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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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ungewöhnliche Skulptur haben, und die bewerben sie dann mit einer Menge Schilder an der Straße. An einem Ort, wo wir waren, haben sie alle Giebelseiten der Häuser mit Wandbildern geschmückt …«
    Pfarrer Kamarda hatte die Mundwinkel noch weiter hinuntergezogen, um sein Missfallen auszudrücken.
    »Nein, nein, Hochwürden«, versicherte Giuseppe schnell. »Ich wollte nichts in dieser Richtung vorschlagen, glauben Sie mir.« Er war froh, dass er die Riesenbanane nicht erwähnt hatte.
    Pfarrer Kamarda machte eine wegwerfende Geste. »Sie vergessen eins – vor hundert Jahren wurde die Population der Arbëresh durch Auswanderung nach Amerika halbiert, aber wir haben trotzdem überlebt.«
    Giuseppe seufzte. »Es geht nicht nur ums Überleben, Mitri. Es geht um Wohlstand. Um Stolz auf uns selbst und unsere Lebensweise.«
    Kamarda zog eine Seite seines Mundes nach oben und sprach durch die andere. »Sie haben vielleicht Nerven, Giuseppe. Sie haben dreißig Jahre fort von hier verbracht – außer Landes , Himmel noch mal, und jetzt, da Sie zurück sind, wollen Sie, dass sich keiner mehr wegrührt.«
    »Sie haben recht, Mitri. Ich kann Ihnen da nicht widersprechen. Aber vielleicht habe ich einfach so lange gebraucht, um wirklich schätzen zu lernen, was wir hier haben.«
    Der Priester beugte sich vor. »Und sicherlich ist Ihnen der Gedanke gekommen, dass es eben unsere Isolation war, die uns erlaubte, unsere Lebensweise zu bewahren. Je mehr Besucher wir haben, desto schneller verlieren wir unsere Identität. Man kann nämlich nicht beides haben.« Er lehnte sich zurück und griff nach seiner Espressotasse.
    »Und genau da irren Sie sich meiner Ansicht nach.«
    »Wirklich? Dann erklären Sie mal.«
    »Wir bringen jedes Dorf dazu, sich auf etwas zu konzentrieren, das einzigartig bei ihnen ist, und gestalten das zu einer für Besucher geeigneten Attraktion. Dann werben wir mit einem Tagesausflug per Bus in, sagen wir, drei Dörfern. Wenn die Tour zum Beispiel von Senise aus startet, wäre der erste Halt zu einem Frühstück in Sant’Elia und einem Besuch des Räubermuseums. Dann weiter hierher nach Collalba zum Mittagessen und zum Besuch der Kirche. Anschließend würde es weitergehen zum Dorf der Hexen für ein Abendmahl und eine Übernachtung – ›wenn Sie sich trauen‹, irgend so etwas. Ich habe es noch nicht richtig ausgearbeitet, aber Sie verstehen, worum es mir geht. Wir würden mit drei Dörfern anfangen, und wenn es funktioniert, könnten es andere als Modell benutzen. Oder man entwickelt es zu einer einwöchigen Tour in mehrere Dörfer. Es gibt zwanzig davon in dieser Region, und bestimmt wäre mindestens die Hälfte interessiert. Und der Vorteil für uns – für unsere Lebensweise, sozusagen – wäre, dass die Touristen nicht lange da sind und den Einheimischen auf die Nerven gehen.«
    »Und welche einzigartige Sache hätten wir hier in Collalba zu bieten? Das habe ich noch nicht ganz verstanden.«
    »Äh, Ihre albanischen Traditionen, natürlich.« Giuseppe nickte in Richtung der Kirche. »Die Ikonen insbesondere …«
    »Und?« Pfarrer Kamarda wusste, dass sein Gegenüber noch mehr im Sinn hatte.
    Giuseppe holte tief Luft und spreizte die Hände. »Was ich mir denke, ist Folgendes: Junge Leute – und auch nicht mehr ganz so junge – sind vom Makabren fasziniert. Schauen Sie nur, wie viele Leute in Palermo die mumifizierten sterblichen Überreste in der Kapuzinergruft sehen wollen …«
    Pfarrer Kamarda kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Und was könnten sie hier zu finden hoffen?«
    »Eine uralte Ikone, umgeben von den Gebeinen einer Familie, die sie selbst im Tod noch bewacht. Die Geschichte eines Vaters, der im Wahn die Leiche seiner Tochter raubt, um die …«
    Pfarrer Kamarda hatte die Hand gehoben, um ihn an dieser Stelle zu stoppen. »Möchten Sie diese Tradition in Ihrer Realität sehen?« Er nickte in Richtung Kirche.
    »Ist das Ihr Ernst? Sie wollen die Gruft wieder öffnen?«
    »Kommen Sie«, sagte Kamarda und stand auf.
    Giuseppe kramte ein paar Münzen aus seiner Börse und legte sie auf den Tisch, um zu bezahlen.
    Pfarrer Kamarda war bereits dabei, die Kirchentür aufzusperren, als Giuseppe die Treppe hinaufstieg. Dann fielen dem Priester einige Wasserflaschen auf, die längs vor die Schwelle gelegt worden waren.
    »Ist das zu fassen? Das muss passiert sein, während wir uns unterhalten haben«, sagte Kamarda.
    »Haben Sie ein Problem mit Katzen, die in die Kirche kommen?«
    »

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