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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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ausgelöscht haben. Abu Ali aus Malmö.
    Mit einer Mischung aus Erstaunen und Abscheu surfte Fatima von einer Videosequenz zur nächsten. Während in der einen strenggläubige Männer ekstatische Menschenmassen herumkommandierten, sprengten sich in anderen von schicksalsträchtiger Musik begleitet Menschen in die Luft. Die Gewalt und der Hass bereiteten ihr Übelkeit.
    Als Fatima gerade beschlossen hatte, ihren Laptop zuzuklappen, landete sie auf einer Website mit dem Namen
Das neue Kalifat
. Sie war nur spärlich illustriert. Grüner Text vor einer Berglandschaft. Dieselben Lobesbekundungen angesichts der Heldentat in Schweden, die sie auf anderen Internetseiten gelesen hatte. Aber ein Stück weiter unten auf der Seite erblickte sie ein Foto, das sie stutzen ließ.
    Die Öresundbrücke.
    Sie war deutlich zu erkennen, auch wenn das Foto etwas unscharf war. Ihre hohen Zementpfeiler erhoben sich aus dem dunkelblauen Wasser und zeichneten sich vor einem wolkenlosen Himmel ab.
    Die Pulsader zwischen unseren Feinden
, lautete die Bildunterschrift.
    Fatima spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog.
    Das Schwein, das den Propheten geschmäht hat, ist bestraft worden. Inschallah, der Kampf geht weiter. Das höchste Ziel der Märtyrer besteht nun darin, die Pulsader zu durchtrennen, die unsere Feinde im Norden miteinander verbindet.
    Mit einem Mal war ihr Kopf völlig leer. Eine ganze Weile lang saß sie unbeweglich da und starrte auf den Bildschirm. Dann spürte sie, wie es an ihren Schläfen heiß wurde, als würde ihr Blut wieder zirkulieren. Fatima hörte Explosionen und verzweifelte Schreie.
    Ein ums andere Mal las sie die Zeilen. Aber wie sie die Worte auch drehte und wendete, die Botschaft war eindeutig. Sie kam einer Warnung gleich. Einer Drohung. Vielleicht sogar einem Befehl, die Brücke über den Öresund in die Luft zu sprengen. Warum nicht stattdessen den Tunnel zwischen der künstlichen Insel und Kopenhagen? Vor ihrem inneren Auge sah sie Wassermassen über Züge und Autos hereinbrechen. Mein Gott! Die Menschen würden ja wie die Ratten ertränkt werden.
    Fatima sprang auf und begann rastlos in der Wohnung umherzulaufen, während ihr die Gedanken wie Mückenschwärme im Kopf herumsausten. Die Uhr in der Küche zeigte jetzt Viertel nach vier an. Bei dem alten Mann von gegenüber war es dunkel. Die Straße lag leer und öde da. Ihr Handy lag auf dem Wohnzimmertisch.
    Aber wen sollte sie anrufen?
    Ihren direkten Vorgesetzten, Kriminalhauptkommissar Björn Bernhardsson, schlug sie sich rasch aus dem Kopf. Er würde sie wie ein Kettenhund ankläffen. Außerdem befand er sich noch im Urlaub in Thailand, wie ihr einfiel. Sie ging im Geiste diverse Kollegen durch und hatte sich gerade entschieden, Eva Ström zu wecken, als sie erneut zögerte.
    Die Visitenkarte!
    Wo hatte sie sie nur gelassen? Von dem Gefühl verfolgt, dass die Zeit knapp wurde, riss sie die Kleidungsstücke an sich, die sie über den Stuhl im Schlafzimmer geworfen hatte, und wühlte die Taschen durch. In der hinteren Tasche ihrer Jeans fand sie sie. Sie tippte die Nummer ein und versuchte ihre Atmung zu beruhigen, während sie dem Freizeichen lauschte, das durch die Winternacht hallte.
    Die Stimme, die sich meldete, klang kühl und neutral wie auf einem Anrufbeantworter.
    «Bill Lundström …»
    Schliefen diese Säpotypen eigentlich nie?
    «Tut mir leid, dass ich Sie wecke. Hier ist Fatima von der Polizei in Ystad.»
    Als sie hörte, dass er zumindest gähnte, war sie etwas beruhigt.
    «Wie spät ist es denn?»
    «Vier Uhr, glaube ich. Oder kurz nach vier, ich weiß es nicht genau.»
    «Ist etwas passiert?»
    «Ich weiß nicht. Vielleicht. Ich glaube, ich habe etwas entdeckt.»
    Fatima hörte am anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme im Hintergrund.
    «Einen Augenblick bitte», sagte Bill Lundström. «Ich gehe nur schnell in ein anderes Zimmer, um meine Frau nicht zu stören.»
    Sie hörte, wie er mit dem Telefon in der Hand den Raum wechselte. Als er wieder dran war, klang er erneut unangenehm kontrolliert.
    «Ich vermute, dass es wichtig ist, wenn Sie mitten in der Nacht anrufen.»
    Plötzlich wurde Fatima unsicher. Vielleicht hätte sie doch bis zum Morgen warten sollen. Wo sollte sie anfangen?
    «Ich weiß, dass der Mord in Tomelilla nicht mehr mein Fall ist. Aber ich konnte nicht schlafen. Also habe ich mich an den PC gesetzt und ein wenig nach den Worten herumgesurft, die der Mörder an die Wand gepinselt hat. Wie Sie wissen, spreche ich ja

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