Gott sacker Kriminalroman
stimmt doch was nicht, der wurde ja auch
schon verhört«, kaute sie.
»Wie meinst du das?«
»Das weiß doch jeder im Dorf, dass der dem alten Pfarrer am
liebsten Gift gegeben hätte. Der Schwarze sympathisiert mit der
Befreiungstheologie und der Alte war Lefebvre-Anhänger. Krasser kann das ja gar
nicht auseinanderstehen.«
»Aber deswegen bringt doch Deo nicht die Haushälterin, den
Pfarrer und Müllers Hund um, nur weil er eine andere Theologie vertritt! Der
Hund war mit Sicherheit kein Vertreter der Heiligen Messe in lateinischer
Form.«
Cäci tippte sich zweimal gegen die Stirn.
Hilde steckte ein Blättchen Kopfsalat, von dem sie Friedas
Sahne-Dressing sorgfältig abschüttelte, in den Mund und meinte: »Lasst es euch
einfach mal durch den Kopf gehen, irgendetwas stimmt mit dem Ngumbu nicht, er
wirkt sehr verunsichert. Die sollten lieber Philipp in Ruhe lassen, der hat mit
der Sache garantiert nichts zu tun. Deiner Mama kannst du den Tipp geben, kein
Sahnedressing an den Kopfsalat, das Erdige des Salats kommt mit einem normalen
Öl-Essig-Dressing viel besser zur Geltung. Und selbst deine Mutter sollte
langsam begreifen, dass Sahne von Tieren stammt, nämlich von Kühen und somit an
einem vegetarischen Salat nichts zu suchen hat!«
»Dann müsstest du ja auch Sahne geben«, bemerkte Cäcilia
spitz.
Hilde
ignorierte Cäcis verbale Sahne-Attacke, bezahlte, verabschiedete sich mit einem
steifen Nicken von Cäci und mit einem albernen Kusshändchen von mir. Sportiv
schwang sie sich auf ihr Fahrrad und rief mir noch über die Hecke zu: »Der
letzte Kurs war spitze, auch Philipp war begeistert!«
Und schon war sie verschwunden.
Frieda baute sich am Tisch auf: »Diese dumme Kuh, die soll
sich zu ihren Lamas auf die Weide stellen. Was will die denn immer von dir,
Danile?«
Ich zuckte mit den Schultern. Cäci legte mir eine Hand
wohlwollend auf den Schenkel, schaute mich herausfordernd an und meinte: »Aber
eine tolle Figur hat sie schon …«
»Du weißt ja, ich stehe mehr auf innere Werte und nicht auf
Schönheit.«
»Du bist einfach ein Depp. Ich glaube, es kommt ein Gewitter,
man hört es schon donnern.«
»Ich glaube eher, dass die MIKEBOSS ler anrücken.«
Und so war es auch. Mit ihren vier Harleys
belegten sie sechs Parkplätze vor dem Goldenen Ochsen und freuten sich darüber.
Ich kramte in meinen grauen Zellen herum, weil irgendetwas Gedankliches im
Hinterkopf festsaß, als ich sie auf unseren Tisch zukommen sah.
»Hallo, Dani, hast du den Grill schon angeschmissen? Wir
nehmen vorher noch ein Bier.«
Und schon war’s mir wieder eingefallen. Grillen mit den
Jungs und dem Anhang. Ich hatte die Gang auf drei Uhr zum Marathon-Grillen
eingeladen. Fleisch mitbringen – Getränke gehen aufs Haus, war das übliche
Motto.
»Ich muss mal aufs Klo.«
Schnell ging ich zu Frieda in die Küche und erklärte ihr die
Situation.
»Frieda, ich bin in Not. Kann Watzlav mir sofort ein
30-Liter-Fässchen WalderBräu naturtrüb hell und eine Kiste Walder dunkel, die
mit dem Bügelverschluss, in den Garten stellen, am besten hinten ins Bächlein?
Ich zahl’s auch gleich.«
»Kein Problem«, zwinkerte sie mir zu.
Schon wenige Minuten später rumpelte Watzlav, die neue
tschechische Saison-Bedienung, mit dem hauseigenen Leiterwägelchen, einem
30-Liter-Fass und einer Bierkiste die Straße hinauf. Ein gelber Sonnenschirm
lag ebenfalls dabei. Frieda führte irgendetwas im Schilde, sie erfüllte mir
seit Tagen jeden meiner Wünsche.
Die wilden Jungs hatten ihr helles Bier in den schlanken
Gläsern, an denen appetitliche Kondensperlen in der Sonne glitzerten, vor sich
stehen und unterhielten sich lautstark über ihre Motorräder, als ob es zurzeit
kein anderes Gesprächsthema gäbe. Die Katze mit der schwarz-weißen
Schwanzspitze kam in Zeitlupe angeschlichen, fauchte Racko an, legte sich unter
den Tisch zu den schwarzen Lederstiefeln und schloss die Augen. Alles an ihr
schien einzuschlafen, nur ihre Schwanzspitze nicht. Racko, den Cäci an der
kurzen Leine hielt, legte den Kopf schief, stellte die Ohren auf und
betrachtete das Säugetier mit vorsichtigem Interesse.
Das Wochenende meiner Freunde gehört größtenteils ihren
Metallbräuten. Unter der Woche steht Butzi im Anzug an seinem Bankschalter, Joe
geht seinem Hausmannsleben mit drei Kindern und einer Lehrerin nach,
Flaschen-Gordon unterrichtet am Gymnasium Latein und Sport und Gesicht kümmert
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