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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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wollte. Ist geritten wie der Teufel, und Grips hatte sie auch. Jan Dettendorf wäre ihr auf Dauer nicht gewachsen gewesen.« Bewunderung schwang in ihrer Altstimme mit – und Wehmut.
    »Wie bei Ihnen? War Ihnen auf Dauer auch niemand gewachsen?«
    »Spielen Sie darauf an, dass ich mein Leben lang allein gelebt habe? Das trifft zu, jedenfalls soweit es meine Zeit hier in Kirchhagen betrifft. Aber ich war nicht immer allein. Ich habe Familiezusammengehörigkeit und echte Freundschaft kennengelernt. Es gibt sie – wahre Freundschaft zwischen Mann und Frau. In unserem Kulturkreis ist sie mir allerdings eher selten begegnet.«
    »Der Mann auf dem Foto vom Schützenfest, den niemand mehr kennen will. Was war mit ihm?« Pia verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief, genauso wie die Frau ihr gegenüber es tat. Gemeinsamkeiten schafften Vertrauen. Gerlach war so schlau, jetzt zu schweigen.
    »Er hieß Arnold. Ich weiß nicht einmal mehr seinen Nachnamen. Er war nicht von Bedeutung. Er kam hier im Sommer 1972 an, um Simon zu besuchen und sich die Zeit zu vertreiben, bevor er zur See fahren wollte. Das hat er uns jedenfalls erzählt. Aber keiner wusste genau, wann sein Schiff ablegen würde. Simon und Arnold kannten sich aus einer Burschenschaft in Berlin. Ich habe zwar auch in Berlin studiert, aber ich bin nie auf dem Verbindungshaus gewesen … Ich bin diesem Arnold zum ersten Mal begegnet, als er mit Simon in Kirchhagen auftauchte und wie vom Donner gerührt Marion anstarrte. Und die merkte sofort, was sie in diesem Arnold auslöste … Als Simon begriffen hat, was da lief, war es schon zu spät. Arnold klebte an uns wie ein altes Kaugummi an der Schuhsohle und versuchte, auf Teufel komm raus bei Marion zu landen. Sie war damals eigentlich schon mit Simon zusammen, aber Arnolds Avancen gegenüber schien sie nicht abgeneigt zu sein. Ich war natürlich außen vor. Keine Schönheit, auch damals schon nicht, und ich verstand es nicht, zu flirten.Ich bildete mir ein, mit all dem nichts zu schaffen zu haben, aber verletzt war ich natürlich trotzdem.«
    »Weshalb?«
    »Weil … Ich habe Simon geliebt … damals. Es gab eine Zeit in Berlin, als wir beide … ein Paar waren. Zumindest hatte ich mir das eingebildet …«
    »Was geschah im Sommer 1972? Was geschah auf dem Schützenfest?«
    »Ach, das will doch keiner mehr wissen.«
    »Lisanne Olsen wollte es wissen, nicht wahr? Sie können nicht länger die Augen davor verschließen, dass die jüngsten Ereignisse in Kirchhagen irgendwie mit der Vergangenheit zusammenhängen. Lisanne Olsen wollte eine Art Porträt über Sie schreiben, haben Sie mir erzählt. Was ist schiefgelaufen?«
    »Gar nichts! Lisanne Olsen wollte über meine Arbeit als Ethnologin schreiben. Sie tat sehr interessiert, und ich dumme Kuh fühlte mich geschmeichelt. Ich habe ihr ja sogar eine Pressemappe von mir mitgegeben, in der ich alte Artikel aus Fachzeitschriften über mich gesammelt hatte. So eitel war ich! Der Artikel über dieses Schützenfest muss dazwischengelegen haben. Ich hatte den Zeitungsausschnitt wohl mit in der Mappe aufbewahrt, weil das Foto eines der wenigen ist, auf denen ich nicht allzu unvorteilhaft aussehe, auch wenn Marion mir natürlich wie immer die Show stiehlt. Eine Woche später kam Lisanne wieder zu mir und interessierte sich, genau wie Sie, für den Mann auf dem Foto.«
    »Was haben Sie ihr erzählt?«
    »Dass dieser Arnold, nachdem er nicht bei Marion landen konnte, auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist. Marion hat noch im selben Jahr Simon geheiratet. Das war die ganze Geschichte.« Henriette rückte abwehrend vom Tisch weg.
    »Nein, das stimmt so nicht. Als Lisanne sich zu sehr für Ihregeheimen Liebschaften interessierte, hat vermutlich einer von Ihnen ein Drahtseil über eines der Hindernisse auf ihrem Parcours gespannt und ihr aufgelauert. Genickbruch. Hat es laut geknackt, als die Wirbel brachen? Dettendorf muss etwas beobachtet oder geahnt haben. Vielleicht hatte Lisanne Olsen ihm auch etwas erzählt, das ihn nachträglich auf die richtige Spur gebracht hat. Jedenfalls wurde er zusammengeschlagen und ein paar Tage später von einer Giftschlange lebensgefährlich verletzt. Ihrer Giftschlange, Frau Mühlberg! Was soll eigentlich noch passieren, bevor Sie den Mund aufmachen?«
    »Ich hätte den beiden, nie, niemals so etwas angetan.«
    »Wirklich nicht? Vielleicht war es ja Ihr ehemaliger Freund, Simon Burmeister. Vielleicht hat er auch Arnold Plessow

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