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Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Titel: Gott und die Staatlichen Eisenbahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ustinov
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Freizeitbeschäftigungen, seine Laster, seine Hobbys.«
    »Seine Hobbys? Wie könnte jemand da angreifbar sein?«
    »Oh, Sir, Sie wissen doch, wie empfindlich wir sind gegenüber Geschenken von Privatleuten an Politiker im Amt. Luther Leap mußte seinen Hut nehmen, weil er von Attilio Frigone einen gebrauchten türkischen Teppich für seine Strandhütte angenommen hatte – und Frigones Firma dann einen großen Bauauftrag vom Landwirtschaftsministerium ergatterte.«
    »Weiß ich alles«, antwortete der Präsident. »Und ich will euch mal etwas sagen: Frigones Firma hätte den Auftrag sowieso bekommen. Sie machte das günstigste Angebot.«
    »Zweifellos. Es war eine Tragödie. Denn Leap ist einer der großen Unbestechlichen dieser Welt, und der Teppich war wertlos. Aber nehmen wir einmal an, nur theoretisch, ein hoher Amtsträger der Vereinigten Staaten würde von einem hohen sowjetischen Funktionär ein ungewöhnliches Geschenk annehmen, ich meine, einen Gegenstand oder Gegenstände privaterer Natur als etwa Kaviar oder Wodka, so würde dieser Vorgang den Beamten der Vereinigten Staaten in eine angreifbare Position bringen.«
    Eines ist sicher, dachte der Präsident. Old Schtscheparenko hatte recht. Das Mikrophon im Kronleuchter war eines von unseren.
    »Vielen Dank, Leute, für interessante zwanzig Minuten. Das Krankenbett könnt ihr einem Patienten geben, der es dringender braucht«, sagte er.
    Nachdem sie gegangen waren, begann der Präsident nachzudenken. Er war jetzt von vertrauten Gegenständen umgeben, und er war weniger desorientiert als damals in Genf. Die Drucke von Currier und Ives, der rülpsende Wasserspender, der moosgrüne Teppich, die kühle, summende Nacht seines Büros – all dies war ein Trost.
    Woher wußte Schtscheparenko, daß ich ein heimlicher Sammler bin? Seine Ausrede klang ziemlich lahm, wenn man’s bedenkt. Kann mich nicht erinnern, in seiner Gegenwart jemals Post empfangen zu haben. Nachrichten ja, aber keine Briefe – Nachrichten ohne Briefmarken. Warum habe ich nicht früher daran gedacht? Meistens denkt man ja nicht. Im Zweifelsfall für die Unschuld – ein Gewohnheitsprinzip der Demokratie. Und dann – wie war das mit den Färöer-Inseln? Und mit Uganda? Und mit Papua? – Papua! Das kann kein Zufall gewesen sein. Tanganjika. ich habe mir nie etwas aus Tanganjika gemacht. Wollte niemals hinfahren. Das war nur so dazwischengestreut, um den Zufall glaubwürdiger zu machen. Nur eine Handvoll Menschen wußte, daß ich Briefmarken sammele. Grace. die Kinder vielleicht. meine Art, ihnen beim Frühstück die Briefumschläge wegzuschnappen. aber keiner von ihnen würde für die Roten arbeiten. Don Rosco?. Möchte mal wissen, ob der ‘ne Schwuchtel ist! Macht ziemlich affektierte Gebärden. Und Mrs. Rosco ist, wie mir scheint, auch nicht besonders gut angepaßt. jedenfalls benutzt er reichlich Aftershave. muß ihn noch einmal durchleuchten lassen, als potentielles Sicherheitsrisiko. ohne Angabe besonderer Gründe. Muß G-14 auf ihn ansetzen.
    Die Türen waren verriegelt, der Präsident zog sein Briefmarkenalbum hinter Ralph Waldo Emersons gesammelten Schriften hervor und betrachtete zum ersten Mal seine neuen, von einem so häßlichen Verdacht befleckten Erwerbungen. Statt sie in sein Album zu kleben, löste er vorsichtig sein prächtiges Papua-Dreieck mit dem knienden Kopfjäger heraus. Die gleiche Operation führte er an einer Ten-Penny-Uganda mit dem Profil Edwards VII. aus, auch an einer Zehn-Öre-Marke von den Färöer-Inseln, in leuchtendem Königsblau, ein Fischerboot auf rauher See darstellend. Diese drei Marken sowie Mr. Schtscheparenkos Geschenk legte er in einen seiner dienstlichen Briefumschläge und adressierte ihn an: Mr. Schtscheparenko, c/o Kreml, Moskau – mit der Aufschrift »Persönlich« – und gab ihn Miss Grininger in die Post. Alle waren begeistert, den Präsidenten wieder in alter Form zu erleben, und tatsächlich verlief die nächste Wochensitzung sehr angenehm, mit Heiterkeitsausbrüchen und einem starken Gefühl zielstrebiger Kollegialität unter den Chefs der Ministerien. Überhaupt war es eine höchst erfolgreiche Woche gewesen, gekennzeichnet durch die Steigerung der Eskalation um weitere zwei Punkte auf allen Operationsfeldern – ein Trend, der seinen Widerhall an den Aktienmärkten fand. Nordafghanistan tauchte zum ersten Mal auf der Landkarte auf, und damit natürlich auch Südafghanistan. Eine Woche später kam der Brief aus dem Kreml zurück – mit

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