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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Passen Sie auf Ihren Kopf auf.«
    Giuseppe begann, leicht gebückt nach unten zu steigen, und stellte fest, dass die Luft in dem engen Treppenschacht feucht war und der unangenehme Geruch stärker zu werden schien. Er hatte erst ein paar Schritte gemacht, als es ihm vorkam, als würde er in eine Schicht schwererer Luft eintauchen. Und es roch widerlich. Er hielt den Atem an und schluckte, um den Würgereiz zu unterdrücken, der in ihm aufstieg. Doch nach einigen weiteren Schritten musste er einfach atmen. Die Fäulnis in der Luft ließ ihn den Kopf ruckartig zurückziehen, und er stieß ihn sich an der Decke an.
    »Großer Gott, Mitri …«, murmelte er und rieb sich die wunde Stelle.
    »Sind Sie sicher, dass Sie weitergehen wollen?«, fragte Kamarda, der hinter ihm die Treppe herunterkam.
    Der Verwesungsgestank wäre immer und überall abscheulich gewesen, aber in diesem engen, dunklen Raum war er unerträglich. Doch Giuseppe sagte nichts. Er wusste, er würde sich übergeben, wenn er noch einmal den Mund öffnete.
    »Nur noch ein paar Stufen, Giuseppe.«
    Mit der Hand vor dem Gesicht schaffte es Giuseppe, die restlichen Stufen hinunterzusteigen, und ging ein paar Schritte vorwärts.
    »Das ist weit genug«, sagte der Priester. Dann schaltete er das Licht ein …

14
    Der Nachruf auf Chaim Elon am folgenden Morgen war eine traurige Lektüre. Selbst das Motto, das er sich ausgedacht hatte, als er sein Geschäft anfing, trug zu dem Gefühl der Bitterkeit bei: Umarme die Welt, und sie wird dich umarmen.
    Janes Hörer brachten ihren Abscheu über die Untat zum Ausdruck und verurteilten die Terroristen dafür, aber einige warfen der Türkei auch vor, die jüdische Geisel geopfert zu haben und brandmarkten dies als zutiefst antisemitische Tat. Und das obwohl die Regierung in Ankara versicherte, die Terroristen selbst hätten auf dem Handy des Mannes angerufen und absichtlich einen Israeli ausgesucht, um Spannungen zwischen der Türkei und Israel zu erzeugen.
    Und damit hatten sie bereits Erfolg. Während die Sendung lief, verkündete der israelische Premierminister, ein Forum hochrangiger Minister würde sich zu einer Sondersitzung treffen, um die Situation zu beraten, und er sprach von der Möglichkeit ernsthafter Erschütterungen der Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Solange die Fakten nicht geklärt seien, würde man Ankaras Darstellung der Ereignisse akzeptieren müssen, aber er kritisierte die Türkei dafür, nichts zum Schutz der Geiseln unternommen zu haben, und verlangte, dass sie über eine Freigabe des Leichnams von Mr. Elon verhandelten, damit er nach Israel überführt werden konnte.
    »Wie reagiert die EU auf die Aussage Ankaras?«, fragte Jane die Pressesprecherin Maura Hendrick, als diese kurz vor Ende der Sendung am Telefon war.
    »Wir akzeptieren das Wort der türkischen Regierung ohne Wenn und Aber. Wir werden jedoch sehr genau beobachten, wie sie die Geiselkrise von nun an handhabt.«
    »Klingt, als bekäme der Club Fracksausen, was seinen jüngsten Beitritt angeht.«
    »Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Aber es ist vielleicht nicht der günstigste Zeitpunkt für eine Aufnahmezeremonie. Unsere außenpolitische Kommissarin ist in diesem Augenblick auf dem Weg von London nach Dublin zu einer Krisensitzung über genau dieses Thema.«
    »Wie steht es mit den Bemühungen, die Mönche von Athos zu einem Eingreifen zu bewegen? Gibt es da irgendwelche Fortschritte?«
    »Da laufen wir leider gegen eine Wand. Die Abtei weigert sich, mit dem Patriarchen zu reden. Sie erkennen ihn anscheinend nicht als ihren Bischof an, weil er in ihren Augen eine Marionette der türkischen Regierung ist. Was die Besetzung der Hagia Sophia angeht, so sei diese nach den Worten der Abtei zu begrüßen, da es sich dabei um eins der Vorzeichen für das Jüngste Gericht handle, das nun, da die EU den Beitritt der Türkei zulässt, schneller naht. Verwirrend, finden Sie nicht, Jane? Einerseits verurteilen sie die EU dafür, dass sie uns zum Armageddon führt, andererseits können sie es kaum erwarten, dass es endlich eintritt.«
    Jane lächelte grimmig über die Verwunderung der Pressesprecherin. Sie wusste, dass solche offenkundigen Widersprüche für Weltuntergangsanhänger keine Bedeutung hatten.
    Als sie nach der Sendung in Richtung Portmarnock fuhr, vermochte das Azurblau des Meers an einem hellen Frühlingstag ihr zunehmendes Gefühl der Beklemmung über die Entwicklung in der Türkei nicht zu zerstreuen. Wohl um

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