Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)

Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)

Titel: Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. Franzen
Vom Netzwerk:
und lief Sandra hinterher.
     
    *
     
    Die schattenhafte Gestalt beobachtete die Gruppe Zombies, die sich um den versammelt hatte, der sich selber Papa nannte. Ihre Schritte waren fest, ja. Aber ihre Orientierung ließ zu wünschen übrig. Sie irrten durch Seitenstraßen, gingen in Hauseingänge, kamen wieder heraus … So würde das nichts werden.  
    ER würde eingreifen müssen.
    Die Gestalt, bisher nur ein formloser, vager Schatten, bewegte sich langsam von hinten auf die Gruppe Zombies zu. Mit jedem Meter wurde sie greifbarer und nahm Formen an.
    Teure Schuhe, die im Licht des Tages glänzten. Ein dunkler Anzug aus feinstem Stoff, der bei jedem Schritt leise raschelte. Lange, schlanke Hände mit feingliedrigen Fingern, ein blasses Gesicht, hager und asketisch, eigenwillig frisierte hellblonde Haare, die mit ihrem Scheitel an David Bowie erinnerten. Eisblaue Augen funkelten mit einem zeitlosen Blick in die Welt. Ein dunkles Leuchten ging von der Gestalt aus, eine Kälte, die aus dem unendlich leeren Raum zwischen den Sternen zu kommen schien. Je mehr die Gestalt des Mannes Form annahm, umso dunkler wurde es am Himmel.
    Der dunkle Mann erreichte die Nachzügler der Gruppe.
    Eine hochgewachsene Frau in einem engen Minirock aus beigefarbenem Wildleder und einer taillenbetonten Jacke aus dem gleichen Leder stöckelte unbeholfen auf ihren absurd hohen Pumps als Schlusslicht der Gruppe über die Straße. In ihrer Hand baumelte eine Lederhandtasche.
    Der dunkle Mann verzog sein Gesicht zu einem anerkennenden Grinsen. Louis Vuitton-Täschchen, stramme Waden, griffiger Hintern, auf dessen oberem Ansatz die Ausläufer einer wasserstoffblonden Mähne wippten … Schade, dass sie jetzt wohl keine Lust mehr verspüren würde. Für Geld hätte er sie zu anderen Zeiten bestimmt überreden können, mit ihm ein paar vergnügliche Stunden zu verbringen, und hinterher sogar von ihr eine Entlohnung für seine Mühen angeboten bekommen. Mit einem verächtlichen Schnaufen berührte er sie beiläufig von hinten an der Schulter.  
    Die Untote brach auf der Stelle zusammen.
    Besser so.
    Ihr unbeholfenes Stöckeln war einfach nicht mit anzusehen gewesen. Davon abgesehen war Stille eine Waffe, die man nicht so ohne Weiteres hergeben sollte.
    Als der Mann an ihrem auf dem Boden liegenden Körper vorbeiging, sah er aus dem Augenwinkel etwas, das ihn kurz innehalten ließ.
    Er sah genauer hin und bemerkte einen Bartschatten im herben Gesicht der Sexbombe. Unter dem knappen Rock ihres Kostüms erkannte er einen prall gefüllten Stringtanga. Mit einem leisen Auflachen schüttelte er den Kopf.
    »Typisch Köln. Ob wir uns morgens wohl um den Rasierer gestritten hätten?«
    Mit einem breiten Lächeln drängte er sich weiter an die Spitze der Gruppe, hielt sein Ziel fest im Auge. Den Zombie mit dem Hausmeisterkittel und dem affigen Hütchen auf dem Kopf. Die Zombies, die er passierte, fielen zu Boden und wanden sich in stummer Agonie. Drei Schritte hinter dem Hausmeisterzombie, der sich selber Papa nannte, blieb der dunkle Mann stehen.
    Papa drehte sich um.
    Der dunkle Mann breitete die Arme aus, als wolle er einen alten Freund begrüßen. Eine unglaubliche Kälte ging von ihm aus und Papa stolperte ein paar Schritte rückwärts. Dann fiel er zu Boden, wand sich in Krämpfen, versuchte mit unbeholfenen Bewegungen sein Gesicht mit den Unterarmen zu schützen, das dunkle Leuchten des Mannes abzuwehren.
    »Ja«, sinnierte der dunkle Mann. »So ist es recht. Winde dich voller Demut vor mir im Staub, mein Freund.« Der dunkle Mann schloss die Augen, griff mit seinem Geist nach dem kruden Bewusstsein Papas, und nickte versonnen vor sich hin.
    »Du hast recht, mein Freund. Ich bin alt. Ich war schon alt, als das Universum noch jung war. Und ja, wenn du es gerne so siehst, bin ich ein Engel. Ein Engel des Todes. Ihr liebt ja solche Bilder, selbst nachdem ihr eure kümmerliche Existenz ausgehaucht habt. Ich atme ganze Welten ein, um sie anschließend leer und kalt wieder aus meinem Inneren zu entlassen. Ich bin die Nemesis des Lebens.« Er ließ die Arme sinken, und Papa beruhigte sich allmählich wieder. Der dunkle Mann blickte beinahe liebevoll auf den wehrlosen Zombie herunter.
    »Ja. Wenn du es so möchtest, bin ich Gabriel, mein Freund.« Der dunkle Mann streckte Papa seine Hand entgegen.
    »Steh auf. Ich glaube, wir zwei haben sehr viel zu besprechen.«
     
    *
     
    Im Keller der Kirche schreckte Jonas aus einem dämmerigen Halbschlaf hoch. Auch die

Weitere Kostenlose Bücher