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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Drucks hinter der Stirn, den Bruce auf leichtes Fieber zurückführte, fühlte er sich gut. Wenigstens verspürte er keine Schmerzen, vor allem nicht diese unerbittlich stampfenden Schläge, mit denen sein Herz während des Anfalls verrückt gespielt hatte.
    Zögernd holte er Luft. Obwohl ihm dies schwerer zu fallen schien als sonst, gab es nicht diesen stechenden Schmerz, als hätte man ihm ein Messer in die Brust gestoßen.
    Ein kehliges, schleimfeuchtes Husten zerriß das Schweigen des halbdunklen Raums. Eine Sekunde lang wurde Bruce von neuem Entsetzen gepackt; dann fiel ihm ein, daß er ja nicht allein lag. Wahrscheinlich war es auch der Husten von seinem Zimmergenossen, Mr. Hauptmann, gewesen, der ihn geweckt hatte, dachte Bruce und fühlte sich etwas erleichtert. Der alte Mann hustete noch einmal, dann drehte er sich geräuschvoll im Schlaf um.
    Bruce spielte mit dem Gedanken, die Nachtschwester zu rufen, um nach Mr. Hauptmann zu sehen – mehr um der Gelegenheit willen, ein paar Worte mit ihr zu wechseln, als weil er wirklich an ein Problem geglaubt hätte. Mr. Hauptmann hustete nämlich immer so.
    Das unangenehme fiebrige Gefühl wurde stärker und begann sich auszubreiten. Bruce konnte es wie eine heiße Flüssigkeit in seiner Brust spüren. Die Sorge, daß »da drinnen« etwas schiefgelaufen sein könnte, kehrte zurück.
    Bruce versuchte den Knopf für die Nachtschwester zu finden. Seine Augen bewegten sich, aber sein Kopf war schwer. Aus den Augenwinkeln nahm er ein rhythmisches Glitzern wahr und blickte zu der Infusionsflasche hoch. Die Infusionsflüssigkeit tropfte in rascher Folge aus der Mikroporkammer, und die Nachtbeleuchtung verlieh Tropfen und Luftbläschen ein explosives Funkeln.
    Eigenartig! Bruce wußte, daß seine Infusionsflasche nur für den Notfall dort hing und sich normalerweise ganz langsam leerte. Auf keinen Fall durfte die Flüssigkeit so schnell durch den Schlauch laufen wie im Moment. Er konnte sich erinnern, das Gerät wie jeden Abend überprüft zu haben, bevor er die Leselampe ausgeschaltet hatte.
    Wieder versuchte er, den Knopf für die Nachtschwester zu erreichen. Aber er konnte sich nicht bewegen. Es war, als hätte sein rechter Arm den Auftrag gar nicht erhalten. Ein weiterer Versuch endete mit demselben Ergebnis.
    Er spürte, wie seine Angst sich in Panik verwandelte. Jetzt war er sicher, daß etwas Schreckliches mit ihm vorging! Um ihn herum gab es die bestmögliche medizinische Fürsorge, aber er war unfähig, sich bemerkbar zu machen. Er brauchte Hilfe, und zwar sofort! Es war wie ein Alptraum, aus dem er nicht zu erwachen vermochte.
    Bruce riß den Kopf vom Kissen hoch und schrie nach einer Schwester. Überrascht stellte er fest, wie schwach seine Stimme war. Er hatte beabsichtigt zu brüllen, doch es war nurein Flüstern geworden. Gleichzeitig merkte er, daß sein Kopf sich unsäglich schwer anfühlte und daß es ihn seine ganze Kraft kostete, nicht wieder ins Kissen zurückzusinken. Die Anstrengung ließ ihn so heftig zittern, daß sein ganzes Bett zu rattern begann.
    Mit einem kaum hörbaren Seufzer ließ er sich wieder zurückfallen. Als er noch einmal zu schreien versuchte, vernahm er lediglich ein unverständliches Zischen, das praktisch keinerlei stimmlichen Laut mehr enthielt. Was immer mit ihm nicht stimmte, es verstärkte sich zusehends. Er hatte ein Gefühl, als breitete jemand eine unsichtbare Decke aus Blei über seinen Körper, so daß er flach gegen die Matratze gepreßt wurde. Seine Versuche, Luft zu schnappen, führten zu einem erbarmungsheischenden unkontrollierbaren Wogen seiner Brust. Ihn packte das Grauen bei der Überzeugung, ersticken zu müssen.
    Irgendwie gelang es ihm, seine Panik so weit in den Griff zu bekommen, daß er sich wieder des Knopfes für die Nachtschwester entsann. Es kostete ihn eine übermenschliche Anstrengung, den rechten Arm vom Bett zu heben und unter beinahe spastischem Zucken über seinen Bauch zu zerren. Es war, als hätte man ihn in eine klebrige Flüssigkeit versenkt. Seine Finger streiften über das Bettgestänge, und er tastete nach dem Knopf. Vergebens, der Knopf war nicht da. Unter letzter Kraftaufbietung rollte Bruce sich auf die linke Seite und prallte gegen das Gitter. Einer der kalten Eisenstäbe drückte auf seinen rechten Augapfel, so daß er halbseitig blind war. Mit dem linken Auge erspähte er den Notknopf. Er lag auf dem Boden, darunter die wie eine Schlange zusammengerollte Schnur.
    Hoffnungslosigkeit

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