Gottes kleiner Finger - [Thriller]
hatte Lauri die Stimme von Alice im Ohr. Du musst ihnen helfen.
»Wir brauchen Hilfe und können dafür bezahlen. Wir wissen, dass Sie aus den Diensten der CIA ausgeschieden sind, und ich bin bevollmächtigt ...«
»Moment, Moment«, protestierte Lauri. »Erstens habe ich niemals für die CIA gearbeitet, und zweitens ...«
Schrader lächelte.
»Wie Sie meinen. Aber ich habe die drei Memoranden gelesen, die Sie über die Gefahren von Terroranschlägen mit strahlenden Waffen für die Bush-Regierung verfasst haben.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Ich bin das Schreiben durchgegangen, in dem Sie erklären, warum die Vereinigten Staaten von Amerika Afghanistan oder den Irak nicht angreifen sollten. Ganz zu schweigen vom Iran. Ich habe auch das Memorandum gesehen, in dem Sie behaupten, dass al-Qaida sich im Irak auf einen Guerillakrieg vorbereitet und seine Kämpfer dorthin verlegt, sobald die Vereinigten Staaten die Stellungen der Taliban in Afghanistan bombardieren. So wie sie es dann unter Führung von al-Zarqawi natürlich auch getan haben.«
Lauri Nurmi wirkte peinlich berührt.
»Solche Papiere gibt es nicht, und es hat sie niemals gegeben.«
»Natürlich nicht. Aber ich habe Kopien davon in meinem Aktenkoffer. Wenn Sie wollen, dann kann ich ...«
Lauri Nurmi machte eine abwehrende Geste.
»Schon gut, ich verstehe, was Sie sagen wollen.«
»Einige unserer Investoren sind Amerikaner, und über sie haben wir hochrangige Kontakte auch innerhalb der amerikanischen Regierung. Wir wissen also, warum Sie aus dem Dienst ausgeschieden sind.«
»Das sollte niemand wissen«, sagte Lauri Nurmi trocken.
»Wir haben einige Senatoren und noch ein paar andere Leute gefragt, wen sie für die Aufgabe empfehlen würden. Drei davon nannten Ihren Namen.«
Lauri Nurmi wirkte aufrichtig überrascht.
»Mein Spezialgebiet sind Atomwaffen«, erklärte er. »Nicht der Bau von Sonnenkraftwerken!«
»Uns interessiert jetzt vor allem Ihre allgemeine Herangehensweise«, sagte Schrader. »Ihre Fähigkeit, in islamischen Kulturen mit Einheimischen zu verhandeln. Ihr Talent, ihnen zu erklären, worum es geht. Ihre Fähigkeit, ihr Vertrauen zu gewinnen. Wir haben nicht nach Spezialisten für Atomwaffen gefragt, sondern wir wollten wissen, wer gut mit den Einwohnern des Gebiets verhandeln könnte. Es gibt dort Araber, die Ackerbauern sind, Arabisch sprechende beduinische Nomaden und Siwi sprechende Berber.«
»Für eine solche Aufgabe würde sich am besten ein Ägypter eignen«, schlug Lauri vor.
»Das stimmt schon«, räumte Schrader ein. »Aber auch die Europäer müssen ein Gesicht haben, denn alle wissen, dass es sich um ein gemeinsames Projekt der ägyptischen Regierung und der westlichen Länder handelt.«
Lauri nahm einen weiteren Schokoladenkeks vom Teller.
»Das sind gute Aspekte, aber ich bin nicht Ihr Mann«, sagte er entschlossen und vielleicht auch ein wenig entschuldigend. »Ich bin in Rente.«
Ich brauche sie nicht dafür um Verzeihung zu bitten, dass ich nicht bereit bin, dachte Lauri. Ich bin ihr nichts schuldig. Und dann hatte er wieder die Stimme von Alice im Ohr. Du musst ihnen helfen. Sonst können sie alle sterben.
»Wir bezahlen gut«, versuchte Schrader es noch einmal.
Aber Lauri sah, dass sie schon aufgegeben hatte.
Sonst können sie alle sterben. Jeder Einzelne . Oh, Teufel noch mal, dachte Lauri. Das war doch nur ein Traum!
»Ich hab genug Geld«, sagte Lauri matt. »Ich arbeite nicht mehr. Für niemanden. Ich mische mich in keinen einzigen gewaltsamen Konflikt mehr ein. Also: danke, aber nein danke. Es tut mir leid, aber sie müssen sich jemand anders suchen.«
Man hörte, dass Katharine sich vom Sofa erhob und in das Speisezimmer kam, um sich noch Kaffee zu holen. Während sie nach der Kaffeekanne griff, legte sie wie in Gedanken die neueste Nummer des Greenpeace Magazine vor Lauri auf den Tisch. Auf dem Titelbild trieben schmelzende Eisschollen im Meer. THE ARCTIC TIME BOMB, schrie die Schlagzeile in riesigen Lettern. Sollte er Katharines Geste als sanften Druck auffassen?, überlegte Lauri.
»Die Klimaerwärmung ist heute schon ein ganz reales und ernstes Problem«, bemerkte Katharine leichthin.
Oha, jetzt gerate ich schon zwischen zwei Feuer, dachte Lauri. Oder vielleicht sogar zwischen drei, wenn ich auch die Träume und den Druck hinzurechne, den die Toten ausüben.
Lauri spürte, dass er gleich Kopfschmerzen bekommen würde, und zwar heftige. Auch das noch. Ich werde nie
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