Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
Vom Netzwerk:
Zeit vergeht, desto großer die Chance, dass Ross uns hier rausholt. Er warf einen verstohlenen Blick auf die Überwachungskamera. Die Cessna stand immer noch allein und verlassen auf dem Flugfeld.
    „Aber“, sagte Jane, „verzeihen Sie, eine höhere Intelligenz entwickeln, das wollen doch alle. Mit künstlicher Intelligenz, mit Cyborgs, mit genetischer Verbesserung des Menschen . . .“
    „Mit was auch immer“, unterbrach Blake. „Aber niemand kam auf die Idee, die Kräfte der Wissenschaft zu bündeln. Jeder dachte immer nur an sich und seine elende, beschränkte Einzeldisziplin.“
    Troller beschloss, sich Janes Taktik anzuschließen. „Wir kennen Ihr ursprüngliches Syntopie-Konzept“, sagte er, „und Sie wissen, dass ich zu Ihren großen Bewunderern gehöre. Aber ich würde jetzt auch gern wissen: Wie sind Sie dazu gekommen – das da – zu schaffen?“ Es war ihm nicht gelungen, seinen Abscheu vollständig zu unterdrücken, als er „das da“ sagte.
    „Das da ist Syntopos“, sagte Blake streng.
„Verzeihen Sie“, sagte Troller. „Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Syntopos zu schaffen?“
    „Es begann mit dem Geniepark“, sagte Blake, „den Adams uns damals auf der WSS-Konferenz präsentierte. Ein Programm, das die großen Geister der Geschichte als perfekte Simulationen – Turner wurde sagen: Emulationen – wiederauferstehen lässt. Eine virtuelle Gelehrtenrepublik, das war Adams’ Vision.“
    „Ist das nicht sogar das Programm, das er vor ein paar Monaten angekündigt hat?“, fragte Jane.
Blake lächelte nachsichtig. „Ich will Ihnen zeigen, was er vor ein paar Monaten angekündigt hat. Warten Sie.“ Er bediente verschiedene Knöpfe und Regler seiner Steuerkonsole. Auf dem Bildschirm über ihm erschienen Einstein, Picasso und Freud, die in eine Diskussion über den Weltfrieden vertieft waren.
„Fällt Ihnen etwas auf?“
Die Szene wirkte so echt, als ob die drei wirklich zu dieser Diskussion zusammengekommen wären. Aber Troller kannte den Briefwechsel zwischen Einstein und Freud aus den dreißiger Jahren. „Sie tauschen nur Argumente aus, die in ihren Schriften zu finden sind“, sagte er.
„Richtig“, sagte Blake. „Es handelt sich nur um animierte Figuren, die kein eigenständiges Leben führen und daher auch nicht in der Lage sind, sich weiterzuentwickeln. Sie reden miteinander, aber nach einem vorgefertigten Skript. Der Benutzer könnte sie auch einzeln aufrufen und ihnen Fragen stellen, aber – warten Sie, ich zeig’s Ihnen.“
Er gab einen Steuerbefehl ein, und augenblicklich wurde die Diskussion der drei Genies unterbrochen. Einstein blickte nun mit freundlicher Aufmerksamkeit vom Monitor herab und sagte: „Womit kann ich Ihnen helfen?“
„Mr. Einstein“, sagte Blake, „wir kennen Ihre spezielle und Ihre allgemeine Relativitätstheorie und haben großen Respekt vor Ihrer Leistung.“
„Danke“, sagte Einstein geschmeichelt.
„Wir haben allerdings die Formel vergessen“, sagte Blake. „Könnten Sie die noch einmal wiederholen?“
„E = mc2“, sagte Einstein. „Soll ich es Ihnen vorrechnen?“
„Nein“, sagte Blake, „vielen Dank. Aber wir würden gern wissen, was Sie von der Stringtheorie halten?“
„Von der Stringtheorie?“, fragte Einstein und machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Ja“, sagte Blake. „Sie wissen schon, Stephen Hawking, Edward Witten und diese Leute.“
„Nun“, sagte Einstein ausweichend, „Stringtheorie. Mit dem Geigenspiel hat das vermutlich nichts zu tun, oder?“
„Nein.“
„Dann – muss ich passen. Tut mir Leid.“
„Danke, Mr. Einstein.“
„Keine Ursache.“
Das Bild auf dem Monitor erlosch.
„Sehen Sie“, sagte Blake, „das ist das Problem: Von der Stringtheorie hatte Einstein noch nichts wissen können. Die Antworten, die dieses System geben kann, sind letztlich nichts anderes als das, was Sie aus einem guten Archiv oder einem Lexikon erfahren: Antworten der Vergangenheit. Die wahre Kunst aber ist es, das Denken dieser Genies zu simulieren. Ich meine: sie virtuell wiederauferstehen zu lassen.“ Er machte eine Pause, um die Wirkung seiner Worte abzuwarten.
„Hat nicht Lansky auch daran gearbeitet?“, fragte Troller.
„Lansky hätte es nie geschafft“, sagte Blake. „Niemals. Er war beschränkt. Notwendig beschränkt. Das ist es, was mir schon sehr bald klar wurde. Wir können nur Programme schreiben, die der menschlichen Intelligenz untergeordnet sind. Ich könnte Ihnen das mit Hilfe des Gödelschen

Weitere Kostenlose Bücher