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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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unserem Geistlichen ein Bier vom Fass, das er
dankbar nickend annahm.
    »Wollte gerade auf Bieachen zu Goldena Ochsen. Die Predigt
für Morga ist okay und Doppalbeedigung haba ich mit alte Mesner vorbareitat.
Endlich Feiaabad.«
    So gefielen mir die Feste am besten, wenn immer mehr Gäste
dazukamen, als man eingeladen hatte – da geht’s gegen später meistens richtig
ab.
    Leider waren meine Gedanken wieder schneller als mein
Verstand. Um die Ecke kam vom Unterdorf her Hilde gejoggt, im Schlepptau
schnaubte transpirierend der vergammelte Sozialpädagoge und Kirchenorganist
Philipp.
    »Wow, hallöchen, große Fete?«
    Sie hüpfte auf der Stelle, um ihren Rhythmus nicht zu
unterbrechen. Das Gleiche taten ihre fantastischen Glocken, die unter dem
schwarzen Bustier nicht weiter gebändigt waren. Philipp war langsam
weitergejoggt, Schweiß verklebte seine langen Haare.
    Gesicht war schneller als ich: »Hi, willst du nicht auf ein,
zwei Bierchen hereinkommen?«
    »Au ja, super gern! Joggen können wir immer noch, ist eh viel
zu heiß. Da muss man brutal aufpassen, da bist du ruckzuck dehydriert. So heiß
hatten wir es schon lange nicht mehr. Das sind garantiert schon die ersten
Auswirkungen des Klimawandels.«
    Vorwurfsvoll schaute sie beim Wort ›Klimawandel‹ zu
Deodonatus, er und sein alleroberster Chef waren ja von Berufs wegen
verantwortlich für die Schöpfung. Ich selbst hatte gegen einen Klimawandel, der
Frauen dazu zwang, sich etwas luftiger und freier anzuziehen, momentan nicht
sonderlich viel einzuwenden.
    Philipp kehrte um und trottete mit seiner kurzen grünen
Batikhose treu hinter der sportiven Hilde her.
    »Wir wollten doch joggen und dann noch baden«, maulte er mit
gesenktem Kopf.
    Cäci verdrehte kurz die Augen, als die beiden
Stimmungskanonen den Garten betraten und sie Hildes spärliches Jogging-Outfit
musterte. Sie zog ihren schwarzen Minirock noch etwas höher. Deodonatus grüßte
die überpowerte Hilde und seinen schwitzenden Organisten Philipp freundlich.
Gesicht setzte sich schnell neben Hilde an die Biertischgarnitur.

     
    Gesprächsthema im Garten waren nicht nur die
Morde. Dieses Thema wurde regional an jedem Essenstisch, an jedem Gartenzaun
und in jeder Gaststätte mehrmals täglich diskutiert. Viele wollten auf die
Verbrechen gar nicht mehr angesprochen werden. Man hielt sich selbst für einen
distanzierten, aber freundlichen Menschenschlag. Dem Neuen und Fremden
gegenüber skeptisch, aber keinesfalls zu Gewaltausbrüchen neigend. Leicht
grantelig im Beziehungsbereich, aber herzhaft beim Feiern. Die Menschen ums
Ried herum waren ratlos im Angesicht des Geschehenen und erste
Verdrängungsmechanismen begannen zu greifen. Verdächtigungen wurden selten
konkret ausgesprochen. Jeder kontrollierte zwar jeden, man wusste, was der
andere dachte, was er wählte, was er aß, ob das Auto geleast oder bar bezahlt
war, ob es eine Scheinschwangerschaft oder leider gar keine war und warum der
Bürgermeister zurzeit so viel soff. Trotzdem redete man über solche Dinge nicht
offen, dafür gab es die vorgehaltene Hand.
    Aber die Polizei schien nach wie vor im Dunkeln zu tappen,
was die Morde in Riedhagen betraf.

     
    Um Licht ins Dunkel zu bringen, rückte zur
Essenszeit, als der Duft von gegrilltem Schwein in der Luft lag, ein grüner VW -Beetle an.
Im Grünen die Blonde, die bald mit am Tisch saß, der nur noch wenig Platz für
weitere Gäste bot.
    »Da habe ich ja mal alle zusammen.«
    »Alle was? … Alle Verdächtigen?«, fragte Philipp und
lächelte nervös.
    »Das haben Sie gesagt.«
    Die maisblonde Kommissarin hatte von Cäci dankbar eine rote
Wurst mit Curry-Ketchup und Wecken angenommen, dazu trank sie ein Mineralwasser
mit Eiswürfeln.
    Sie stellte mal wieder ihre Standardfrage, ob sie uns ›ganz
locker‹ befragen könne, damit sie uns eine Fahrt nach Bad Saulgau erspare.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Haben Sie eigentlich
noch kein Wochenende?«
    Ich prostete ihr freundlich zu.
    Sie griff sich zielsicher meine selbst gemachte Chili-Paste
vom Tisch – aus eigenem Chili-Anbau.
    »Wir sind immer im Dienst … Ist das scharf?«
    »Schärfer als Sie … sich vorstellen können.«
    Cäci schlug mir gegen das Schienbein.
    »Haben Sie das etwa selbst gemacht?«
    Ich nickte: »Aber mit Vorsicht genießen, Sie sehen ja, was
drauf steht.«
    »›Männer-Paste‹«, schüttelte sie den hübschen Kopf, »das muss
ja von Ihnen stammen«,

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