Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Jeder Schüler in den neuen Schulen wird ein schöpferisches Mitglied der neuen Familien. Die Schüler in den neuen Schulen werden allmählich mehr werden, und die neu geschaffenen Familien werden allmählich mehr werden. Und mit den neuen Familien wird allmählich eine neue Gesellschaft entstehen. Wie die neue Gesellschaft aussehen wird, kann man nicht erschöpfend darstellen, aber man kann ihren Schöpfer zitieren: öffentliche Kindergärten, öffentliche Altenheime, öffentliche Schulen, öffentliche Büchereien, öffentliche Banken, öffentliche Bauernhöfe, öffentliche Fabriken, öffentliche Konsumgesellschaften, öffentliche Theater, öffentliche Krankenhäuser, öffentliche Parks, Museen und autonome Gebiete.« [435]
Der junge Mao Zedong stand unter dem Einfluss von Kang Youweis Datongshu [23] und der Theorie von den Neuen Gemeinden des Japaners Mushanokōji Saneatsu und hatte mit Gleichgesinnten wie Cai Helin den Plan, im Yuelu-Gebirge »neue Gemeinden« aufzubauen mit gemeinsamem Arbeiten, gemeinsamem Lernen, mit Allgemeinbesitz und egalitärer Verteilung und persönlicher Unabhängigkeit. Aber Mao Zedong fand nie die Bedingungen vor, die es ihm erlaubt hätten, dieses Ideal zu verwirklichen.
1958 dann war Mao Zedong der Auffassung, nun sei es soweit. Er sagte: »Kang Youwei hat das Buch der großen Gemeinschaft , das Datongshu , geschrieben. Einen Weg, der zu dieser großen Gemeinschaft geführt hätte, hat er nicht gefunden und auch nicht finden können.« [436] Jetzt gab es die Volkskommunen, und er war der Auffassung, der Weg sei gefunden.
Auch die anderen Führungspersonen des Zentralkomitees hatten dieses Gefühl und sie haben mit Macht den Kommunismus propagiert. Daraufhin wurde auf der Beidaihe-Konferenz der Beschluss angenommen, »innerhalb von mindestens drei bis fünf und von höchstens fünf bis sechs Jahren« den Übergang zum System des Volkseigentums zu verwirklichen. Als auf der Konferenz die Frage der Volkskommunen diskutiert wurde, sagte Mao Zedong: »In etwa zehn Jahren werden wir womöglich mit Produkten reich gesegnet sein, wir werden eine hochstehende Moral haben und wir werden in der Lage sein, auf dem Gebiet der Ernährung, der Kleidung und der Unterbringung den Kommunismus umsetzen zu können. Dass man in den Gemeinschaftsküchen kostenlos verpflegt wird, das ist Kommunismus.« Weiter sagte er: »Genosse Liu Zihou aus Hebei hat über zehn Personen gefunden, die im Sinne des Kommunismus arbeiten […] wenn ihr nach Hause kommt, tut es ihnen nach.« [437]
Aber innerhalb von zwei, drei Monaten ist der »Kommunistische Wind«, den die Volkskommunen ausgelöst hatten, über das ganze Land gefegt und hat zu gewaltigen Verwüstungen geführt. Die Bauern fingen an zu murren, Mao Zedong und die anderen waren gezwungen, das System zeitweilig neu auszurichten. Aber diese Korrekturen sind von Anfang an nicht über die ideologischen und systemischen Grenzen der Drei Roten Banner hinausgegangen: Konkrete Fehler konnte man korrigieren, aber an den Drei Roten Bannern durfte nicht gerüttelt werden und an den Volkskommunen wurden lediglich oberflächliche Ausbesserungen und Schönheitskorrekturen vorgenommen.
Am 13. Oktober hat sich Mao Zedong erneut zu einer Reise durch den Süden aufgemacht und war erst wieder am letzten Dezembertag des Jahres im Regierungsviertel Zhongnanhai. Nach dieser Rundreise war, anders als nach den Reisen zuvor, sein Tonfall gedämpft.
Ende 1958 hat das Zentralkomitee auf den Konferenzen von Zhengzhou und Wuchang einerseits zwar die Volkskommunen in hohem Maße gepriesen, andererseits aber gleichzeitig die Menschen von ihrem fanatischen Kommunismus weggezogen. Die Führung des Zentralkomitees hat einige theoretische Fragen klargestellt:
Die gegenwärtige Phase ist immer noch Sozialismus, nicht Kommunismus,
in den Volkskommunen herrscht immer noch das System des Kollektiveigentums, nicht des Volkseigentums,
die Produktion muss weiter mit aller Macht entwickelt werden,
an dem System der Verteilung nach Arbeitsleistung muss weiter festgehalten werden.
Aber was man in den vergangenen Monaten getan hatte, daran wurde auch in der Theorie nicht gerüttelt, so zum Beispiel, dass die Zusammenlegung des Lohnsystems mit dem Verteilungssystem »eine Pionierleistung der sozialistischen Verteilung« sei und »kommunistische Keime« in sich trage. Mao Zedong propagierte weiter die kostenlose Verpflegung, was deutlich macht, dass er keine Alternative sah zu einem
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