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Gotteszahl

Gotteszahl

Titel: Gotteszahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Müdigkeit. Seine Gliedmaßen waren bleischwer und er konnte das Bild nicht mehr halten, ohne zu zittern. Er schob es wieder unter sein Hemd, knipste die Taschenlampe aus und ließ sich zurücksinken.
    Als die Wolfsstunde begann, schlief er ein.

Das verschwundene Kind
    Yngvar Stubø war am Morgen so müde, dass er sich zunächst fragte, ob er es verantworten könne, den ihm zur Verfügung gestellten Mietwagen zu fahren. Am Alkohol lag es nicht. Er hatte es bei dem einen Whisky bleiben lassen. Trotzdem verspürte er eine Schwere im Körper, eine zähe Schläfrigkeit, die das Aufstehen schwer machte. So als brüte er eine Krankheit aus.
    Nach drei Tassen Kaffee, zwei Portionen Rührei mit Speck sowie einem knusprigen Croissant kam ihm alles leichter vor.
    Er näherte sich Os.
    Er hatte sich nicht angemeldet. Das war natürlich ein Risiko, da durchaus nicht feststand, ob Lukas Lysgaard zu Hause war. Trotzdem wollte Yngvar den Überraschungseffekt nutzen, den ein unangekündigter Besuch der Polizei mit sich brachte. Er war noch nie bei Lukas zu Hause gewesen, und als die GPS-Stimme ihn aufforderte, rechts abzubiegen, wo nicht einmal ein Trampelpfad zu sehen war, beschloss er, sich durchzufragen. Eine Frau von Mitte sechzig, die einen Radweg entlangwanderte, schien sich auszukennen.
    »Entschuldigung«, sagte er und drückte auf den Knopf, um das Fenster zu öffnen. »Kennen Sie sich hier aus?«
    Die Frau nickte skeptisch.
    Er nannte die Adresse, aber das ließ die Frau auch nicht redseliger werden.
    »Lukas Lysgaard«, sagte er rasch, als sie schon weitergehen wollte. »Ich muss zu Lukas Lysgaard.«
    »Ach ja«, sagte die Frau mit traurigem Lächeln. »Der arme Junge. Dritte Straße rechts. Fahren Sie da ungefähr dreihundert Meter weiter. Biegen Sie links ab, wenn Sie ein baufälliges rotes Häuschen sehen, und fahren Sie dann weiter geradeaus. An einem weißen Einfamilienhaus, wo die Straße einen Bogen beschreibt, fahren Sie den Hang hoch. Da liegt es. Gelbes Haus. Doppelgarage.«
    Yngvar wiederholte diese Anweisungen, erhielt ein Nicken als Antwort, bedankte sich höflich und fuhr weiter.
    Als er sich dem Haus näherte, fiel sein Blick auf die Uhr im Armaturenbrett.
    08.10
    Vielleicht war er schon zu spät.
    Da Lukas in Bergen arbeitete, fuhr er morgens sicher ziemlich früh los. Yngvar wusste sehr wenig über die Infrastruktur hier im Westen, aber die Tage nach Weihnachten hatten ihm klargemacht, dass der Berufsverkehr vom Süden her nach Bergen zwischen Flesland und der Stadt eine Katastrophe war. Flesland lag zwar im Nordwesten von Os, aber wenn er es richtig verstanden hatte, blieb man im selben Stau stecken, wenn man sich der Stadt näherte.
    Er hielt vor einem großen gelben Haus aus den Achtzigerjahren. Es hatte Fenstersprossen und Erker und wirkte durch und durch praktisch, wenn auch nicht besonders geschmackvoll.
    Er ging auf die Haustür zu.
    Drinnen hörte er Kindergeschrei, gefolgt vom resignierten Stöhnen einer Person, die er für Lukas’ Ehefrau hielt. Ein jämmerliches Miauen ließ ihn nach oben schauen. Auf dem Dach des Windfangs saß eine rötliche Katze, die sich lautlos zur Dachrinne an der Wand zurückzog und ins Haus schlüpfte, als die Tür geöffnet wurde.
    »Hallo«, sagte Yngvar, stieg die kleine Steintreppe hoch und streckte die Hand aus.
    Astrid Tomte Lysgaard starrte ihn überrascht an. »Hallo«, sagte sie verwirrt und nahm seine Hand.
    »Yngvar Stubø. Von der Kripo. Ich ermittle im Mord an Ihrer Schwiegermutter, und …«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte Astrid, ohne ihn ins Haus zu bitten. »Aber Lukas ist nicht zu Hause.«
    »Er ist vielleicht schon zur Arbeit gegangen?«
    »Das ist möglich. Er hat bei seinem Vater übernachtet.«
    »Ach so.«
    Yngvar lächelte. Astrid Tomte Lysgaard hatte sich noch nicht für den Tag angezogen. Ihr Morgenmantel war zu groß, und die milchweißen Beine ließen annehmen, dass sie sehr mager war. Ihre Augen waren von tiefen Falten umgeben, und die Tränensäcke unter den Augen waren zu deutlich für ihr Alter.
    »Verzeihung«, sagte sie und machte eine resignierte Handbewegung. »Wir liegen ein wenig hinter unserem Zeitplan zurück, und wenn das alles war, dann …«
    Ein Dreijähriger schaute hinter ihr hervor.
    »Hallo«, sagte der Junge fröhlich. »Ich heiße William und Oma ist ganz tot.«
    »Ich heiße Yngvar. Und ich bin bei der Polizei. Hab ich da eben deine Katze gesehen?«
    »Ja. Die heißt Borghild.«
    Der Kleine konnte noch kein R

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