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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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haben wir beispielsweise 2001 der Twin-Tower-Vorhersage zugeordnet. Dann gaben wir das entsprechende Datum in den byzantinischen Kalender ein und versuchten, es auf andere Muster anzuwenden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr Kalender anders war.«
    »Er beginnt mit der Erschaffung der Welt in dem Jahr, das bei uns 5509 v. Chr. wäre. Also arbeitet man sich von da aus vor, wobei darauf zu achten ist, dass das neue Jahr im September beginnt. Es spielte allerdings keine Rolle, denn es führte uns nirgendwohin. Auch nicht, wenn wir es umgedreht haben und die ersten vier Stellen das Jahr anzeigen ließen. Eines Tages dann kam Adelmo in mein Büro in der Geschichtsfakultät gestürzt und sagte: ›Ich hab’s, Marco. Die Markierungen auf der Seite sind Anweisungen. Und wenn man ihnen folgen will, braucht man das byzantinische Äquivalent eines Equalizers‹.
    ›Bist du verrückt, Adelmo?‹, sagte ich zu ihm. Er erklärte, er wolle damit nicht sagen, dass es sich um ein elektrisches Ding handelte, sondern um eine Art von mechanischem Gerät mit Schiebereglern, die man in verschiedene Stellungen bewegen konnte.«
    »Aber was wäre der Unterschied, ob man es auf einer Seite liest oder von einem anderen Gegenstand abliest?«, fragte Jane verwundert.
    »Genau die gleiche Frage habe ich auch gestellt. Aber Sie müssen verstehen, nicht die Regler sind das, worauf es ankommt, sondern das, was sie tun, wenn sie in Stellung gebracht werden. Das Gerät war wahrscheinlich so gebaut, dass es anzeigte, wenn Planeten auf einer Linie standen oder vielleicht Zahlenreihen, genau wie wir dachten.«
    »Die Regler bewegten also etwas, das man an einem anderen Teil des Apparats ablesen konnte«, sagte Jane.
    »Genau.«
    »Und das bräuchte man, um das Datum des Jüngsten Gerichts zu bestätigen.«
    »Ja, und jedes andere Ereignis, das durch die Markierungen angezeigt wird. Adelmo glaubte, dass ein oder mehrere Regler ein Getriebe innerhalb des Instruments in Gang setzten, mit dem sich selbst bei gleicher oder ähnlicher Anordnung verschiedene Zahlenkombinationen erzeugen ließen. Weshalb man das Datum auch nicht allein dadurch herausbekommt, dass man die Muster auf der Seite analysiert. Man könnte es auch – und Sie arbeiten ja schließlich beim Rundfunk – mit einem Autoradio vergleichen, mit UKW - und Mittelwelleneinstellungen. Sie schalten vom einen zum anderen, und obwohl Sie die gleichen Knöpfe auf den gleichen Positionen benutzen, haben Sie eine völlig neue Auswahl.«
    »Das ist … sehr interessant.« Sie dachte daran, was Orhun ihr über das Interesse der Belisarius Brigade an der Zeitbüchse erzählt hatte, die er als eine Art Uhr oder astronomische Rechenmaschine beschrieb. Redete Perselli von demselben Ding?
    »Sie verstehen also, warum wir nicht hergehen und unsere Überlegungen mit KOSS teilen wollten«, sagte er.
    »Ja, das verstehe ich. Sie scheinen immer noch aktiv zu sein.«
    »Ja, sie haben, wie gesagt, viel Zeit und Geld für die Erforschung byzantinischer Artefakte aufgewandt. Es könnte also sein, dass sie nach dem Gerät gesucht haben, das nach Adelmos Spekulation mit dem Manuskript verknüpft war. Möglicherweise waren solche Geräte im Konstantinopel des 8. Jahrhunderts allgemein gebräuchlich. Oder es war ein Unikat, aber in diesem Fall ist es unwahrscheinlich, dass es noch einmal auftaucht.«
    »Ich glaube, KOSS steckte hinter der Besetzung der Hagia Sophia neulich.«
    »Das glaube ich auch«, sagte er ohne Umschweife. »Aber es war vermutlich nur eine Nebensache für sie.«
    »Einschließlich allem, was seither passiert ist?«, fragte sie skeptisch, obwohl sie selbst bereits in eine ähnliche Richtung gedacht hatte.
    »Ja – mit Ausnahme des Besuchs im Katharinenkloster, den ich unerklärlich finde. Es stimmt zwar, dass KOSS dafür bekannt ist, religiöse Zwistigkeiten zu entfachen. Aber sie sind nicht die Einzigen, die sich wünschen, dass sich viele Länder gegen Israel zusammenrotten. Vielleicht haben sie jemandem einen Gefallen getan.«
    Gab es nicht schon genug Leute, die sich gegen Israel wandten? Und er hatte wohl kaum Reverend Harper und seine Anhänger im Sinn. Müssten sie nicht eigentlich pro-israelisch sein? »Was plant KOSS dann wirklich?«
    »Behalten Sie stets die Vision des Gorman im Auge, meine Liebe. Wir wissen von Professor Matheson, dass er alle markierten Vorhersagen im Manuskript nachgeprüft hat – das, was er ›nachweisbare Ereignisse‹ nennt –, und sie scheinen tatsächlich alle

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