Gott sacker Kriminalroman
sich um sein Fitnessstudio mit drei Angestellten und drei ›S‹ in der
Leuchtreklame.
An ihren Arbeitsplätzen wirkten sie eher harmlos. Aber hier
und in ihrer Ledermontur ernteten sie viele schüchterne Blicke, vor allem vom
reiferen weiblichen Publikum.
Cäci und ich ließen, nachdem wir die Soße aus dem Teller noch
mit Brot aufgetunkt hatten, die vier Wilden noch beim kühlen Biere verweilen.
Wir holten ihr Grillfleisch aus den Satteltaschen, es waren gefühlte 30
Kilogramm, und schleppten uns in der Hitze zu meinem Erbheim, um die vergessene
Grillparty vorzubereiten. Der kleine Hund sprang immer wieder kläffend an der
Plastiktüte mit dem Grillfleisch hoch, er schien sich ebenfalls auf das Fest zu
freuen.
Schon bald
standen Biertische und Bänke unterm Baum. Jede noch so kleine Anstrengung ließ
ein kleines Bächlein Schweiß von meiner Stirn rinnen. Hell leuchtete der
aufgespannte Sonnenschirm mit dem Wappen der Brauerei und schnell saßen
Tausende von dunklen Käfern auf ihm, hielten ihn für eine riesige Blüte. Das
Fässchen lag schon im Bach, der an der hinteren Grundstücksgrenze müde
gurgelte. Die Grillkohle rauchte noch unanständig im Kugelgrill. Ich besah
zufrieden das Stillleben. Müller ebenfalls.
»Gibt’s eine Party?«, rief er über die Hecke.
»Ja, wollen Sie nachher auch auf ein Bier rüberkommen?«
»Gern, ich muss aber erst noch den Rasen fertig mähen und
dann wässern. War Racko anständig?«
Cäci hatte den kleinen Scheißer auf dem Arm.
»Den behalte ich«, kokettierte sie.
»Na, dann bis nachher, zuerst geht’s an den Rasen, dann mach
ich mich noch schick für die Party.«
»Es herrscht aber kein Krawattenzwang, Herr Müller.«
Müller ging in seiner Trainingshose und dem ärmellosen
Schiesser-Feinrippunterhemd weiter seiner Arbeit nach. Das monotone
Viertakt-Gebrumme des unterforderten Rasenmähers wurde vom Gedonnere der vier
Harleys kurzfristig übertönt, als die MIKEBOSS ler anrückten. Sie stellten die
schweren Geräte brav nebeneinander in die Hofeinfahrt. Die vier hatten in
handlichen Rollen ihre Schlafsäcke auf dem hinteren soziusfreien Bereich ihrer
Maschinen platziert. Butzis, Joes und Flaschen-Gordons Partnerinnen und die
Kinder wollten gegen später mit dem Auto anrücken. Gesicht war mal wieder
Zwangs-Single.
Müller beendete nach einem kurzen Blick über die Hecke rasch
seine Rasenpflege, stellte seinen Rasensprenger auf Automatik und verschwand
für kurze Zeit in Sachen Körperpflege in seinem Heim. Herausgeputzt, nach
Himbeer-Shampoo duftend, erschien er zur Party. Er trug eine braune
Breitcordhose, ein grünes kurzärmeliges Hemd mit Hawaii-Blumenmuster, dazu eine
karierte selbst gebundene Krawatte. Sandalen mit weißen Söckchen und ein
rotweißes VFB -Hütchen
gegen die Sonne rundeten den positiven Gesamteindruck ab.
Das Fässchen war schon aus dem kühlen Nass geborgen und auf
einen Hocker gehievt. Gesicht übernahm den Fassanstich, da er vor Kurzem im
Rahmen seiner Fitnessstudio-Renovierung erfolgreich eines angestochen hatte.
Der Single musste sich zum gelungenen Unterfangen etliche Männer-Kommentare
anhören.
»Auch mal schön, wieder einzulochen.«
»Dein Hammer hat weniger zu tun.«
»Der Hahn tropft … wie sieht’s mit deinem aus?«
»Nicht so tief rein.«
»Wie wär’s, wenn du dir für die Zukunft ein Fässchen statt
einer Freundin zulegst, da bist du erfolgreicher.«
Gesicht verzog keine Miene und ich schämte mich fremd für
meine Freunde. Die Weichen für ein schönes Grillfest waren gestellt.
Das Kreischen eines überdrehten Zweitaktmotors übertönte das
Gelächter im Garten und das metallische Gezirpe der Grillen.
»Deodonatus«, lachte Butzi in die Runde.
Und tatsächlich, mit halsbrecherischem Tempo kam der
hünenhafte Pfarrer auf seiner schmalen Quickly vom Oberdorf her um die Kurve
herumgeschlingert und bremste mit blockierendem Hinterrad ab, als er das
Treiben im Garten sah. Er lehnte die Maschine an den Gartenzaun.
»Hallo, alle zusammaa, ista Fest?«, lachte er sein dunkles
Lachen.
»Grüß dich, Deo, noch nie was von Helmpflicht ge-
hört?«
Vor allem die MIKEBOSS ler lachten verlegen über diesen Scherz. Denn sie
trugen immer ihre Helme und bewunderten Deos anarchischen Einstellung zur
Helmpflicht.
»Ach was, hiea kontrolliert doch niemand. Machta was aus,
wenn ich eina Bier mittrink?«
»Nein, komm herein, du bist wie immer eingeladen.«
Cäci brachte
Weitere Kostenlose Bücher