Gott sacker Kriminalroman
nahm eine herzhafte Messerspitze von der feuerroten
Paste und strich sie auf das Ende ihrer roten Wurst.
An und für sich bin ich ja ein eher moderner Mensch und stehe
der weiblichen Emanzipation recht offen gegenüber. Trotzdem mag ich es nicht
sonderlich, wenn Frauen den Männern ihr letztes Refugium streitig machen. Es
löst in mir immer wieder ganz großes Unbehagen aus, wenn Frauen ein Steak
medium oder gar blutig bestellen. Ich kann es letztendlich nicht erklären,
warum ich gerade in diesem Bereich so sensibel reagiere, ich denke, es ist
keine rationale Angelegenheit.
Hingegen finde ich es außerordentlich wichtig, dass sich
Frauen auch der kulinarischen Schärfe öffnen. Immer wieder hatte ich versucht,
Cäci sanft an meine Chili-Paste hinzuführen. Vergeblich. Sie bekäme Ausschlag,
Hitzewallungen, ihre Geschmacksknospen auf der Zunge würden absterben und
ähnlichen Blödsinn musste ich mir wiederholt anhören.
Gespannt und innerlich grinsend wartete ich die
wahrscheinlichste Reaktion ab. Mit allem hätte ich gerechnet, nur mit dem
nicht: Die Frau Kommissarin Petra Krieger führte noch einmal ihr Messer zum
Marmeladengläschen mit der kecken Aufschrift ›Männer-Paste‹, unter dessen
handgeschriebene warnende Letter ich noch ein kleines schwarzes Totenkopfsymbol
gezeichnet hatte, quasi zur Bekräftigung. Sie holte sich aus dem Marmeladenglas
eine etwas größere Portion als die vorherige auf die Messerspitze.
»Seeehr gut, haben Sie das wirklich selbst gemacht?«
Ich nickte noch einmal und hatte plötzlich ein ganz anderes
Bild von der Kommissarin. Sie erschien mir auf einmal reifer, fruchtiger,
weniger kommissarisch und etwas schärfer.
»Wie haben Sie den fruchtigen Geschmack hinbekommen?«
Ich erzählte ihr dankbar, wie ich die Chilis ganz klein
gewürfelt, sie mit Gelier-Zucker und wenig Salz angesetzt hatte. Wie ich für
den fruchtigen Geschmack Paprika klein geschnitten und zuletzt unter Beigabe
von etwas Zitronensaft und einem Hauch von Knoblauch das Ganze wie eine
Marmelade gekocht hatte.
Sie nickte anerkennend und hatte das Rezept schon in ihren
digitalen Helfer eingegeben.
»Das muss ich unbedingt nachmachen.«
»Ich kann Ihnen gern ein Gläschen mitgeben – ich habe noch
14, das reicht über den Winter.«
»Ja, gern.«
War das vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
»So, wenn wir schon beim Austauschen von Nettigkeiten sind,
in Ihren Angaben, den Brand bei Herrn Ngumbu betreffend, gibt es ein paar
kleine Unstimmigkeiten, Sie sollten mir helfen, diese zu korrigieren.«
Inzwischen waren Joes Frau, die Lehrerin mit den
drei Kindern, mit Butzis und Flaschen-Gordons Freundinnen im überladenen VW -Bus
eingetroffen. Cäci hatte mit ihrer Mutter telefoniert und Watzlav, der
tschechische Aushilfskellner, rumpelte schon bald mit einer weiteren
Biertisch-Garnitur und einem Ersatzfässchen an.
Immer wieder bat die Kommissarin Personen zur Befragung in
den Schatten der Garage. So wurden Philipp, Deodonatus, Müller, Cäci und ich
durch die Befragungsrhetorik der Blonden geprüft.
Nach diesem Verhör-Marathon war die Kommissarin
sichtlich erschöpft und verlangte nach einem WalderBräu vom Fass. Gern erfüllte
ich ihren Getränkewunsch.
Cäci unterhielt sich angeregt mit ihr. Gesicht baggerte an
Hilde herum und machte ihr ständig Komplimente wegen ihrer tollen Figur und
ihren Lamas und erzählte, dass er schon lange überlegt habe, sich Lamas
anzuschaffen, aber im Fitnessstudio könne er sie schlecht halten, das wäre
nicht artgerecht. Philipp war eifersüchtig auf Gesicht und hatte Müllers Hund
auf dem Schoß. Müller wiederum suchte die Nähe von Joes Frau, ob sie mit ihren
Kindern nicht mal das tolle Denkmal für den Wauwau sehen wolle. Die Kinder
wollten das Wauwau-Denkmal nicht sehen, sie waren mit einer Bratwurst
beschäftigt.
Philipp tat interessiert: »Oh, das hätte ich gern mal
gesehen, Hilde hat mir davon erzählt, das muss ja ganz einzigartig geworden
sein. Am Tag, als Sie es aufstellten und Hilde ähm … den toten Pfarrer
gefunden hat … Wie hieß Ihr Schäfer?«
»Kommen Sie mit – Waldemar, ja ja, der Waldemar, das war
ein ganz ein treuer …«
Müllers Augen füllten sich mit Feuchtigkeit und das kam nicht
nur vom Schnaps, den er mit jedem Bier kippte. Leicht wankend stand er auf,
hakte sich bei Philipp unter und schlingerte neben ihm durch die Hecke zum
Hunde-Denkmal. Joes Kinder
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