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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich Ballantine.
    »Gelegentlich. Ich werde das Gefühl nicht los, daß es an dieser Geschichte Aspekte gibt, die niemand außer ihr selbst kennt. Sie ist noch immer nicht ganz sicher, wie sie sich verhalten soll, aber meiner persönlichen Meinung nach wird sie es auf sich beruhen lassen.«
    Ballantine seufzte erleichtert. »Hoffentlich. Nach unserer letzten Begegnung glaubte ich, sie davon überzeugt zu haben, daß es mehr schaden als nützen würde, wenn man den Fall Kingsley publik macht. Aber ich war nicht sicher.«
    »Sie will nicht, daß der Klinik irgendwelche Nachteile entstehen«, sagte George. »Andererseits ist sie der Überzeugung, daß Leute wie Thomas nur deshalb unbehelligt sich selbst und ihre Patienten zerstören können, weil ihre Kollegen vor den Tatsachen die Augen schließen. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.«
    »Das ist klar. Immerhin habe ich mich mit der Gesundheitsbehörde in Verbindung gesetzt und vorgeschlagen, daß die Meldestellen sie in Zukunft umgehend informieren sollen, wenn ein niedergelassener Arzt stirbt. So kann sich dann niemand mehr der Lizenz eines toten Kollegen bedienen.«
    »Gute Idee«, meinte Sherman. »Werden sie eine entsprechende Vorschrift erlassen?«
    Dr. Ballantine zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich bin der Sache dann nicht weiter nachgegangen.«
    »Wissen Sie«, sagte George, »was mich bei Thomas am meisten beschäftigt, ist, daß er so normal wirkte. Dabei muß er jede Menge Tabletten geschluckt haben. Ich frage mich, wie es passieren konnte, daß er so die Kontrolle über sich verlor. Ich nehme ja selbst hin und wieder eine Valium.«
    »Ich auch«, sagte Ballantine. »Aber nicht jeden Tag mehrere, wie das bei ihm offensichtlich der Fall war.«
    George schüttelte den Kopf. »Nein, nicht jeden Tag. Ich habe nie verstanden, warum er einfach nicht akzeptieren wollte, daß die ganze Abteilung früher oder später ausschließlich festangestellte Ärzte beschäftigen würde. Vielleicht haben die Pillen seinen Realitätssinn getrübt. Nach jener Sitzung mit dem Kuratorium spät in der Nacht hätte er verlangen können, was er wollte. Die Geldgeber hätten alles getan, um ihn zufriedenzustellen, selbst wenn sie nicht davon abgerückt wären, daß er seine Privatpraxis aufgibt.«
    »Tja«, meinte Ballantine, »so gut Thomas als Chirurg auch war, über seine eigene Nase konnte er nicht hinaussehen. Er war so, wie ein Arzt nicht sein sollte. Er hat versucht, Gott zu spielen.«
    George schwieg einen Moment lang und dachte, daß sie alle tagtäglich Entscheidungen fällten, die tief in das Leben ihrer Patienten einschnitten. »Was ist eigentlich aus der dreifachen Herzklappenverpflanzung geworden, die Sie kürzlich einmal erwähnt haben?« fragte er schließlich. »Wie haben Sie sich entschieden?«
    Ballantine trank langsam einen Schluck Kaffee. »Ich werde den Fall nicht einmal zur Diskussion stellen. Die Nieren der Frau sind nicht gerade in bester Verfassung. Sie ist über sechzig Jahre alt und lebt schon ewig und drei Tage von der Wohlfahrt. Einige von Kingsleys Einwänden gegen bestimmte Lehrfälle waren gar nicht so aus der Luft gegriffen, und ich möchte nicht, daß man im Komitee auch nur über sie nachzudenken beginnt. Wenn dieser gottverdammte Philosoph von dieser Frau hört, wird er wahrscheinlich darauf bestehen, daß wir sie operieren.«
    George nickte, scheinbar ganz Ballantines Meinung. Aber im Inneren wußte er, daß sie alle manchmal versucht waren, Gott zu spielen, und genau darüber zerbrach Cassi sich den Kopf. Er hatte ihr versprochen, hier einiges zu ändern, wenn er Direktor der Abteilung wurde, was bereits feststand. In Zukunft wurden Entscheidungen dieser Art ausschließlich vom Komitee getroffen, im Beisein des Philosophen.
    Die beiden Männer verabschiedeten sich, und George ging in den Umkleideraum. Als er am Telefon vorbeikam, merkte er, wie er unruhig wurde. Ballantines Entscheidung über den Fall der alten Frau mit den defekten Herzklappen bereitete ihm zunehmend Kopfzerbrechen. Kurzentschlossen griff er nach dem Hörer, ließ sich die Zentrale geben und bat, Rodney Stoddard, den Philosophen, auszurufen.

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