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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Katzen?« Pfarrer Kamarda wirkte überrascht. »Nein, Giuseppe. Das hier hat mit den lebenden Toten zu tun.«
    Jetzt war die Verblüffung auf Giuseppes Seite. »Sie meinen, Vampire ?«
    Der Priester antwortete nicht und schob die Wasserflaschen mit dem Fuß beiseite. Eine rollte die Treppe hinunter. »Sie können Wasser nicht überqueren, wussten Sie das nicht?«
    Giuseppe lächelte und spielte mit. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie scharf darauf sind, in Kirchen einzudringen.«
    »Das soll sie nicht draußen halten«, knurrte Kamarda. »Sondern drin.«
    Für einen Moment war Giuseppe völlig verdattert. Es war, als hätte sich der Priester soeben in Professor Van Helsing verwandelt.
    Pfarrer Kamarda blickte über die Piazza hinaus, als warnte er alle Leute davor, sich aus der Deckung zu wagen. »Draußen – Aberglaube«, verkündete er und schob Giuseppe durch die Tür. »Drinnen – das Heilige. Verstehen Sie den Unterschied noch, Giuseppe.«
    »Ich, äh …« Sollte er wirklich antworten? Es klang nach einer rhetorischen Frage. Kamarda stellte die Gläubigen gern in theologischen Dingen auf die Probe.
    »Das ist das wahre Problem, dem wir uns heute gegenübersehen«, fuhr Kamarda fort, während er die Tür hinter ihnen abschloss. »Die Christen haben jedes Verständnis für das Heilige verloren.«
    Giuseppe nahm an, er sprach vom Geheimnis der Eucharistie.
    »Aber was ich Ihnen jetzt zeigen muss, ist von beidem weit entfernt«, fügte der Priester ominös an.
    Giuseppe folgte dem Priester in das von der Sonne erhellte Innere der Kirche und den Mittelgang entlang, vorbei an rechteckigen Säulen, an denen Ikonen hingen. Vor der Ikonostase bogen sie rechts ab, passierten den Seitenaltar und hielten sich dann links, auf die äußere Tür der Krypta zu. Und dort standen aufrecht nebeneinander an die Wand gelehnt die Särge, die Enzo Bua und seine Tochter beherbergt hatten.
    Giuseppe war überrascht, sie zu sehen, und Kamarda bemerkte seine Reaktion. »Kommen Ihnen Zweifel?«, fragte er, ohne zu lächeln.
    Giuseppe schüttelte den Kopf.
    Kamarda streckte sich, fuhr mit der Hand über die Oberseite des Türrahmens und ertastete einen Schlüssel. Als sie durch die Tür gingen, schaltete er ein Licht ein. Sie befanden sich in einem fensterlosen Raum, mit einer massiveren Tür auf der gegenüberliegenden Seite, die mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert war.
    »Die Gruft ist da drin?«, fragte Giuseppe und ging auf die Tür zu.
    »Das ist die Gruft«, sagte Kamarda und hob die Arme in einer priesterlichen Geste in Richtung der Wand. »Es gibt kein Grab oder Mausoleum da drin, falls Sie das glauben. Nur ein paar Stufen, die in die Krypta hinunterführen.«
    Giuseppe trat einen Schritt zurück und besah sich alles. Die Tür führte in ein älteres Gebäude, das augenscheinlich in die Kirche integriert worden war. Die ehemalige Außenwand dieses Baus bestand aus sich abwechselnden Reihen von Ziegeln und Naturstein. Ein Rundbogen über der Tür wurde von schlanken Marmorsäulen mit fein verzierten Kapitellen getragen.
    Pfarrer Kamarda wiederholte den Vorgang mit dem Schlüssel, der diesmal auf einem der Kapitelle lag. »Das war der Schlüssel des armen Enzo Bua«, sagte er. »Ich behalte ihn fürs Erste.«
    Während er an dem Vorhängeschloss fummelte, erklärte er, dass aus Sicherheitsgründen normalerweise ein Schlüssel beim Gemeindepfarrer aufbewahrt werde und der andere von der Familie Bua. Dann erwähnte er, ein Kunsthändler habe Enzo Bua angeschrieben und sich nach der Ikone erkundigt. Giuseppe antwortete ihm gelegentlich, aber er war nicht richtig bei der Sache. Er war von der Architektur fasziniert. Spätbyzantinisch hätte er gesagt, wenn ihn jemand um seine Meinung gefragt hätte.
    Unter Ächzen und Stöhnen bekam Kamarda die Tür schließlich auf. Dahinter führte ein kurzer Durchgang mit Steinfliesen zu einem schmiedeeisernen Tor. Pfarrer Kamarda bedeutete Giuseppe vorauszugehen. »Nur zu«, sagte er und schaltete ein weiteres Licht ein. »Ziehen sie das Gitter auf, es ist nicht abgesperrt.«
    Giuseppe sah eine niedrige, abwärtsgeneigte Decke durch die Gitterstäbe. Die Angeln des schmiedeeisernen Tors quietschten, als er es aufzog und nach unten blickte. Eine steile, steinerne Treppe führte ins Dunkel hinunter. Und dann drang der Hauch eines unangenehmen Geruchs in seine Nase.
    »War eine ziemliche Mühe mit den Särgen«, sagte Kamarda. »Die Männer mussten sie die Treppe hinuntergleiten lassen.

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