Gottspieler
es praktisch kein Blut gab.
Dr. Kingsley schob seine rechte Hand vorsichtig in Bruce Wilkinsons Brust und bedeckte die Herzspitze mit den Fingern. Vorsichtig begann er sie rhythmisch zusammenzudrücken, wobei er Pamela immer mit einem Nicken bedeutete, wann sie dem Patienten Luft in die Lunge blasen sollte. »Überprüfen Sie den Puls noch einmal«, sagte er.
Peter trat gehorsam vor. »Kräftig«, sagte er.
»Geben Sie mir etwas Epinephrin«, verlangte Dr. Kingsley. »Es sieht noch immer nicht gut aus. Ich glaube, der Stillstand ist schon vor einiger Zeit eingetreten.«
Jerry Donovan überlegte, ob er sagen sollte, daß er denselben Eindruck hatte, entschied sich dann aber dagegen.
»Rufen Sie das EEG-Labor an«, sagte Dr. Kingsley, ohne mit der Herzmassage aufzuhören. »Mal sehen, ob er überhaupt noch irgendwelche Gehirnaktivitäten aufweist.«
Trudy ging zum Telefon.
Dr. Kingsley injizierte das Epinephrin, stellte aber fest, daß es nicht den geringsten Einfluß auf das EKG hatte. »Wessen Patient ist er eigentlich?« erkundigte er sich dann.
»Dr. Ballantines«, antwortete Pamela.
Dr. Kingsley beugte sich vor und spähte in die Wunde. Jerry nahm an, daß er die chirurgische Nachversorgung taxierte. Jeder in der Klinik wußte, daß auf einer Skala von eins bis zehn, soweit es Operationstechnik anging, Kingsley die Zehn darstellte, während Ballantine – trotz der Tatsache, daß er der Leiter der Herzchirurgie war – allenfalls eine Drei darstellte.
Dr. Kingsley blickte abrupt auf und starrte den Medizinstudenten an, als sähe er ihn zum erstenmal. »Woran kann man auf der Stelle erkennen, daß es sich hierbei nicht um einen AV-Block handelt, Doktor?«
Alle Farbe wich aus dem Gesicht des Studenten. »Ich weiß nicht«, brachte er schließlich hervor.
»Unverfängliche Antwort«, kommentierte Dr. Kingsley mit einem Lächeln. »Ich wünschte, ich hätte als Medizinstudent den Mut gehabt, zuzugeben, daß ich etwas nicht wußte.« Er wandte sich an Jerry und fragte: »Wie steht’s mit seinen Pupillen?«
Jerry hob das linke Augenlid des Patienten an. »Unverändert.«
»Geben Sie ihm noch eine Ampulle Bikarbonat«, ordnete Dr. Kingsley an. »Ich nehme an, Sie haben bereits Calcium injiziert?«
Jerry nickte.
Ein paar Minuten lang herrschte Schweigen, während Dr. Kingsley mit seiner Herzmassage fortfuhr. Dann erschien ein Labortechniker mit einem altmodischen EEG-Gerät in der Tür.
»Ich möchte lediglich wissen, ob es in seinem Kopf irgendwelche elektrischen Aktivitäten gibt«, sagte Dr. Kingsley. Der Techniker brachte die Kopfschwarten-Elektroden an und nahm das Gerät in Betrieb. Die Gehirnstromkurve verlief flach, genau wie das EKG.
»Ich fürchte, das war’s«, meinte Dr. Kingsley, zog seine Hand aus dem Brustkorb des Patienten zurück und streifte die Handschuhe ab. »Meiner Meinung nach sollte langsam jemand Dr. Ballantine anrufen. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.« Er verließ den Raum.
Einen Moment lang bewegte sich niemand, kein Wort fiel. Der EEG-Techniker brach den Bann. Verlegen verkündete er, daß er wohl besser wieder ins Labor ginge. Er sammelte seinen Krimskrams ein und verschwand.
»So was habe ich noch nie gesehen«, sagte Peter und starrte auf Bruce Wilkinsons klaffende Brust.
»Ich auch nicht«, pflichtete Jerry ihm bei. »Irgendwie bleibt einem die Luft weg.«
Beide Männer traten dicht ans Bett heran und blickten in die Wunde.
Jerry räusperte sich. »Ich weiß nicht, was man mehr braucht, wenn man jemand auf solche Weise aufschneidet – Qualifikation oder Selbstvertrauen.«
»Beides«, sagte Pamela und zog den Stöpsel des EKG-Geräts heraus. »Wie wär’s, wenn ihr zwei Knaben uns ein bißchen Platz machen würdet, damit wir den Raum wieder in Ordnung bringen können? Ach übrigens, ich habe noch etwas vergessen. Als ich Mr. Wilkinson fand, lief seine Infusion viel zu schnell. Die Flasche war fast leer, obwohl sie eigentlich noch kaum angebrochen sein durfte.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob das irgendeine Bedeutung hat, aber ich wollte es Ihnen wenigstens gesagt haben.«
»Danke«, sagte Jerry geistesabwesend. Er hatte kaum hingehört. Zögernd steckte er seinen Zeigefinger in die Wunde und berührte Bruce Wilkinsons Herz. »Manche Leute behaupten, Dr. Kingsley sei ein arroganter Hundesohn, aber eins ist mal sicher, wenn ich mich morgen einer by-pass -Operation unterziehen müßte, würde ich zu Dr. Kingsley gehen.«
»Amen«, sagte Pamela
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