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Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Becker
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erkundigte sich Angela.
    »Wie man es nimmt, ja und nein.«
    Auch das war typisch Baverstock. Er war anerkannter Experte dafür, gewundene Antworten auf klare Fragen zu geben.
    »Klartext bitte«, erwiderte sie und setzte sich auf einen der Besucherstühle.
    Baverstock grunzte und beugte sich vor. »Also gut. Sie haben ganz richtig geraten, der Text ist tatsächlich aramäisch, was an sich bereits ziemlich ungewöhnlich ist. Wie Sie wissen sollten«, Angelas Nackenhaare richteten sich auf bei dieser kaum verhüllten Anspielung auf ihre Bildungslücken, »hat die Verwendung derartiger Tontafeln seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus stark nachgelassen, weil es viel einfacher war, kursives Aramäisch auf Papyrus oder Pergament zu schreiben, als diese Keilschrift in Lehm zu meißeln. Und die noch ungewöhnlichere Eigenschaft dieser Tontafel besteht darin, dass der Text nur Gelaber ist.«
    »Um Himmels willen, Tony, bitte werden Sie deutlicher!«
    »Ich bin deutlich. Diese dumme Frau – ich nehme mal an, dass eine Frau die Kamera bedient hat –, die die Bilder gemacht hat, ist als Fotografin eindeutig nicht zu gebrauchen. Sie hat es irgendwie geschafft, zwei Fotos von der Vorderseite der Tafel zu machen, ohne auch nur ein einziges Mal mehr als die Hälfte einer Zeile der Inschrift in den Fokus zu bekommen. Eine Übersetzung der ganzen Tafel ist vollkommen unmöglich und wäre außerdem angesichts dessen, was ich entziffern konnte, vermutlich Zeitverschwendung.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Auf dieser Tontafel steht eine Reihe aramäischer Wörter. Die Bedeutung jedes einzelnen Wortes ist vollkommen klar, aber zusammengenommen ergeben sie keinen Sinn.« Er deutete auf die zweite der sechs Zeilen von Buchstaben auf einem der Fotos. »Das ist die einzige Zeile der gesamten Inschrift, die auch nur annähernd lesbar ist, und selbst hier gibt es ein Wort, das unklar ist. Dieses Wort da, ›arəbə’āh‹ , bedeutet die Zahl Vier, was relativ einfach ist. Das Wort danach bedeutet ›von‹, und die drei Wörter davor heißen ›Tafeln‹, ›nahm‹ und ›erfüllen‹. Das heißt, der ganze Satz bedeutet: ›Erfüllen nahm‹, dann kommt ein anderes Wort, dann ›Tafeln von vier‹. Das meine ich mit Unsinn. Die Wörter selbst sind sinnvoll, aber der Satz nicht. Es wirkt fast wie die Hausaufgabe für ein Kind, eine Liste von Wörtern, die vollkommen willkürlich ausgewählt wurden.«
    »Glauben Sie, dass es so etwas ist?«
    Baverstock schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe schon sehr viele aramäische Texte zu Gesicht bekommen, und der hier macht auf mich den Eindruck, als habe ein Erwachsener ihn eingeritzt, weil die Buchstaben mit kurzen, sicheren Schlägen geformt wurden. Meiner Meinung nach wurde das von einem gebildeten erwachsenen Mann geschrieben. Vergessen Sie nicht, dass in dieser Epoche die Frauen zum größten Teil ungebildet waren, so wie viele von ihnen das auch heute noch sind«, setzte er bissig hinzu.
    »Tony«, erwiderte Angela warnend.
    »War nur ein Scherz«, gab Baverstock rasch zurück, obwohl Angela wusste, dass er häufig abwertende Bemerkungen über Frauen machte. Ihrer Meinung nach war er überheblich und aufgeblasen, letztendlich jedoch harmlos; ein weltfremder Frauenhasser, der keinen Hehl daraus machte, dass er erfolgreiche Frauen verachtete, und zwar vor allem solche Frauen, die auch noch den Fehler hatten, intelligent und schön zu sein. Angela erinnerte sich an zwei Gelegenheiten, bei denen er sich ihr gegenüber solche Bemerkungen erlaubt hatte; sie hatte ihm beide Male eine Abfuhr erteilt.
    Sie wusste, dass sie im klassischen Sinne nicht schön war, aber ihr blondes Haar, ihre haselnussbraunen Augen und ihre wohlgeformten Lippen, die Bronson immer als »Glücksfall« beschrieb, verliehen ihr ein einnehmendes Äußeres. Sie machte fast immer Eindruck auf Männer, und zwar einen Eindruck, der für gewöhnlich anhielt. Baverstock hatte sie vom ersten Tag an abgelehnt, das hatte sie deutlich gespürt.
    »Über welche Datierung sprechen wir hier?«, erkundigte sie sich.
    »Das hier ist Alt-Aramäisch, also etwa die Epoche zwischen 1100 vor und 200 nach Christus.«
    »Also wirklich, Tony, das sind weit über tausend Jahre. Können Sie es nicht etwas weiter eingrenzen?«
    Baverstock schüttelte den Kopf. »Wissen Sie etwas über Aramäisch?«, wollte er wissen.
    »Nicht sonderlich viel«, gab Angela zu. »Ich arbeite mit Steingut und Keramik. Ich erkenne zwar die

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