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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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eben nicht gleich null. Leider. Es kam zu unvorhergesehenen Abstoßungsreaktionen. Ich musste den Versuch abbrechen.“
„Bedauerlicherweise“, sagte Rubinowitz mit einem sarkastischen Unterton.
„Ja“, sagte Blake ernst, „es war sehr bedauerlich. Nicht nur wegen der unnötigen Opfer, sondern auch wegen der wertvollen Zeit, die nutzlos verstrichen ist.“
„Und was haben Sie mit den Gehirnen gemacht?“
Blake wich Rubinowitz’ Blick aus. „Was hätte ich tun sollen?“, sagte er mit einem leicht weinerlichen Unterton. „Ich habe sie da draußen irgendwo auf dem Gelände begraben. Aber sie sind nicht umsonst gestorben, glauben Sie mir. Sie haben ein Opfer für die Wissenschaft gebracht. Warten Sie – ich zeige Ihnen noch etwas.“
Er hantierte wieder an seinem Pult herum, und mit einem Male erschienen auf fast allen Monitoren Genies aus zweieinhalb Jahrtausenden. Sie alle schienen miteinander zu reden. Der Ton war allerdings ausgestellt, so dass man sie nur reden sah, aber nicht hörte.
„Ist das nicht Platon“, sagte Jane und zeigte auf einen Monitor gegenüber.¨
„Leonardo da Vinci“, sagte Rubinowitz fasziniert. „Und Nostradamus!“
Und Goethe, Perikles, Shakespeare, Strawinsky, Abraham Lincoln, Giordano Bruno . . .
„Faszinierend, nicht wahr? Wir haben inzwischen etwa fünfhundert geniale Menschen simuliert. Womit ich meine: Es sind richtige Emulationen! Menschen, die wiederauferstanden sind. Sie leben! Sie denken! Sie entwickeln sich weiter! Verstehen Sie, was das bedeutet? Wenn diese fünfhundert Genies zusammenarbeiten würden, dann käme damit ein geistiges Potenzial zustande, das die Menschheit in ihrer ganzen Geschichte noch nicht erlebt hat. Ein geistiges Potenzial, das im Handumdrehen die Lösung für sämtliche Menschheitsprobleme finden würde.“
„Fantastisch!“, rief Jane aus. „Aber warum sagen Sie wenn und würden? Warum der Konjunktiv?“
„Nun“, sagte Blake und ließ die Schultern sinken. „Da liegt das Problem.“
„Wo?“, fragte Troller. „Wo liegt das Problem?“
    „Sie kooperieren nicht.“
    „Wie bitte?“
    „Sie wollen nichts voneinander wissen.“
    „Ich verstehe nicht“, sagte Jane.
„Ich verstehe es auch nicht“, sagte Blake. „Wenigstens kann ich es nicht begreifen. Syntopos und ich lassen die fünfhundert bedeutendsten Genies der Weltgeschichte wiederauferstehen, und was machen die? Sie schwatzen alle durcheinander. Sie arbeiten nicht zusammen. Keiner hört dem anderen zu. Keiner ist bereit, mit den anderen zu kooperieren. Alle kreisen immer nur um sich selbst. Ich weiß, es muss ein Fehler im System sein, aber wir haben ihn noch nicht gefunden. Wahrscheinlich reicht die Kapazität von Syntopos dafür noch nicht aus.“
„Vielleicht haben die einfach keine Lust, miteinander zu reden“, sagte Rubinowitz. „Genau wie wir damals auf der Konferenz.“
„Nein“, sagte Blake entschieden. „Unmöglich. Ich bin sicher, es ist ein Fehler im System. Wir brauchen eine noch höhere Intelligenz, um den Geniepark zu vollenden. Und Sie, Rubinowitz, werden mir dabei helfen.“
„Ich werde den Teufel tun“, sagte Rubinowitz. „Ich werde Sie doch nicht bei Ihrem wahnsinnigen Projekt unterstützen.“
„Sie werden nicht darum herumkommen.“
Blake ging zu einem schreibtischhohen rechteckigen Kasten, auf dessen Oberseite eine Liege eingelassen war. „Darf ich Ihnen den Robodoc vorstellen?“
Rubinowitz starrte Blake entgeistert an.
    „Was haben Sie vor?“
Am Kopfende des Kastens befand sich ein Ring, ähnlich wie bei einem Computertomographen. Über der Liege waren feine Greifarme mit filigranen Zangen, Bohrern, Sägen und sonstigen Werkzeugen montiert.
Troller vermied es, Rubinowitz offen anzuschauen. Mit einem halben Seitenblick sah er, wie sich Panik auf Rubinowitz’ Gesicht ausbreitete.
„Ich kann Sie beruhigen“, sagte Blake, der Rubinowitz’ Blick aufgefangen hatte, „Sie werden nichts spüren. Zuerst verabreiche ich Ihnen ein Betäubungsmittel, das Sie in einen entspannten Tiefschlaf versetzt. Dann lege ich Sie in den Robodoc. Dort werden Sie innerhalb weniger Minuten auf sechzehn Grad heruntergekühlt. Eine Art Schockfrost.“ Er zeigte auf den Ring des Robodocs und erläuterte: „Hier am Kopfteil befindet sich eine automatische Präzisionsfräse, die Ihre Schädeldecke aufsägen wird, damit Ihr Gehirn aus der Hirnschale entnommen werden kann. Ich gebe zu, das klingt brutal. Ist es aber nicht. Aufgrund der Betäubung spüren Sie nichts. Die

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