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Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Titel: Gott und die Staatlichen Eisenbahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ustinov
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Diktatgeschwindigkeit.
    Mr. Schtscheparenko kam herüber und sprach leise, in unvollkommenem, aber flüssigem Englisch. »Ich untersuche Wände im Fall amerikanische Mikrophone.«
    »Sie sprechen Englisch!« sagte der Präsident verblüfft. »Von 1933 bis 1936 ich arbeiten bei Buick Motorfabrik in Flint, Michigan«, erklärte Mr. Schtscheparenko grinsend.
    »Das ist der Grund, warum die CIA Sie in dieser Zeit spurlos verschwunden glaubte.«
    »Es gibt alte mandschurische Sprichwort – sicherste Platz für Floh ist in Mähne des Löwen.« Beide lachten, obwohl der Präsident bezweifelte, daß es in der Mandschurei Löwen gab.
    Mr. Schtscheparenko holte ein kleines Transistorradio hervor und drehte es voll auf. Das einzige Programm, das mit erforderlicher Lautstärke zu empfangen war, war ein interkantonaler Jodelwettstreit. »Warum tun Sie das?«
    »Falls amerikanische Mikrophone, wir machen schwierig für sie.«
    »Amerikanische Mikrophone? Wer hätte je von amerikanischen Mikrophonen gehört? Sie meinen doch sowjetische Mikrophone!«
    »Beides, beides«, versicherte Mr. Schtscheparenko. »Aber wir finden in unsere Botschaften, und wir auch legen«, gestand er ein. Dann deutete er mit einem Blick nach oben auf einen rosafarbenen venezianischen Kronleuchter. »Da, sehen Sie. Dieser Arm. Ein schwarze Form, am Fuß von Kerze.«
    »Mein Gott«, sagte der Präsident. »Ist das eines von unseren?«
    »Kann sein unseres. oder kann sein -?«
    »Was?« fragte der Präsident aufgeregt. Es wurde immer kälter im Schatten des chinesischen Drachens. »Schweizerisches.«
    »Schweizerisch?«
    »Sie immer schlauer als uns alle. Gute Gastgeber, finden alles heraus. Also.«
    Er wurde beinah sentimental und schien dennoch eine innere Erregung zu verbergen. Er blickte dem Präsidenten tief, beinah peinlich tief, in die Augen und faßte ihn an den Armen. »Ich, bitte, allein mit Ihnen, weil ich Geschenk habe für Sie – und auch Wunsch –, falls Sie tun können etwas für mich in Amerika.«
    Der Präsident hatte flüchtige Visionen von Care-Paketen, altersschwachen Verwandten, amerikanischen Zigarettenstangen.
    »Geschenk nicht groß, unmöglich für uns groß Geschenk, weil so lange getrennt von andere Land – aber ich bitte Sie annehmen, mit guter Absicht, kommen von Herzen.« Er zog ein kleines Couvert aus der Tasche und überreichte es dem Präsidenten. »Sein vorsichtig!« mahnte er.
    Der Präsident schüttelte behutsam den Inhalt aus dem Couvert – und hielt die Luft an.
    »Das ist eine Zehn-Kopeken-Nikolaij-II, mit Druckfehler. Sie merken, Adler hat vier Köpfe. sehr selten. gibt nicht mehr. Andere ist komplette Satz, gedruckt von Volksrepublik Aserbeidschan, am ersten Tag von Republikgründung. sehr selten. Diese Satz gedruckt von ukrainische Separatisten. Petliura. zwischen deutsche Besetzung und sowjetische Machtergreifung. sehr selten. Und diese Satz, leider nicht komplett, gedruckt von weißer Regierung Koltschak, in Sibirien.«
    »Woher wußten Sie -?« fragte der Präsident, tief gerührt. »Oh, ist nicht schwierig sehen. Wir haben Gefühl einander. Wenn Sammler empfängt Brief, er sehen Umschlag anders als Nichtsammler. Auch wenn Briefmarke ganz gewöhnlich. Ich beobachten. Ich beobachten alle Menschen von Westen, weil sie mehr Briefmarken bekommen als arme sowjetische Sammler. Ich versuche Weg finden zu erwerben.«
    »Na, das ist aber wirklich aufmerksam von Ihnen, Sir, und ich versichere Sie, diese Geschenke werden der Stolz meiner Sammlung sein«, erklärte der Präsident überschwenglich. »Und nun, welchen Wunsch haben Sie, Sir, was kann ich für Sie tun?« Mr. Schtscheparenko wurde jetzt ganz gefühlvoll, ein merkwürdiger Gegensatz zu seinem eisigen Verhalten in der Diskussion politischer Fragen.
    »Ich weiß nicht, ob möglich. ich weiß nicht. wir Gefangene, Sie und ich, unserer eigenen Umgebung. ist unmöglich allein sein. wie Menschen. Spazierengehen im Wald. angeln. diskutieren. atmen. leben. Ich weiß nicht, wie ist möglich.«
    Der Präsident war solche tränenrührenden Ausbrüche nicht gewöhnt. Er versuchte dem Gespräch einen rauheren, amerikanischeren Ton zu geben.
    »Hängt nur von uns selbst ab, es möglich zu machen«, sagte er.
    »Aber wie? Wie? Können Sie mir schreiben Brief? Kann ich Brief Ihnen schreiben? Wird alles geöffnet. Sekretariat. Geheimdienst. Hunderte Menschen.«
    »Es gibt immer den heißen Draht.«
    »Wie kann schicken Briefmarken auf heiße Draht?« fragte Mr. Schtscheparenko

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