Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
die sich von mindestens drei gelben Augenpaaren beobachtet fühlte. Die Katzen saßen auf der Truhe neben der Treppe, auf der schmalen Fensterbank, und oben zwischen den Geländerstäben der Galerie vermeinte sie auch einen schwarzen Katzenkopf zu sehen.
    »Marion Burmeister kümmert sich dann immer um meine Katzen. Etwas Futter hinstellen, für Wasser sorgen, mehr ist es ja nicht.«
    »Sind Sie mit Marion Burmeister gut befreundet?«, fragte Gerlach.
    »Wir kennen uns seit Ewigkeiten. Sie kann mit meinen Macken umgehen, ich weiß über die ihren Bescheid. Wir sehen uns regelmäßig und helfen uns, wenn nötig. Aber Marion gehörtnicht zu den Menschen, die ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde, wenn Sie verstehen, was ich meine …«
    »Wen würden Sie denn mitnehmen?«
    »Ha, ertappt. Da habe ich mich wohl selbst reingeritten. Wenn man so lange allein lebt wie ich, verlernt man den verbalen Schlagabtausch. Ich würde niemanden mitnehmen. Nur … Gegenstände.«
    Sie führte Pia und Gerlach in die Küche, steckte den Stecker des Heizstrahlers in die Steckdose und bot ihnen einen Platz am Tisch an. »Soll ich Teewasser aufsetzen? Ich habe nichts anderes zu trinken da.«
    »Nein. Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    Henriette Mühlberg griff trotzdem zum Teekessel und füllte ihn mit Wasser. Der Wasserhahn ächzte und gurgelte. Der Rücken der Mühlberg mit dem ausladenden Poncho über den Schultern sah massiv und kräftig aus.
    »Ich brauche jetzt etwas Warmes. In den modernen Zügen zieht es fürchterlich. Früher gab es Fenster zum Auf- und Zumachen, heute ist man den Launen der Klimaanlage ausgeliefert.«
    »Haben Sie gehört, was Jan Dettendorf passiert ist?«
    Die Mühlberg fuhr herum, den Teekessel noch in beiden Händen haltend, während das Wasser hinter ihr in den Spülstein plätscherte. »Nein. Nicht schon wieder ein … Todesfall?«
    »Wir gehen davon aus, dass es ein Mordanschlag war. Aber er lebt. Er ist allerdings noch im Krankenhaus.«
    »Was hat er? Was ist passiert?«
    Pia zog es vor, diese Frage nicht direkt zu beantworten. Information gegen Information. »Wir suchen jemanden aus Jan Dettendorfs oder Lisanne Olsens Umfeld, der Giftschlangen hält oder sie sich beschaffen könnte.« Sie beobachtete Henriette Mühlbergs Reaktion. Deren Gesichtsausdruck verändertesich. Die Selbstsicherheit schwand, stattdessen presste sie die Lippen zusammen und zog die Schultern hoch.
    »Ist er … Er ist doch nicht etwa von einer Giftschlange gebissen worden?«, fragte die Mühlberg mit rauer Stimme.
    »Kennen Sie sich mit so etwas aus?«
    »Hören Sie: Ich habe die Hälfte meines Lebens in den Tropen verbracht. Ich habe mal einen erwachsenen Mann am Biss einer Buschmeister sterben sehen. Aber das ist etwas, das man nicht in Kirchhagen erwartet, nicht wahr?«
    »Nein. Wir hatten das auch nicht erwartet, als wir Herrn Dettendorf gestern bewusstlos in seinem Haus aufgefunden haben. Es ging ihm sehr schlecht, ohne dass ich gleich feststellen konnte, was geschehen war. Glücklicherweise hat der Rettungsassistent an der Bissmarke erkannt, womit er es zu tun hatte. Dettendorf ist mit dem Rettungshubschrauber abgeholt worden. Er ist immer noch im Krankenhaus in Behandlung … Es sieht sehr ernst aus.«
    Gerlach warf Pia einen überraschten Blick zu.
    Die Mühlberg war sichtlich erschüttert. »Oh nein, nicht Dettendorf, nicht das!« Langsam drehte sie sich um, stellte den Kessel weg und drehte – endlich – den Wasserhahn zu. Als sie sich wieder umwandte, wirkte sie nachdenklich.
    »Zum Glück haben wir die Schlange sicherstellen können, sodass er ein Antiserum bekommen hat, aber es war knapp. Irgendjemand hat es ernst gemeint mit seinem Versuch, Jan Dettendorf zu schaden. Schwere Körperverletzung oder versuchter Mord.«
    »Was für eine Schlange hat ihn gebissen?«
    »Tut das etwas zur Sache? Kennen Sie Leute, die giftige Schlangen halten?«
    »Sagen Sie mir, was für eine!« Es klang heiser.
    »Wen kennen Sie, der mit Schlangen zu tun hat?«
    Sie hob resigniert die massigen Schultern. »Leo Körting hält ein paar Würgeschlangen, soweit ich informiert bin. Vor Giftschlangen hat er den nötigen Respekt. Er ist im Amphibienclub.«
    »Sonst noch jemand?« Pia hatte Mühe, ruhig zu bleiben.
    »Giftschlangen kann sich jeder beschaffen. Es ist ganz einfach.«
    »Das ist es nicht, was wir von Ihnen wissen wollen, Frau Mühlberg. Wir wollen von Ihnen wissen, wer in Ihrem Umfeld Giftschlangen

Weitere Kostenlose Bücher