Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Mao Zedong Bericht zu erstatten.
Nach dem Nationalfeiertag sind die beiden Vettern zusammen mit Wang Lifan schließlich von Mao Zedong empfangen worden. Sie berichteten, es gebe immer weniger Nahrungsmittel, viele ernährten sich nur noch von Reiskleie und verfaultem Chinakohl; die Kommunemitglieder hätten keine Kraft mehr für die Arbeit und bekämen sie auch nirgendwoher; viele würden nicht satt und hätten die Wassersucht.
Schließlich hob Mao Zerong die Stimme: »Vorsitzender Vetter, diese ganze Situation wagen die Kader dir nicht zu schildern. Du wohnst hier in Beijing, und der Himmel ist hoch und der Kaiser weit, und du weißt von nichts. Zur Zeit ist alles außer Kontrolle, die Menschen werden verhungern müssen, du musst etwas tun!«
Wen Dongxian sagte: »Vorsitzender, du weißt, bei uns in Shaoshan treffen die drei Kreise Xiangtan, Xiangxiang und Ningxiang aufeinander, in allen drei Kreisen ist die Lage gleich! Du kannst doch jemanden schicken, der sich das ansieht!« [487]
Aus diesem Grund hat Mao Zedong schließlich zugegeben, dass die Kantinen nicht gut liefen. Im Dezember hat er eine Reorganisation der Gemeinschaftsküchen und eine Säuberung der Kantinen von »schlechten Menschen« angeordnet. Was die Gemeinschaftsküchen anging, wollte er noch andere Meinungen hören.
Im Winter 1960 hat Mao Zedong, der im Zug unterwegs war nach Hangzhou, in seinem Sonderzug die Sekretäre und zuständigen Personen von sechs Großgebieten ausfindig gemacht und mit ihnen die Lage in den ländlichen Gebieten studiert. Die Mehrheit dieser Kader hat sich noch für die Kantinen ausgesprochen. Nur der erste Sekretär des Provinzkomitees von Jiangsu Jiang Weiqing hat von Anfang an geschwiegen. Als Mao Zedong ihn aufforderte, seine Meinung zu sagen, machte er ein verlegenes Gesicht. Mao ermunterte ihn, doch mit der Sprache herauszurücken, und versprach ihm, es werde »keine Prügel geben«.
Jiang Weiqing wies auf drei Probleme der Gemeinschaftsküchen hin:
In einem halben Jahr wurden die Vorräte für ein ganzes Jahr verbraucht!
Die Gemeinschaftsküchen können nicht so viele Schweine großziehen. Wenn aber in jeder Familie, in jedem Haushalt nur ein Schwein gehalten werde, dann seien das 300 Millionen. Jetzt fehle es an Schweinen und an Hühnern.
Die Verluste der Gemeinschaftsküche seien nicht mehr zu beziffern. Jeden Tag gehen Schalen zu Bruch und Stäbchen verloren. Die Wälder seien schon kahlgeschlagen; alles, um zu kochen. Früher hat man in den Familien gekocht, da haben die Kinder ein bisschen Reisig und trockene Blätter gesammelt, das ging auch. Aber heute wird Holz verbrannt, es ist traurig!
Mao Zedong sagte zu Zhou Enlai: »Präsident, du hast recht gehabt!« Zhou Enlai nickte. [488]
Im Januar 1961 veranstaltete das Zentralkomitee die neunte Vollversammlung des achten Parteitags der KPCh, auf der Mao Zedong die gesamte Partei zu Untersuchung und Studium aufrief, um die wirkliche Lage unten zu klären. Er selbst schickte Tian Jiaying, Hu Qiaomu und Chen Boda mit jeweils einer eigenen Arbeitsgruppe los.
Im März erreichte eine Arbeitsgruppe Shaoshan, der die Massen die Lage folgendermaßen schilderten: »Essen ist des Volkes Himmel, aber wenn man nichts zu beißen hat, wie soll man da die Produktion entwickeln? […] Die Kantinen haben kein Öl, sie haben nichts zu essen, ein Napf Reis, ein Löffel Wassersuppe mit Salz und Chili, wenn man das gegessen hat, grummelt einem der Hunger in den Eingeweiden. […] Die Kantinen waren der Ort, an dem die Kader die Rationen der Kommunemitglieder veruntreuten, bei jeder Gelegenheit wurde ihnen ihre Schüssel Reis vorenthalten, und der Hunger war schlimmer als die Prügel und die Beleidigungen.« Die Bauern verlangten die Befreiung der Gemeinschaftsküchen, eine Verteilung nach Arbeitsleistung, volle Belohnung und volle Strafe.
Außerdem sagten die Massen: »Es ist schwer, die Gemeinschaftsküchen gut zu führen, es wäre besser, sie aufzulösen, sie zu vergessen, ein paar Privatparzellen zu verteilen und jedem die Erlaubnis zu geben, vor und hinter seinem Haus ein bisschen Gemüse anzubauen! Wenn wir satt sind, steigt auch die Produktion. Wenn man die Gemeinschaftsküchen nicht auflöst, ist alles andere leeres Gerede.« Auch hieß es, »die ganze Wassersucht und Auszehrung kommen doch nur davon, dass wir nicht genug zu essen haben« und »erst wenn die Gemeinschaftsküchen aufgelöst sind, kann man die Privilegienwirtschaft der Kader beseitigen. Nur wenn
Weitere Kostenlose Bücher