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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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ein paar Begriffe der winzigen Schrift
entziffern:

     
    ›… erfüllte sich, … Propheten Jeremia …
    … Geschrei … Rama … lautes Weinen … Klagen
    Rahel weinte … Kinder … trösten … sie waren dahin.‹

     
    Zur Sicherheit
holte ich meine Kamera heraus und hielt alles, was mir wichtig erschien, in
digitaler Qualität mit sieben Millionen Pixel fest. Vollautomatisch wurden
Blende und Zeit berechnet, auch der Blitz benötigte kein Eingreifen
meinerseits. Nichts im Raum ließ ich aus, vor allem den kleinen Zettel im Mund
des Getöteten versuchte ich mit der Makro-Funktion der Kamera bestmöglich
abzulichten.
    »Lass doch den Blödsinn mit dem doofen Fotoapparat. Tu lieber
was!«
    Inzwischen war der Zwergenköter wieder aufgetaucht, somit
hatte die nervende Hilde ein ihrem Intelligenzquotienten angemessenes
Betätigungsfeld gefunden und ich endlich meine Ruhe, die jedoch nicht lange
währte.
    Die verstörte Hildegard rannte mit dem Hündchen auf dem Arm
sofort zu Müller und erzählte, was sie im Nachbarhaus vorgefunden hatte. Müller
ging durch die Hecke wie ein Raddampfer, in seinem Strudel der Steinmetzmeister
und seine beiden türkischen Arbeiter. Gerade als ich meine intensive Fotoarbeit
erledigt hatte, kamen die vier mit ihren schmutzigen Gummistiefeln
hereingestürmt. Als sich der erste Schock gelegt hatte, trampelten sie durch
das Studierzimmer des Toten und beäugten diesen aus jeglichem Winkel.
    »Nichts anrühren, verdammt noch mal! Geht raus, ihr macht
doch für die Spurensicherung alles kaputt«, rief ausgerechnet Müller, der
nervös wandernd keinen Winkel des Raumes ausließ.
    Zuerst verließen der Steinmetz und seine Arbeiter den
grausamen Ort. Als ich zur Verandatür hinaustreten wollte, spiegelte sich das
Innere des Raumes in der Scheibe der Tür und ich bemerkte gerade noch, wie
Müller in einer raschen Bewegung einen Zettel vom Grundig-Röhrenradio des
Pfarrers nahm. Ich drehte mich schnell um: »Ich mache noch ein paar Fotos.«
    »Mensch, schnell raus, bevor die Polizei unsere Sauerei
sieht.«
    Der Zettel schien schon irgendwo verschwunden. In der
Verandatür drückte sich Müller an mir vorbei und versuchte den rasch gefalteten
Zettel in der Tasche seines neuen blauen Anton verschwinden zu lassen. Der
Zettel rutschte jedoch neben die Tasche und landete, von dem auf die Grenzhecke
zu eilenden Müller unbemerkt, direkt vor meinen Füßen auf dem Dielenboden der
Veranda.
    Sofort hob ich ihn auf.

     
    ›Wenn Sie noch einmal auf einen Hund schießen,
werden Sie es bereuen!!
    Einer, wo es gut mit Ihnen meint‹

     
    Sprachlich war mit diesem Schreiben kein
Literaturpreis zu gewinnen, aber die Aussage war interessant. Die Kamera hatte
ich noch in der Hand – und schon war das Beweisstück digitalisiert.
    »Herr Müller, das haben Sie verloren.«
    Noch vor der Hecke gab ich ihm den wieder zusammengefalteten
Zettel in die Hand.
    »Ah, danke, da habe ich die Stunden der Arbeiter notiert.«
    Diesmal landete das Stück Papier in der weiten Hosentasche
seines Arbeitsanzuges.

     
    Die rasch eingetroffenen Polizeibeamten und die
mit ihrem Privatfahrzeug angereiste Beamtin höheren Dienstranges staunten über
den unglaublichen Schmutz auf dem Boden des Studierzimmers. Als sie den Grund
dafür vom plötzlich sehr redseligen Müller erfuhren, mussten sich die Arbeiter
und ihr Meister eine Gardinenpredigt der Beamten anhören, wie man sich an einem
Tatort zu verhalten habe. Müller nickte nur, er hatte inzwischen Turnschuhe an
seinen Füßen.
    »Haben Sie mal wieder die Leiche gefunden?«, kam die
blondeste aller Beamtinnen auf mich zu.
    Ich nickte und zeigte mit meiner Rechten auf die Einfältige.
    »Sie waren auch dabei?«
    »Ja, aber es war schon zu spät. Wir konnten ihn nicht mehr
retten.«
    Hildegard bekam feuchte Augen. Mitleidig schaute die
Polizistin zu mir: »Ich bin jetzt seit 15 Jahren bei der Polizei …«
    »So alt sind Sie doch noch gar nicht!«
    »… aber ich habe noch nie zwei Leichen gefunden –
und lassen Sie einfach Ihre dummen Bemerkungen. Ich kann Sie auch aufs Revier
einladen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Entschuldigung, dass ich zwei Leichen gefunden habe. Lieber
würde ich meinen Frieden finden, das können Sie mir glauben.«
    Lange und ausführlich mussten Hildegard und ich der
geduldigen Frau Polizistin den Hergang unserer Entdeckung des getöteten
Alt-Pfarrers schildern. Wir saßen idyllisch im Schatten der Tannen

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