Gottes Zorn (German Edition)
Arabisch.»
Als er nichts entgegnete, fuhr sie fort.
«Ich hab mehrere Stunden damit verbracht. Konnte mich einfach nicht loseisen. Und schließlich hab ich etwas gefunden, das wie eine Warnung klingt.»
«Eine Warnung?»
«Ja, es scheint so. Haben Sie einen Computer vor sich?»
«Warten Sie kurz …»
Sie hörte einen fröhlichen Jingle, als er seinen Laptop hochfuhr, und schließlich Tippgeräusche, als er sich einloggte.
«Ich habe Ihnen gerade einen Link zugemailt. Können Sie ihn sehen?»
«Einen Augenblick … ja, hier ist er.»
«Scrollen Sie etwas nach unten und lesen Sie!»
Für eine Weile wurde es still, dann hörte sie, wie er sich räusperte.
«Hm … ich sehe ein Foto von der Öresundbrücke, aber der Text ist arabisch.»
«Dort steht, dass der Mord an Mårten Lindgren nur der Anfang ist», erklärte Fatima ungeduldig. «Sie planen etwas Größeres. Das höchste Ziel der Märtyrer ist, die Pulsader zu durchtrennen, die ihre Feinde im Norden miteinander verbindet. Verstehen Sie? Sie haben vor, die Pulsader zwischen Schweden und Dänemark zu kappen. Sie wollen die Brücke sprengen.»
Fatima hatte den Eindruck, dass er schwerer atmete. Sein Schweigen irritierte sie.
«Verstehen Sie?», wiederholte sie ihre Frage.
«Haben Sie das schon irgendjemandem gezeigt?»
Bill Lundströms Stimme klang erneut neutral und kühl. Kontrolliert.
«Nein, ich habe es ja gerade erst entdeckt.»
«Gut. Das sollte auch so bleiben. Versprechen Sie mir, dass es unter uns bleibt.»
«Ja, aber wir müssen doch etwas unternehmen. Alarm schlagen …»
«Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Analytiker in Stockholm bereits davon wissen. Sie scannen diese Websites regelmäßig. Sie können beruhigt sein, Fatima. Ich kümmere mich darum.»
«Okay …»
Sie begriff, dass ihm ihre Zweifel nicht entgangen waren.
«Wir wollen nur nicht unnötig Himmel und Erde in Bewegung setzen», erklärte er. «Nicht wahr? Denn keinem ist damit gedient, dass es herauskommt und die Leute in Panik geraten. Sie können sich auf mich verlassen.»
Fatima nickte in ihrer Einsamkeit.
«Ich melde mich wieder», sagte er und beendete das Gespräch.
Sie warf einen irritierten Blick auf ihr Handy. Warf es aufs Sofa. Was hatte sie erwartet? Dass er das nationale Einsatzkommando anfordern würde? Dass sie mit Blaulicht in Richtung Brücke rasen würden, um König und Vaterland zu verteidigen?
Jetzt reicht’s, dachte sie. Bill Lundström weiß, was er tut. Mein Gott, bald klingelt der Wecker. Ich sollte mich jetzt wirklich wieder hinlegen. Muss nur kurz an die frische Luft.
Fatima zog den Wollpulli aus und öffnete die Balkontür. Die Nachtluft schlug ihr entgegen. Es war ein angenehmes Gefühl, als die Kälte durchs Nachthemd kroch und auf ihrer Haut prickelte. Ohne zu begreifen, warum, machte sie einen Schritt in den Schnee hinaus. Es brannte unter ihren Fußsohlen.
Kapitel 7
D er Traum war erotisch und voller Leidenschaft, und als Joel ahnte, dass er gleich aufwachen würde, versuchte er sehnsüchtig, ihn noch festzuhalten. Doch da merkte er auch schon, dass es mit der schönen Illusion endgültig vorbei war.
Er öffnete die Augen.
Durch den Spalt in der Jalousie drang ein dünner blasser Lichtstrahl herein und zeichnete ein Muster auf die Tapete.
Seine Haut unter der Decke war heiß. Joel spürte, wie sich die Erregung verflüchtigte. Er schluckte enttäuscht. Frustriert musste er daran denken, wie lange es her war, dass er eine Frau geliebt hatte.
Wem war er im Traum begegnet?
Die Gerüche waren ihm bekannt vorgekommen und auch wieder nicht. Johanna? Joel versuchte sich daran zu erinnern, wie es war, wenn sie sich geliebt hatten. So oft, so viele Jahre lang. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er ihren Körper besser kannte als seinen eigenen. Jedes Haar, jedes Muttermal, jede kleine Hautfalte. Doch inzwischen war jegliche Erinnerung verschwunden. Es musste jemand anders gewesen sein.
Für einen kurzen Augenblick erwog er, wieder einzuschlafen und zu versuchen, den Traum doch noch einzufangen.
Doch dann horchte er in die Stille hinein. Plötzlich hörte er, wie sie sich ihm geradezu aufdrängte. Die Stille wirkte bedrohlich. Unnatürlich.
War etwa irgendwer im Haus?
Joel lag im Bett, ohne sich zu rühren.
Doch dann hörte er die Stimmen wieder. Es klang, als kämen sie von draußen vor dem Fenster. Murmelnd und undeutlich. Er hörte das knirschende Geräusch von Stiefeln auf dem Harsch.
Mit einem Mal war er
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