Gottes letzte Kinder (Armageddon, die Suche nach Eden) (German Edition)
Rosi, glaubst du, du schaffst es?«
»Ja«, sagte sie und stellte sich mit ausgebreiteten Armen so hin, dass sie die verbarrikadierte Tür des Kellers sehen konnte. Jonas nahm ihre linke, Gerhard ihre rechte Hand. Peter und Michael stellten sich ganz außen hin, und gaben jeweils Jonas und Gerhard die Hand. Im schwächer werdenden Licht der Propangaslampe sahen die Fünf aus wie ein Scherenschnitt, der als Dekoration für einen Kindergeburtstag gedacht war. Kaum hatten die Kinder eine Linie gebildet und ihre Augen geschlossen, wurde es dunkler und die Luft schien dicker zu werden. Die Zeit wirkte wie zähflüssiges Glas, gewann eine nahezu greifbare Konsistenz. Die Stühle und andere Gegenstände, die die Kinder als zusätzliche Barrikade auf den oberen Treppenabsatz vor der Tür gestapelt hatten, begannen zu zittern. Ein leises Wispern erfüllte den Raum, obwohl die Kinder alle schwiegen, vollkommen in ihre Konzentration versunken waren.
Dann riss Rosi die Augen auf.
Und die Tür zum Keller explodierte nach außen.
Sandra hielt ihr Tempo bei, wofür Frank sie verfluchte. Sie rannten am Rheinufer entlang in Richtung Innenstadt. Nicht weit voraus sah er schon das Schokoladenmuseum. Hinter sich hörte er die festen Schritte von Pfarrer Stark, der trotz seiner Panzerung und seiner enormen Körpergröße scheinbar mühelos mithalten konnte. Das Gewitter hatte sich inzwischen verzogen, aber der Regen und der schrille Gesang der Sirenen waren geblieben. Rechts zog an Frank der Rhein vorbei, und immer wieder sah er, wie vereinzelte Reanimierte es ans Ufer schafften. Er wagte es nicht, zurückzublicken, ahnte aber, dass die unheimliche Streitmacht der Zombies, angeführt von seinem speziellen Freund Hausmeister Krause, ihnen auf den Fersen war.
Unaufhaltsam.
Schweigend.
Sie passierten die Severinsbrücke und liefen am deutschen Sport- und Olympiamuseum vorbei. Frank sah aus dem Augenwinkel hinter den Fenstern Bewegungen, hörte trotz seines rasselnden Atems das Klopfen von toten Händen, sah gierig aufgerissene Münder mit fauligen Zähnen und die hilflose Wut über ein Schicksal, dass die hungrigen Untoten von den leckeren Häppchen fernhielt, die da unten um ihr Leben rannten.
Verdammt, da drin gab es noch mehr von denen!
Hoffentlich hielten die Türen!
Plötzlich zischte ein Fauchen über den Himmel. Ein Geräusch so erschreckend in diesem Augenblick und zugleich doch so schön in seiner Erinnerung an bessere Zeiten, dass sogar Sandra stehen blieb und in den verregneten Himmel spähte.
Über Köln schoss ein Düsenjäger der Einsatzkräfte im Tiefflug hinweg!
Frank und Stark schlossen zu ihr auf.
»Ob es noch Hoffnung gibt?«, fragte Stark, während er dem Flugzeug hinterher sah. Sandra schüttelte den Kopf.
»Wegen eines einzigen Flugzeugs am Himmel? Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein einzelner Düsenjäger am Himmel ist noch keine Hilfe.«
Frank drehte sich um und sah zum Rheinufer hinab.
»Leute, ich würde vorschlagen, unser kleines Sit-in zu vertagen. Wir bekommen Besuch.«
Sandra und Stark drehten sich ebenfalls um. Die Horde Zombies, mit Hausmeister Krause an der Spitze, hatte inzwischen gewaltige Ausmaße angenommen. Sie liefen nicht, aber sie waren trotzdem schnell und ungewöhnlich sicher unterwegs.
»Möge der Herr uns beistehen! Das ist eine Armee der Untoten«, hauchte Stark und bekreuzigte sich.
Frank verkniff sich einen Kommentar und lief los. Schweigend lief Sandra hinter ihm her und nach einem letzten Blick auf die Horde Zombies folgte Stark ihnen.
Kapitel IX
Die Kinder
Die Kinder gingen in einer Reihe durch die Kirche. Nach wie vor hielten sie sich an den Händen. Rosi, die jetzt an der Spitze der Kette ging, hatte die Augen weit aufgerissen, während die anderen ihre in tiefer Konzentration geschlossen hielten. Die Finger der Kinder waren mit solcher Intensität ineinander verkrallt, dass die kleinen Knöchel wie weiße Spitzen aus ihren Handrücken hervortraten. Die Zeit in der Kirche schien stillzustehen, während unbekannte Kräfte dunkel um die kleine Gruppe aus Flüchtlingen waberten.
Rosi war ihr Fokus, Rosi war Augen und Ohren für sie.
Ein unglaublicher Kraftaufwand, der seine Spuren an dem kleinen Mädchen hinterließ. Ihr dunkles Haar bekam allmählich weiße Strähnen und aus ihren Augenwinkeln flossen blutige Tränen. Hinter den Kindern lagen verdrehte und zerschmetterte Körper vor dem Altar und über den Bänken. Vor ihnen standen
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