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Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Becker
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meisten alten Sprachen und kann auch ein paar Worte lesen, aber die einzige alte Sprache, die ich wirklich übersetzen oder verstehen kann, ist Latein.«
    »Also gut. Dann gebe ich Ihnen eine kurze Einweisung. Das Aramäische tauchte zum ersten Mal etwa 1200 vor Christus auf, als ein Volk, das man später als Aramäer bezeichnete, sich in einem Gebiet namens Aram niederließ, im oberen Mesopotamien und Syrien. Ganz offensichtlich war die Sprache vom Phönizischen abgeleitet und wurde wie jenes von rechts nach links geschrieben und gelesen. Das Phönizische hatte keine Buchstaben für Vokale, aber die Aramäer begannen gewisse Buchstaben zu benutzen, vor allem aleph, he, waw und yodh, um Vokale anzuzeigen.
    Schriftliche Beispiele dieser Sprache, die dann später als Aramäisch bekannt wurde, tauchten etwa zweihundert Jahre später auf, und Mitte des sechsten Jahrhunderts vor Christus war es die offizielle Landessprache von Assyrien. Etwa 500 vor Christus, nach der Eroberung von Mesopotamien durch den persischen König Darius I., begannen die Verwalter des sogenannten Achämenidenreichs das Aramäische für alle offiziellen Schriftstücke in ihrem Territorium zu benutzen. Im Moment streiten sich die Gelehrten darüber, ob das Reichspolitik war oder ob das Aramäische einfach als eine bequeme Lingua franca angenommen wurde.«
    »Das Achämenidische Reich? Helfen Sie mir mal auf die Sprünge.«
    »Ich dachte, das würden sogar Sie wissen«, erwiderte Baverstock gereizt. »Es bestand von etwa 560 bis 330 vor Christus, war das erste der verschiedenen persischen Reiche, die den größten Teil des Landes beherrschten, das wir jetzt Iran nennen. Was besetzte Gebiete angeht, war es das größte vorchristliche Imperium und erstreckte sich über fast drei Millionen Quadratmeilen auf drei Kontinenten. Zu den Ländern, die die Perser unterwarfen, zählten Afghanistan, Asien, Kleinasien, Ägypten, Iran, Irak, Israel, Jordanien, der Libanon, Pakistan, Saudi-Arabien, Syrien und Thrakien.
    Das Wichtige daran ist, dass von etwa 500 vor Christus an die Sprache als kaiserliches oder achämenidisches Aramäisch bekannt wurde, und weil es die offizielle Landessprache war, veränderte sie sich in den nächsten siebenhundert Jahren nur wenig. Normalerweise ist die einzige Möglichkeit, herauszufinden, wo und wann ein spezieller Text aus dieser Zeit geschrieben wurde, die Identifikation von Lehnwörtern.«
    »Was ist das?
    »Wörter, die Objekte oder Orte beschreiben oder aber Ansichten oder Konzepte ausdrücken, die im Aramäischen keine genaue Entsprechung haben und deshalb aus der örtlichen Sprache geborgt wurden, um für Klarheit oder Genauigkeit in einer bestimmten Passage zu sorgen.«
    »Und solche Lehnwörter finden sich in dem Text, den Sie gelesen haben, nicht?«, fragte Angela.
    »Jedenfalls nicht in diesem halben Dutzend Wörter, nein. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, die Tontafel ist ziemlich spät hergestellt worden, wahrscheinlich nicht früher als am Anfang des ersten Jahrtausends nach Christus, aber genauer kann ich mich nicht festlegen.«
    »Gibt es noch etwas?«
    »Sie wissen genau, wie ungern ich spekuliere, Angela.« Baverstock schwieg einen Augenblick und warf erneut einen Blick auf die Fotos der Tontafel. »Haben Sie noch bessere Fotos als die hier?«, fragte er dann. »Und woher stammt diese Tontafel überhaupt?«
    Etwas an Baverstocks Art weckte Angelas Argwohn. Sie schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, sind das die einzigen Bilder«, sagte sie. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo die Tafel gefunden wurde. Man hat mir nur die Fotos geschickt, damit ich sie analysiere.«
    Baverstock knurrte. »Informieren Sie mich, falls noch welche auftauchen sollten. Wenn ich bessere Fotos von der Inschrift bekomme, könnte ich möglicherweise den Ursprung der Tontafel genauer bestimmen. Aber es besteht durchaus die Möglichkeit«, setzte er hinzu, »dass sie aus Judäa stammt.«
    »Wieso?«
    Baverstock deutete auf ein aramäisches Wort in der zweiten Zeile, das er nicht übersetzt hatte. »Die Fotos sind so unscharf, dass sie fast nutzlos sind«, erklärte er, »aber es ist möglich, dass dieses Wort Ir-Tzadok lautet.«
    »Und das bedeutet was?«
    »An sich nichts, aber es könnte der erste Teil des vollständigen Namens Ir-Tzadok B’Succaca sein. Das ist ein alter aramäischer Name für eine Siedlung an der nordwestlichen Küste des Toten Meeres. Wir kennen diese Siedlung besser unter ihrem arabischen Namen, der

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