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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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den Weg der Unabhängigkeit. Wenn die Entwicklung so weitergehe, werde es zu einer Polarisierung kommen und zu Hochzinskrediten.
    Am 20. März 1962 kam eine Sitzung des Ständigen Ausschusses des Provinzkomitees von Anhui zu einer Übereinkunft und wies darauf hin, dass das System der Selbstverantwortungsfelder den sechzig Punkten des Zentralkomitees zuwider- und auf eine Untergrabung der Kollektivwirtschaft hinauslaufe, den kapitalistischen Weg und damit in die falsche Richtung gehe und entschlossen korrigiert werden müsse.
    Ein paar Kader, die die Lage grundsätzlich begriffen hatten, schickten einen Brief an Mao Zedong und das Provinzkomitee, in dem sie eine Weiterführung der Selbstverantwortungsfelder befürworteten. Im Juni 1962 schrieb der stellvertretende Staatsratsvorsitzende Li Fuchun einen Brief an Liu Shaoqi, Deng Xiaoping und alle Sekretariatsgenossen, in dem er seine Unterstützung für die Selbstverantwortungsfelder zum Ausdruck brachte. Im Juli des gleichen Jahres hat der Leiter des Büros für die Arbeit in den ländlichen Gebieten des Zentralkomitees Deng Zihui eine Untersuchungsgruppe nach Anhui geschickt und in seinem anschließenden Bericht die Vorteile der Selbstverantwortungsfelder bestätigt, und er trat dafür ein, »den Selbstverantwortungsfeldern nicht mit einem Federstrich den Garaus zu machen und sie auf ganzer Linie abzulehnen«. Kurz danach wurde Deng Zihui auf einer Arbeitssitzung des Zentralkomitees hart kritisiert. Aber Deng bekräftigte erneut: »Meine Ansicht über die Selbstverantwortungsfelder hat sich nicht geändert.« Auf der zehnten Plenartagung des Zentralkomitees vom 24. bis zum 27. September 1962 wurde Deng abgesetzt und die Abteilung des Zentralkomitees für die Arbeit auf dem Land aufgelöst. Die Tagung verlangte von der Gesamtpartei, »auf keinen Fall den Klassenkampf zu vergessen«. Die Verantwortungsfelder wurden als »Restauration des Kapitalismus« kritisiert und verurteilt.
    Ende 1962 verlangte das Provinzkomitee von Anhui, »eine Reihe von Produktionsteams vor der Bestellung der Felder im Frühjahr 1963 und den Rest vor der Feldarbeit im Frühjahr 1964 zu korrigieren«. Dennoch ist man in vielen Gebieten bei dem neuen System geblieben und hat es nur zum Schein korrigiert und damit die Zeit der Selbstverantwortungsfelder verlängert.
    Als der »Wind der Partikularisierung« kritisiert und verurteilt wurde, wurde davon auch eine Menge von Kadern erfasst. In der Folge kam es zu den »vier Säuberungen« und der »Kulturrevolution«, wo die Kritik und die Urteile noch intensiver wurden. Provinzweit wurden einige zehntausend Menschen wegen der Selbstverantwortungsfelder kritisiert und bekämpft. Bis 1978 war der Anteil der Selbstverantwortungsfelder in Anhui im Landesdurchschnitt am höchsten und sie wurden schließlich auf das ganze Land ausgedehnt.

Kapitel 5
    Die Drei Roten Banner:
Die direkte Ursache für die Hungersnot
    Die Generallinie, der Große Sprung nach vorn und die Volkskommunen wurden damals als die Drei Roten Banner bezeichnet. Das war das politische Banner, das die Chinesen 1958 fanatisch werden ließ, und die direkte Ursache für die Hungersnot.
    Dennoch hüteten die Mächtigen viele Jahre lang die Ursache für die Hungersnot wie einen Schatz. Von 1958 bis unmittelbar vor der Reform- und Öffnungspolitik war die Haltung gegenüber diesen Drei Roten Bannern ein wichtiger Maßstab für die Loyalität bzw. Nicht-Loyalität gegenüber der KPCh.
    »Die Generallinie« war eine Kurzbezeichnung für die Generallinie im Aufbau des Sozialismus. Der Name stand für »die Anspannung aller Kräfte, Vorwärtsstreben und einen vermehrten, schnellen, guten und sparsamen Aufbau des Sozialismus«. Damals verkündeten die Zeitungen: »Tempo ist die Seele der Generallinie«. Der Große Sprung nach vorn war die Verkörperung dieses Tempos. Deshalb waren von der ideologischen Einschätzung her die Generallinie und der Große Sprung ein und dasselbe. Und doch, die Generallinie legte ihr Schwergewicht einseitig auf die Leitgedanken, während es beim Großen Sprung vornehmlich um die praktische Umsetzung ging, der Große Sprung war die Umsetzung der Leitgedanken der Generallinie.
    Die Generallinie zum Aufbau des Sozialismus wurde auf dem im Mai 1958 einberufenen zweiten Plenum des achten Zentralkomitees beschlossen, sie wurde nach der Staatsgründung nach und nach formuliert und hat auf der Chengdu-Konferenz zwischen dem 9. und 25. März eine wichtige Wirkung

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