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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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seinen Namen auf einem Buchcover sah, hätte sie wohl kaum gedacht, dass sie einmal seine Bekanntschaft machen würde. Das Deprimierende daran war, dass ihr Gesprächsthema damals so ziemlich dasselbe gewesen wäre wie heute.
    Und doch war es eine Erleichterung, freimütig mit jemandem darüber reden zu können, den sie nicht erst überzeugen musste. Der, wie zu erwarten gewesen war, nicht nur viel über die Vision des Gorman wusste, sondern zu ihrer Überraschung auch über KOSS und deren Aktivitäten. Von ihrem Besuch im Katharinenkloster wusste er letzten Endes aufgrund ihrer Enthüllung in der Radioshow, sie hätte es jedoch plump gefunden, diesen Umstand zu erwähnen. Allerdings schien er so gut unterrichtet zu sein, dass er wahrscheinlich geantwortet hätte, er kenne ihre Rolle bei der Verbreitung der Geschichte sehr wohl.
    Wo stand sie damit also? Sie versuchte, ihre Lage auf das absolut Wesentliche zusammenzustreichen. Erstens, sie war die Journalistin, die enthüllt hatte, dass die Belisarius Brigade nicht auf griechischem Boden gelandet war, sondern einen Deal mit Ägypten ausgehandelt hatte, der ihnen erlaubte, auf den Sinai zu reisen und dort ein Dokument im Katharinenkloster zu untersuchen.
    Das war Schnee von gestern.
    Zweitens, sie behauptete nun, Russland, Iran und Israel würden einander deshalb an die Kehle gehen, weil sie von der Bande manipuliert worden waren.
    Und? Die betreffenden Länder waren durchaus in der Lage, aufeinander loszugehen, ohne dass ihnen jemand dabei half.
    Drittens behauptete sie außerdem, dass es sich bei der Bande in Wirklichkeit um eine Weltuntergangssekte handelte, die entschlossen war, das Datum des Jüngsten Gerichts in einer alten Handschrift in Erfahrung zu bringen.
    Gähn.
    Es rechtfertigte sicherlich nicht, dass sie deswegen so aus dem Häuschen geriet oder weiter Schlaf darüber vergeudete. Und davon abgesehen musste sie sich um ein paar praktische, eigene Probleme kümmern. Zum einen war sie die Mutter zweier kleiner Kinder, die vor Kurzem ihren Vater verloren hatten und mehr von ihrer Zeit benötigten, als sie ihnen im Augenblick widmete. Sie musste außerdem ihr Haus reparieren lassen und möglichst schnell dorthin zurückkehren. Auch wenn Debbie nie etwas sagte, ging ihre Geduld sicher allmählich zur Neige.
    Jane sah aus dem Fenster, wo eine Möwe im Wind vorbeisegelte. Ohne einen einzigen Flügelschlag glitt sie über den Kai unter ihr und auf die andere Seite der Liffey hinüber.
    Jane wurde bewusst, dass ihr Gespräch mit Perselli tatsächlich das Gift aus ihr gesaugt hatte, von dem sie die ganze Zeit befallen gewesen war. KOSS konnte zum Teufel gehen.
    Darüber musste sie lächeln. Und es veranlasste sie, Giuseppes E-Mail zu öffnen, auf die sie eine flotte Antwort abschickte.

    Caro Giuseppe,
    ich hoffe, die Boulevardblätter lassen euch in Ruhe dort unten, obwohl Du die Aufmerksamkeit bis zu einem gewissen Grad zu begrüßen schienst. Was war das übrigens für eine Idee, die Du am Ende Deines Briefs erwähnt hast? Ich vermute, es ging darum, mithilfe einiger Traditionen der Gegend – oder sogar eurer abergläubischen Vorstellungen – Touristen anzulocken. Sag mir Bescheid. Und halt Dich inzwischen vom Vesuv fern, wie ich höre, geht er demnächst in die Luft.
    Liebe Grüße an Lucia,
    Jane
    Mit dem Gefühl, als sei eine Last von ihren Schultern genommen worden, machte sie sich daran, endgültig aus dem Büro aufzubrechen, und hob ihre Tasche vom Boden neben Alis Schreibtisch auf, wo sie sie abgestellt hatte. Es ging ihr sogar durch den Kopf, dass sie mit einer anständigen Flasche Wein feiern könnte, wenn sie die Kinder ins Bett gebracht hatte.
    Joe Brady saß mit einem Kopfhörer an seinem Schreibtisch und sah sich den Livestream der Nachrichten im Internet an. Sie wollte schon an ihm vorbeigehen, hielt aber inne, als sie eine Eilmeldung über den Schirm laufen sah, die mit den Worten endete: … KEINE WEITEREN VERGELTUNGSSCHLÄGE .
    Joe bemerkte, dass sie zusah, und nahm den Kopfhörer ab. »Es hat ein Feuergefecht zwischen russischen und israelischen Kriegsschiffen gegeben«, erklärte er. »Anscheinend ist eine israelische Korvette, die im Gebiet um die Halbinsel Athos patrouilliert hatte, auf dem Heimweg zu nahe an einem russischen Konvoi vorbeigefahren, der gerade aus den Dardanellen kam. Die Russen feuerten zuerst. Die Israelis erwiderten das Feuer. Niemand wurde verletzt, aber es hat die Amerikaner auf den Plan gerufen. Der Außenminister

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