Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)
anderen waren wach. Vorsichtig drehte Jonas das Licht der Lampe nur ein klein wenig heller.
Die Augen der anderen Kinder schwammen in bleichen Seen der Angst. Sie hatten es auch bemerkt. Trotzdem musste Jonas sein Unbehagen einfach in Worte fassen.
»Habt ihr auch …«
Peter nickte.
»Ja. Ich habe IHN auch gespürt.«
Rosi wimmerte leise und klammerte sich an Peters Arm. Gerhard holte tief Luft. Seine Stimme zitterte.
»Wir sollten Frank warnen.«
»Wovor?«
»Vor dem dunklen Mann. Wovor denn sonst?«
Jonas schüttelte den Kopf.
»Ob er uns das glauben oder uns überhaupt verstehen wird?«
Das war eine gute Frage. Nachdenklich blickten die Kinder vor sich hin. Für einen verrückten Moment sahen sie aus, wie die absurd junge Ausgabe eines militärischen Kommandostabs, der vor einer schwierigen Entscheidung stand.
Dann sah Jonas auf. Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich werde ihm nichts sagen. Je weniger Frank weiß, umso größer die Chance, dass ER ihn nicht wahrnimmt.«
Nacheinander nickten Gerhard, Peter, Michael und Rosi Jonas Entscheidung ab. Dann begann wieder das lange, schweigsame Warten.
Und das Knirschen der Anderen da draußen wurde immer stärker.
*
Der Schuhladen hatte vor dem Armageddon tatsächlich auch andere Lederwaren im Angebot gehabt. Schnell wurden Stark und Sandra fündig. Zwei große Rucksäcke, für längere Trekkingtouren geeignet, lagen schon an der zerbrochenen Schaufensterscheibe bereit, als Frank dazukam. Er hörte die Stimmen der beiden zwischen den Regalen in dem dunklen Laden.
»Ich kenne dich«, sagte Stark, »Bist du nicht die Kleine der Adamcyks?«
»Ja.«
Sandras Stimme klang merkwürdig belegt, fand Frank. Leise stieg er in den Laden ein, und belauschte die beiden, den Blick nach draußen gerichtet.
»Ich hätte dich eben beinahe nicht wiedererkannt.«
»Kein Wunder. Ich habe obenherum ein wenig zugelegt.«
Stark räusperte sich, und Frank musste sich ein Auflachen verkneifen, um sich nicht zu verraten.
»Wie geht es deinem Vater? Ich meine, wenn ich das in dieser Situation überhaupt fragen darf.«
»Er ist tot, und das ist gut so.«
»Hier, probier mal diese Schuhe.« Rascheln im Hintergrund. »Da ist viel Zorn in dir.«
»Was ja wohl kaum verwundert, oder?«
Ein tiefes Brummen, das sowohl Zustimmung, als auch Skepsis sein konnte.
»Findest du nicht, dass es an der Zeit wäre, ihm zu vergeben? Angesichts der herrschenden Umstände?«
»Er hat das bekommen, was er verdient.« Kurzes, dumpfes Aufstampfen. »Die passen.«
»Nun gut. Wenn du reden möchtest, ich bin ja bei euch.«
Seufzen. Eher genervt, als ergeben.
»Vater, ich bin jahrelang in die Kirche gekommen, habe immer und immer wieder darum gebetet, dass ER mir und meiner Mutter doch bitte helfen soll. Und was ist passiert? Nichts, nichts und nochmal nichts! Ihr großer Boss da oben hat wohl immer ausgerechnet dann seinen freien Tag genommen, wenn ich ihn gerade am dringendsten gebraucht hätte.«
»Sandra!«
»Nein! Es kommt ja alles noch viel besser, Herr Pfarrer! Ich hatte ihn schon im Visier, hatte endlich die Möglichkeit, ihm all das heimzuzahlen, was er mir und meiner Mutter all die Jahre angetan hat. Es wäre sogar eine Erlösung für ihn gewesen, wenn man die derzeitige Situation bedenkt , wie sie das da draußen so schön beschreiben. Und was passiert? Der da oben kommt aus seinem freien Tag zurück und hält seine Hand schon wieder schützend über diesen elenden Bastard!«
»Du hast deinen Vater gesehen?«
»Ja. Er ist jetzt einer von denen da draußen. Und ich schwöre bei allem, was Ihnen heilig ist, Herr Pfarrer, wenn er mir das nächste Mal vor die Flinte läuft, blase ich ihm das Hirn aus dem Schädel! Und wenn die wieder nicht ballert, trete ich ihm derartig in die Eier, dass eben seine kleinen vertrockneten Dinger quer durch seinen verdorrten Leib sausen und sein Gehirn zu Mus zerquetschen!«
»Aber mein Kind, du musst -«
»Finger weg! Als ich SIE brauchte, waren SIE auch nie da. Also brauchen wir jetzt erst gar nicht mit irgendwelchen Vertraulichkeiten anzufangen.«
Schritte im Dunkel zwischen den Regalen. Frank hüpfte über die Reste der zerbrochenen Scheibe nach draußen und tat so, als wäre er gerade erst angekommen. Sandra kam aus einer Regalreihe und blickte ihn finster an.
»Was machst du hier?«
»Es braut sich ein Unwetter zusammen. Ich wollte euch holen, bevor es losgeht. Du weißt ja, Dunkelheit und so.«
Sandra starrte ihn einen
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