russenmafia … selbst ein deutscher
Schäferhund … auf das Grausamste … Zeichen der
Überfremdung …«
    So einen Schwachsinn hatte ich im Dorf zuletzt vor der
anstehenden Bürgermeisterwahl gehört und als ich mich angewidert vom Fenster
wegdrehte, hatte ich drei Frauen vor mir, eine doofe und zwei schöne. Das
wohlgeformte, aber etwas nervös wirkende Fräulein Kommissarin, eine
eifersüchtig dreinschauende Cäcilia und eine immer noch gedankenlose Hildegard.
Zu meiner Beruhigung sagte Hilde: »Der redet mal wieder braune Scheiße!«
    Mit einem koketten Augenaufschlag beantwortete sie meinen
anerkennenden Blick.
    »Wollen wir uns nicht alle an einen Tisch setzen?«, fragte
die schlanke Blonde mit einer einladenden, fast meditativ weiten Handbewegung,
die sie

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