Gottesfluch: Thriller (German Edition)
sein.
Dexter hatte das etwas unscharfe Foto in der Mail sofort erkannt, weil er Charlie Hoxton vor etwa zwei Jahren eine fast identische Tafel verkauft hatte. Diese Tafel stammte, falls er sich richtig erinnerte, aus einer Kiste mit Artefakten, die einer seiner Lieferanten aus einem Lagerraum eines Museums in Kairo »abgestaubt« hatte. Hoxton war sehr scharf darauf gewesen, weitere Tontafeln derselben Art zu erwerben, weil er glaubte, dass die erste Tontafel, die er gekauft hatte, Teil eines Sets war.
Und es sah ganz so aus, als würde Hoxton damit richtigliegen.
17
Die beiden Männer in dem schmuddeligen weißen Ford Transit sahen aus wie irgendwelche Lieferanten. Sie trugen Jeans, T-Shirts und Lederjacken, schmutzige Turnschuhe und wirkten beide fit und ziemlich kräftig. Genau genommen waren sie tatsächlich Lieferanten, für eine kleine Firma in Kent, aber sie gingen beide noch einem zweiten Job nach, der den Hauptteil ihres Einkommens einbrachte.
Auf der Fahrerseite klemmte ein Navigationsgerät auf einer Saughalterung an der Windschutzscheibe, was den Stadtplan, den der Mann auf dem Beifahrersitz gerade betrachtete, überflüssig machte. Aber auch wenn ihr wichtigster Job darin bestand, die richtige Adresse in Canterbury zu finden, mussten sie doch ebenso die beste Route aus dieser Wohngegend heraus und zur Hauptstraße zurückfinden, und dazu sahen sich die beiden Männer lieber die Straßen auf einem Plan an als auf dem unübersichtlicheren kleinen Bildschirm des Navigationsgerätes.
»Das da ist es«, sagte der Beifahrer und streckte die Hand aus. »Das Linke, vor dem der Golf parkt.«
Der Fahrer fuhr links an die Seite und blieb etwa hundert Meter vor dem Grundstück stehen. »Ruf noch mal an«, befahl er.
Der Beifahrer nahm ein Handy aus der Tasche, tippte eine Nummer und drückte die Verbindungstaste. Er lauschte etwa zwanzig Sekunden und beendete dann die Verbindung. »Immer noch keine Antwort«, erklärte er.
»Gut. Dann machen wir es jetzt.«
Der Fahrer legte den Gang ein und fuhr los. Ein paar Sekunden später hielt er unmittelbar vor der Doppelhaushälfte auf der linken Seite und stellte den Motor aus. Die beiden Männer setzten Baseballcaps auf, gingen zum Heck des Vans, öffneten die Tür und holten einen großen Pappkarton heraus.
Sie trugen ihn die Auffahrt hoch, an dem Volkswagen vorbei zur Hintertür und stellten ihn dort auf den Boden. Ein zufälliger Beobachter hätte angenommen, dass der Karton sehr schwer war, dabei war er in Wirklichkeit vollkommen leer.
Die beiden Männer warfen einen prüfenden Blick zur Straße zurück und sahen sich dann um. Nirgendwo war eine Klingel zu sehen, also klopfte der Fahrer an die Glasscheibe der Hintertür. Wie erwartet war aus dem Inneren des Hauses nichts zu hören, genauso wie niemand auf ihre Anrufe vorhin reagiert hatte. Nach einem Augenblick zog er ein kleines Stemmeisen aus seiner Jackentasche, schob die Spitze zwischen Tür und Pfosten direkt neben dem Schloss und drückte einmal fest zu. Mit einem lauten Knacken gab das Schloss nach, und die Tür schwang auf.
Sie nahmen den Karton und traten ins Haus, wo sie sich sofort teilten. Der Fahrer ging die Treppe hinauf, während der andere Mann die Räume im Erdgeschoss durchsuchte.
»Hier oben. Hilf mir.«
Der zweite Mann lief die Treppe hoch, während sein Gefährte gerade einen Computertower aus dem Arbeitszimmer trug. »Schnapp dir den Bildschirm, die Tastatur und das andere Zeug«, befahl der Fahrer.
Sie stellten den Computer in den Karton und verwüsteten dann das Haus, rissen die Decken und Matratzen von den Betten, leerten die Kleiderschränke und Kommoden und machten so viel Unordnung wie möglich.
»Das sollte genügen«, meinte der Fahrer und betrachtete das Chaos.
Danach gingen die Männer über die Auffahrt zur Straße, den großen Karton zwischen sich. Sie schoben ihn auf die Ladefläche des Transit und stiegen ein. Gerade hatten sie fünfhundert Pfund verdient. Nicht schlecht für gerade mal zehn Minuten Arbeit, dachte der Fahrer, als er den Wagen anließ.
Ganz und gar nicht schlecht.
18
»Angela? In mein Büro.«
Dieser Anruf war typisch für Tony Baverstock, sagte sich Angela. So kurz, dass er schon fast grob wirkte, und vollkommen ohne jede Höflichkeit. Als sie das Büro betrat, lümmelte er bequem auf seinem Drehstuhl, die Füße auf die Schreibtischkante gelegt. Vor ihm lagen die beiden Fotos, die sie ihm gegeben hatte.
»Irgendwelche Fortschritte?«,
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